Cromwell, Bernard
hindurch und setzte sich Saban gegenüber, während ihre
beiden Brüder draußen hocken blieben. »Ich habe zu Erek gebetet«, sagte sie
ernst, »und er hat mir gesagt, ich soll dir helfen, den Tempel zu transportieren.
Es ist mein Schicksal.«
»Steine schleppen soll dein Schicksal sein?« Saban lächelte
fast.
»Und bei dir sein«, ergänzte Aurenna; sie blickte ihn ängstlich
an, voller Furcht, dass er ihre Hilfe womöglich ablehnen würde.
Saban wusste nicht, was er sagen sollte. »Bei mir sein?«,
fragte er unsicher und überlegte, was genau sie eigentlich damit meinte.
»Wenn du mich haben willst«, sagte sie und errötete, obwohl
es so dämmrig in der Hütte war, dass Saban ihre Verlegenheit nicht bemerkte.
»Ich habe die ganzen letzten Monde zu Erek gebetet«, fuhr Aurenna mit schüchterner
Stimme fort, »und ihn gefragt, warum er mich nicht genommen hat. Warum hat er
Schande über meine Familie gebracht? Und ich habe mit unserem Priester
gesprochen; er gab mir einen Becher mit einem Trank, und dann habe ich einen
wilden Traum geträumt: In diesem Traum hat Erek mir gesagt, dass ich die Mutter
des Hüters seines neuen Tempels in Ratharryn sein soll.«
»Du sollst Mutter werden?«, fragte Saban, und er wagte
kaum zu glauben, was sie da so ruhig und gelassen vorschlug.
»Wenn du mich haben willst«, sagte sie bescheiden. »Ich
habe kaum von etwas anderem geträumt«, gestand er.
Aurenna lächelte. »Gut, dann werde ich bei dir bleiben,
und meine Brüder können eure Steine transportieren.« Sie erklärte, dass ihre
Brüder, Caddan und Makin, daran gewöhnt waren, große Felsbrocken von den zerklüfteten
Berggipfeln in das tiefer gelegene Land zu schleppen, wo die Familien die
Blöcke zerteilten und Axtklingen daraus anfertigten. »Und ich habe gehört«,
fuhr sie bedächtig fort, »dass du die Aufgabe, die Steine zu bewegen, schwierig
findest?«
Es war nicht Saban, der diese Aufgabe schwierig fand,
sondern Haragg - denn Kereval hatte dem Händler die Aufgabe übertragen, den
Tempel nach Ratharryn zu versetzen, und die damit verbundenen Probleme bereiteten
dem Hünen großes Kopfzerbrechen. Das ganze vergangene halbe Jahr hatte er damit
verbracht, zwischen Scathels Tempel und Kerevals Siedlung hin- und herzupendeln,
und er war sich noch immer nicht darüber im Klaren, wie die Steine von der
Stelle bewegt werden sollten - oder ob man sie überhaupt versetzen konnte. Er
quälte sich mit dem Problem herum, hörte sich Vorschläge an und verfiel dann
in Unentschlossenheit. Lewydd und Saban behaupteten, sie wüssten, wie es sich
machen ließe; aber Haragg scheute sich, ihren Rat anzunehmen. »Es ist durchaus
machbar«, sagte Saban jetzt zu Aurenna, »aber nur, wenn Haragg sich dazu
entschließt, Lewydd und mir zu vertrauen.«
»Ich werde ihm empfehlen, euch zu vertrauen«, versprach
Aurenna. »Wenn er meinen Traum hört, wird er dem Gott gehorchen.«
Aurennas Rückkehr beunruhigte die Priester, denn sie
befürchteten, Aurennas Macht könnte ihnen den Rang streitig machen; deshalb
baute Saban ihr eine Hütte am Flussufer, näher am Meer. Von überall aus ganz
Sarmennyn und sogar aus den Ländern jenseits von Sarmennyns Grenzen strömten
nun Leute herbei, um ihren Segen zu empfangen. Fischer brachten ihre Boote, um
sie von Aurenna segnen zu lassen, und unfruchtbare Frauen wünschten ihre
Fürsprache in Bezug auf Kinder. Aurenna bestritt zwar, irgendwelche
überirdischen Kräfte zu besitzen; aber trotzdem kamen die Leute in Scharen zu
ihr, einige siedelten sich sogar in ihrer Nähe an und bauten sich Hütten, bis
der Ort als Aurennas Siedlung bekannt wurde. Lewydd, Speerkämpfer und Sohn
eines Fischers, kam ebenfalls, um dort zu leben, und brachte gleich eine
Ehefrau mit; Aurennas Brüder bauten sich Hütten neben seiner, sie nahmen sich
ebenfalls Ehefrauen. Auch Haragg und Camaban erschienen, und Haragg verneigte
sich vor Aurenna; er sah ungeheuer erleichtert aus, als sie ihm erklärte, Erek
habe verfügt, dass Saban und Lewydd die Tempelsteine transportieren sollten.
»Meine Brüder werden die heilige Last aus den Bergen herunterschaffen«, sagte
sie zu Haragg, »Saban wird Boote bauen, um die Steine zu befördern, und Lewydd
wird sie nach Ratharryn steuern.«
Haragg akzeptierte Aurennas Wort und schloss sich danach
Camaban an, der durch ganz Sarmennyn reiste und allen seine Vision predigte;
denn für diese schwierige Aufgabe würden sie die Hilfe des Stammes brauchen,
und deshalb mussten die Leute
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