Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Katherine Baxter, und deren Nummer lautet KB zwei dreiunddreißig. Es gab noch andere Akten, und in allen Fällen stimmten die beiden ersten Buchstaben mit den Initialen des Patienten überein. Nun, wir sind uns bewusst, dass es noch ein paar weitere PPs gibt, aber es sind sehr wenige. Und deshalb frage ich Sie noch einmal: Was bedeutet PP, denn um die Initialen der Patientin handelt es sich ja offensichtlich nicht?«
    »PP bedeutet ›Problempatient‹«, fauchte Marlene trotzig.
    Tonys Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln in Richtung der Geschworenen. »Problempatient!«, wiederholte er langsam, aber mit lauter Stimme. »Was in Gottes Namen heißt das denn? Machen sie Ärger in der Praxis?«
    »Ja, sie machen Ärger in der Praxis«, spie Marlene hervor. »Es sind Hypochonder. Sie haben eine Flut von albernen Beschwerden, die sie sich ausdenken und mit denen sie dem Doktor nur Zeit stehlen, in der er sich nicht um die Leute kümmern kann, die wirklich krank sind.«
    »Und Dr. Bowman war damit einverstanden, dass Sie den Patienten diese Bezeichnung gaben.«
    »Natürlich. Er hat uns ja gesagt, wer in diese Kategorie gehörte.«
    »So, nur damit es keine Missverständnisse gibt, Patience Stanhopes Akte war eine PP-Akte, was bedeutet, dass sie eine Problempatientin war. Ist das richtig?«
    »Ja!«
    »Keine weiteren Fragen.«
    Jack beugte sich zu Alexis hinüber und flüsterte: »Das ist ein PR-Albtraum. Was hat Craig sich bloß dabei gedacht?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber solche Sachen sind nicht gerade hilfreich. Im Gegenteil, jetzt sieht die Sache noch finsterer aus.«
    Jack nickte, sagte jedoch nichts mehr. Er konnte es einfach nicht fassen, dass Craig so dumm gewesen war. Alle Ärzte hatten Patienten, die sie als »Problempatienten« bezeichneten, aber so etwas wurde niemals in der betreffenden Akte vermerkt. In jeder Praxis gab es Patienten, die gehasst oder verachtet wurden und die die Ärzte nur zu gerne loswürden, was ihnen aber oft nicht gelang. Jack erinnerte sich daran, dass er in seiner eigenen Augenarztpraxis zwei oder drei Patienten gehabt hatte, die ihm so zuwider waren, dass es ihm für den ganzen Tag die Laune verdarb, wenn er ihre Namen im Terminplan entdeckte. Er wusste, dass dies eine völlig natürliche menschliche Reaktion war, und auch als Arzt war man vor solchen Gefühlen nicht gefeit. Und doch war das ein Punkt, der, außer bei den Psychiatriestudenten, während der Ausbildung gerne unter den Teppich gekehrt wurde.
    Randolph versuchte im Kreuzverhör, den Schaden so weit wie möglich wiedergutzumachen, doch es war offensichtlich, dass ihn dieses Thema vollkommen unvorbereitet erwischt hatte. Bei dem ritualisierten Beweiserhebungsverfahren im Vorfeld einer Verhandlung waren solche Überraschungen selten. Tony trug ein selbstgefälliges Lächeln zur Schau.
    »Einen Patienten als ›Problempatienten‹ zu kennzeichnen, ist nicht notwendigerweise ein Zeichen für Geringschätzung, nicht wahr, Mrs Richard?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Tatsächlich liegt der Grund dafür, einen solchen Patienten gesondert hervorzuheben, in der Absicht, ihm eher mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen zu können als weniger.«
    »Wir haben bei der Terminvergabe mehr Zeit für sie eingeplant.«
    »Genau darauf wollte ich hinaus. Ist es zutreffend, dass Sie, sobald Sie das PP sahen, dem betreffenden Patienten mehr Zeit mit dem Doktor einräumten als anderen?«
    »Ja.«
    »Also war es für den Patienten nur von Vorteil, als PP-Patient gekennzeichnet zu sein?«
    »Ja.«
    »Keine weiteren Fragen.«
    Jack beugte sich erneut zu Alexis hinüber. »Ich fahre jetzt rüber ins rechtsmedizinische Institut. Das hier hat mich noch einmal zusätzlich motiviert.«
    »Danke«, flüsterte Alexis zurück.
    Jack war spürbar erleichtert, als er das Gerichtsgebäude verließ. In die Mühlen der Justiz zu geraten, war schon immer eine seiner Phobien gewesen, und dass es nun seinen Schwager traf, kam ihm für seinen Geschmack viel zu nah. Die Vorstellung, dass der Gerechtigkeit wie durch ein Wunder zum Sieg verholfen wurde, war unangemessen idealistisch, wie Craigs Verfahren zu beweisen drohte. Jack hatte kein Vertrauen in dieses System, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie ein besseres aussehen sollte.
    Er holte seinen gemieteten Hyundai aus der Tiefgarage unter dem Boston Common. Er hatte ihn am Morgen dort abgestellt, als er zufällig auf das Parkhaus gestoßen war, nachdem er im Bereich des

Weitere Kostenlose Bücher