Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Fernseher nicht
    ausgeschaltet gewesen. Auf dem Couchtisch standen eine halb leere Flasche Scotch vor Craig und ein
    altmodisches Glas, das bis zum Rand mit der
    bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. »Was macht er da?«, fragte Jack leise.
     
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte Alexis zurück. »Er vegetiert. Er ist deprimiert.«
    »Wie ist denn der Rest des Tages im Gericht verlaufen?«
    »Ich muss sagen, ganz ähnlich wie der Teil, den du dir angeschaut hast. Deswegen ist er ja so deprimiert. Der erste der drei Sachverständigen des Klägers hat ausgesagt. Es war Dr. William Tardoff, der Leiter der Kardiologie am Newton Memorial Hospital.«
    »Und wie war er?«
    »Leider sehr glaubwürdig und überhaupt nicht herablassend gegenüber den Geschworenen. Es ist ihm gelungen, vollkommen einleuchtend darzustellen, warum die erste Stunde, ja die ersten Minuten für einen Herzinfarktpatienten so entscheidend sind. Nachdem Randolph ein paar Mal versucht hat, Einspruch zu erheben, hat er es geschafft, ins Protokoll zu bringen, dass er der Ansicht sei, dass Patience Stanhopes Überlebenschancen deutlich gesunken seien, weil Craig erst so spät seine Diagnose bestätigt und sie ins Krankenhaus gebracht hat, wo sie dann behandelt werden konnte.«
    »Das klingt ja ziemlich vernichtend, vor allem aus dem Mund eines Chefarztes aus Craigs eigener Klinik.«
    »Craig hat allen Grund, deprimiert zu sein. Für einen Arzt ist jegliche Kritik schwer zu ertragen, weil sie sich selbst auf ein Podest stellen, aber aus dem Mund eines respektierten Kollegen ist es noch um ein Vielfaches schlimmer.«
    »Ist es Randolph gelungen, den Eindruck, den Dr. Tardoff hinterlassen hat, im Kreuzverhör ein wenig abzumildern?«
    »Ein bisschen bestimmt, da bin ich mir sicher, aber er scheint immer hinterherzuhinken und zu retten, was zu retten ist.«
    »Es ist nun einmal die Regel, dass der Kläger als Erster seine Sicht des Falls präsentieren darf. Randolph wird dazu schon auch noch Gelegenheit bekommen.«
    »Dieses System erscheint mir nicht sehr fair, aber es ist ja nicht so, dass wir eine Alternative hätten.«
    »Waren heute nur zwei Zeugen dran?«, fragte Jack.
    »Nein, insgesamt waren es drei. Vor Dr. Tardoff hat Darlene ausgesagt, Craigs Arzthelferin. Tony hat sie über die PP-Kennzeichnung ausgequetscht genau wie vorher Marlene, und mit dem gleichen Resultat. Während der Mittagspause war Randolph furchtbar wütend auf Craig, weil er ihm nichts davon gesagt hatte, und das ist ja auch verständlich.«
    »Es will mir immer noch nicht in den Kopf, dass Craig so etwas in seiner Praxis zugelassen hat.«
    »Ich fürchte, es entspricht einer gewissen Arroganz.«
    »Ich wäre da nicht so großzügig. In meinen Augen ist es schiere Dummheit, und für das Verfahren war es ganz sicher nicht hilfreich.«
    »Es wundert mich, dass Fasano die Erlaubnis erhalten hat, es überhaupt einzuführen. Meiner Ansicht nach ist es eindeutig vorverurteilend und hat nichts mit der angeblichen Fahrlässigkeit zu tun. Aber weißt du, was mir am meisten zu schaffen macht?«
    »Was denn?«, fragte Jack. Ihm fiel auf, dass Alexis’ Wangen sich gerötet hatten.
    »Es ist zwar nicht gut für Craigs Verfahren, aber die Bezeichnung der Sekretärinnen für diese Patienten war tatsächlich zutreffend.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jack. Unwillkürlich bemerkte er, dass sich die Röte in Alexis’ Gesicht noch vertieft hatte. Dieses Thema schien sie sehr zu erregen.
    »Weil sie Problempatienten waren, jeder einzelne von ihnen. In Wirklichkeit war die Bezeichnung Problempatient für sie noch nicht einmal ausreichend. Es waren Hypochonder der übelsten Sorte. Ich weiß das, weil Craig mir von ihnen erzählte. Sie verschwendeten seine Zeit. Sie hätten einen Psychiater oder einen Psychologen aufsuchen sollen, jemanden, der ihnen möglicherweise dabei hätte helfen können, ihre Probleme aufzuarbeiten. Und Patience Stanhope war die Schlimmste von allen. Es gab eine Phase, vor etwa einem Jahr, da hat sie Craig einmal in der Woche aus dem Bett geklingelt und zu einem überflüssigen
    Hausbesuch gerufen. Es hat die ganze Familie belastet.«
    »Also warst du wütend auf Patience Stanhope?«
    »Natürlich war ich wütend. Nicht lange nach dieser Zeit, in der sie so anstrengend war, ist Craig dann ausgezogen.«
    Jack musterte das Gesicht seiner Schwester. Er wusste, dass sie als Kind einen Hang zur Theatralik gehabt hatte, und ihre Reaktion auf Patience Stanhope ließ

Weitere Kostenlose Bücher