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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dass das Opfer, Patience Stanhope, der Schlüssel sei, um diesen Behandlungsfehler-Prozess zu gewinnen. »Wenn es deinem Anwalt gelingt, die Geschworenen ohne jeden Zweifel davon zu überzeugen, dass diese Frau tatsächlich eine solche Hypochonderin war, werden sie gegen den Kläger entscheiden müssen.«
    Ein paar Sekunden lang starrte Craig Jack wortlos an. Es hatte den Anschein, als sei der Übergang so abrupt gewesen, dass er sein Gehirn erst wieder neu hochfahren müsse. »Ach«, entgegnete er schließlich. »Es ist interessant, dass du das erwähnst, denn genau das Gleiche habe ich auch schon zu Randolph Bingham gesagt.«
    »Na also. Wir denken in die gleiche Richtung, das verleiht der Idee doch Glaubwürdigkeit. Was hat dein Anwalt darauf erwidert?«
    »Nicht viel, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Ich finde, du solltest ihn noch einmal darauf ansprechen«, sagte Jack. »Und da wir gerade von der Verstorbenen sprechen, ich habe nirgends einen Autopsiebericht gesehen. Ich vermute, es hat gar keine Obduktion gegeben, nicht wahr?«
    »Nein, leider wurde keine durchgeführt«, sagte Craig. »Die Diagnose wurde durch den Biomarker-Schnelltest bestätigt.« Er zuckte die Achseln. »Mit einer Klage hat ja niemand gerechnet. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sich die Rechtsmediziner für eine Obduktion entschieden, und ich hätte auch selbst eine verlangt.«
    »Da gab es noch einen kleinen Punkt in der Akte, der mir etwas seltsam vorkam«, fuhr Jack fort. »Goergina O’Keefe, die Schwester in der Notaufnahme des Newton Memorial Hospital, hat in ihren Aufzeichnungen festgehalten, dass die Patientin eine deutliche zentrale Zyanose aufwies. Das ist mir aufgefallen, weil sie es später bei ihrer Befragung nicht mehr erwähnt hat. Ich habe noch einmal nachgeschaut und es überprüft. Dass ich überhaupt daran hängen geblieben bin, lag natürlich daran, dass du in deiner Aussage erklärt hast, wie schockiert du über das Ausmaß der Zyanose warst, als du die Patienten gesehen hast. Das war ja ein Punkt, bei dem zwischen dir und Mr Stanhope Uneinigkeit bestand.«
    »Natürlich bestand darüber Uneinigkeit«, sagte Craig abwehrend. Etwas von der früheren Verdrossenheit kehrte in seine Stimme zurück. »Mr Stanhope hatte mir am Telefon gesagt, ich zitiere, ›sie sieht irgendwie blau aus‹, aber als ich ins Haus kam, war sie vollkommen zyanotisch.«
    »Hättest du es als eine zentrale Zyanose bezeichnet wie Ms O’Keefe?«
    »Zentral oder peripher, wo ist da in diesem Fall der Unterschied? Ihr Herz pumpte das Blut nicht schnell genug durch ihre Lungen. Es gab eine Menge desoxygeniertes Blut in ihrem Kreislauf. Das ist üblicherweise der Grund für eine Zyanose.«
    »Der Punkt ist das Ausmaß der Zyanose. Ich stimme dir zu, dass die ausgeprägte Zyanose sicher darauf hindeutet, dass entweder nicht genug Blut durch ihre Lungen gepumpt wurde oder nicht genug Luft in ihre Lungen gelangte. Wenn es sich um eine periphere Zyanose gehandelt hätte, also Blut, das sich in ihren Extremitäten staute, wäre sie nicht so auffällig oder gleichmäßig gewesen.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«, fragte Craig aggressiv.
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Als Rechtsmediziner versuche ich, allen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossen zu sein. Lass mich dir eine Frage stellen: Was für ein Verhältnis hatten die Verstorbene und ihr Ehemann?«
    »Wohl eher ein etwas seltsames. Auf jeden Fall haben sie sich in der Öffentlichkeit nicht gerade mit Zärtlichkeiten überschüttet. Ich bezweifle, dass sie einander sehr nahe standen, denn er hat mich wegen ihrer Hypochondrie ausdrücklich bedauert.«
    »Weißt du, wir Rechtsmediziner sind von Natur aus misstrauisch. Wenn ich eine Autopsie durchführen würde, würde ich in Anbetracht der Zyanose vor allem auf irgendwelche Anzeichen für Ersticken oder Strangulation achten, nur um sicherzugehen, dass es sich nicht um Mord gehandelt hat.«
    »Das ist doch absurd«, fauchte Craig. »Das war kein Mord. Meine Güte!«
    »Das habe ich ja auch nicht behauptet. Ich habe es nur als eine Möglichkeit ins Spiel gebracht. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie vielleicht einen nicht diagnostizierten Rechts-links-Shunt hatte.«
    Craig fuhr sich unwirsch durchs Haar, und sah nun nicht mehr ordentlich, sondern müde und leicht zerzaust aus. »Sie hatte keinen Rechts-links-Shunt!«
    »Woher willst du das wissen? Sie hat dich ja nach ihrem unklaren Belastungs-EKG, das ich übrigens

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