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CROMM - Das Dorf findet dich

CROMM - Das Dorf findet dich

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner , Christian Sidjani
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Was, zum Teufel ...«
    Die Frau mit dem Schlauch in der Hand drehte sich zu ihm und plötzlich unterbrach ein Wasserstrahl Martins Tirade. Jakob wusste, dass er genauso gut schimpfen konnte wie Witze reißen. Er konnte eigentlich niemals seine Fresse halten. Und er wusste, das war der Grund, warum Larissa manchmal daran dachte, mit ihm Schluss zu machen.
    Die Frau spritzte Martin von oben bis unten ab, als sei er ein Möbelstück aus dem Garten, das endlich wieder gereinigt werden musste. Er brabbelte nur unverständliches Zeug, während sie an ihm war. Währenddessen hatte sich die Frau mit der Lampe in eine Ecke gestellt und diente nur als Lichtquelle, während die dritte Frau ein paar Lappen aus dem Eimer holte und sich an Jakob wandte. Kurz nur schaute sie ihm in die Augen und in ihren lag ein strafender Blick, als würde sie mit ihrem Kind unzufrieden sein. Dann machte sie sich daran, ohne das Gesicht zu verziehen, seine Kotze von der Jeans zu wischen. Sorgfältig nahm sie jedes Stück von ihm auf, dass alsbald der lästige Geruch endlich von ihm abließ. Zwischendurch stopfte sie die Lappen in den Eimer, wusch sie im Wasser, wrang sie aus und machte weiter, bis nichts mehr von seinem Unrat übriggeblieben war.
    Die Frau mit dem Schlauch war mit Martin fertig und er konnte sich nur durch Schmerzenslaute artikulieren. Sein Atem ging schneller und Jakob war froh, dass er nicht weiter herum schrie.
    »Danke«, flüsterte er, als die Frau mit dem Eimer zu Remo ging. Und Jakob fühlte sich bescheuert. Wieso dankte er seinen Entführern für das Säubern? Wenn sie ihn nicht hier festgehalten hätten, nicht dieses Gift, oder was auch immer, verabreicht hätten, dann wäre seine Kleidung nie schmutzig geworden. Er hätte sich nie bekotzt. Noch bevor er einen Versuch zu schreien unternehmen konnte, wenigstens ein Mal Fotze sagen konnte, erwischte ihn der Wasserstrahl aus dem Schlauch im Gesicht. Es war ihm unangenehm, dass es so wohltuend war. Er hielt den Mund auf, um wenigstens etwas von dem Wasser trinken zu können. Als er schluckte, glaubte er, seine Kehle presste sich zusammen. Er hustete, während der Strahl langsam über sein Kinn zur Brust wanderte. Es war warm unter leichtem Druck. Als würde er duschen.
    Dann erreichte der Strahl seinen Bauch und es brannte in dieser Gegend. Ein Druck baute sich auf, dass er an die Boritos denken musste, von denen Martin gesprochen hatte. Etwas bewegte sich an seinem Bauch. Aber nein, das konnte nur die Reaktion seines Körpers sein. Alles andere war Einbildung.
    Als sie schließlich seine Beine erreicht hatte, musste er wieder husten und seine Lunge brannte wie zuvor, dass seine Schmerzen Überhand nahmen. Eine neue Welle der Übelkeit überkam ihn, doch nur kurz. Bevor er kotzte, war es vorbei. Der Strahl war weiter gewandert und sein Bauch fühlte sich wieder normal an. Ja, für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, alles war wieder normal an seinem Körper. Er musste sich nur befreien können, dann konnte er die Frauen überwältigen. Drei Frauen, verdammt nochmal. Zierliche, ältere, bäuerliche Geschöpfe. Die konnte er leicht niederstrecken, wenn er nur wollte. Wenn die Situation verzweifelt genug war, und das war sie.
    Er kam nicht dazu. Noch bevor er versuchte, seine Arme zu bewegen, waren sie wieder im Begriff zu verschwinden. Die Säuberung hatte nicht länger als fünf Minuten gedauert. Eine oberflächliche Wäsche, aber er musste zugeben, dass ihn dieser Gestank nicht mehr so penetrierte. Und wieder dachte er, dass er der einen Frau dankbar war. Scheiße, warum hatte er das bloß gesagt? Da schoss es ihm durch den Kopf: weil sie ihm das Gefühl gegeben hatte, eine Mutter zu sein. Seine Mutter, die auf ihn aufpassen sollte. Was für ein Schwachsinn.
    Martin stöhnte, Remo stöhnte, und Jakob bemerkte, dass es ihm nicht anders erging, als die drei Frauen wieder vor den Gittern waren und die Zellentür von außen verschlossen. Das Licht wanderte den Gang hinunter. Zurück blieben drei Männer in Düsternis, die doch hell genug war, das gesamte Ausmaß dieser Erbärmlichkeit zu erblicken.
    »Mir geht’s nicht gut«, sagte Martin, »mein Bauch.«
    Er stöhnte. Remo räusperte sich und wollte etwas sagen, als Martin zu schreien begann. So wie vorhin. Doch nun war die Panik in seiner Stimme offensichtlich.
    »Was ist das?!«, rief er. »Seht ihr das auch? Verdammt, was habt ihr da am Bauch?!«
    Jakob wollte an sich hinunterschauen, aber es war ihm vorhin schon

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