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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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schaffen«, gab
Scathel demütig sein Wort, noch immer auf den Knien liegend.
    Camaban zeigte nach Norden. »In deinem Wahnsinn, Scathel«,
sagte er, »hast du einen Doppelkreis aus Steinen oben in den Bergen erbaut. Das
ist der Tempel, den ich haben will.«
    »Dann sollst du ihn haben«, versprach Scathel.
    »Ist das abgemacht?«, fragte Camaban.
    »Es ist besiegelt!«
    Beharrlich hielt Camaban die große Goldraute über sich.
»Erek hat die Sonnenbraut zurückgewiesen, weil du seinen Wünschen
zuwidergehandelt hast! Erek will seinen Tempel in Ratharryn haben!« Die
Stammesmitglieder waren inzwischen aus dem Schutz der Felsen hervorgekommen
und hörten Camaban zu, der hoch aufgerichtet und Furcht einflößend am dunklen
Rand des Kliffs stand, wo der Wind sein langes schwarzes Haar zauste und die
Knochen klappern ließ, die in die Strähnen eingeflochten waren. »Nichts
geschieht ohne Grund«, rief er. »Euer Gold zu verlieren war eine Tragödie,
aber eine Tragödie mit einer ganz bestimmten Bedeutung. Und was bedeutet sie?
Sie bedeutet, dass Erek seine Macht verstärken will! Er will sein Licht bis in
den Mittelpunkt der Welt strahlen lassen! Er will seine richtige Braut
zurückfordern, nämlich die Erde selbst! Er wird euch Leben und Glück schenken -
aber nur dann, wenn ihr tut, was er wünscht. Und wenn ihr seinen Tempel nach
Ratharryn schafft, dann werdet ihr alle wie Götter sein!« Er sank in sich
zusammen, erschöpft. »Ihr werdet alle wie Götter sein .«, murmelte er
nochmals.
    »Danke, dass du sie gerettet hast«, flüsterte Saban, einen
Arm um Aurenna geschlungen.
    »Törichter Knabe«, winkte Camaban ab. Dann marschierte er
vorwärts und kniete vor Scathel nieder.
    Er legte das Gold, sämtliche zwölf Rauten, auf das Gras
zwischen ihnen; dann umarmten sich die beiden Männer wie Brüder, die sich nach
langen Jahren der Trennung endlich wieder gefunden hatten.
    Beide weinten, und beide gelobten, den Willen des
Sonnengottes zu erfüllen.
    So war Aurenna am Leben geblieben, Camaban hatte den Sieg
davongetragen, und Ratharryn würde seinen Tempel bekommen.
     
    11. KAPITEL
     
    S cathel wusste nicht, was aus
Aurenna werden sollte: Sie war den Weg ins Feuer gegangen und hatte überlebt - das
gab es bisher noch nie bei einer Sonnenbraut. Scathels erster Impuls war, sie
zu töten, während Kereval sie zu seiner eigenen Gemahlin machen wollte; aber
Camaban, dessen Autorität jetzt fast unangefochten galt in Sarmennyn,
entschied, sie freizulassen. »Erek hat ihr erlaubt, am Leben zu bleiben«,
erklärte er dem Stamm, »weshalb er hier auf Erden eine Verwendung für sie haben
muss. Wenn wir sie töten oder sie zu einer Eheschließung zwingen, dann
widersetzen wir uns Erek.«
    Bald darauf wanderte Aurenna nach Norden, wo ihre Familie
lebte, und sie blieb den ganzen Winter über dort; aber im Frühling kam sie
wieder in den Süden und brachte zwei ihrer Brüder mit.
    Die drei kamen in einem Boot den Fluss heruntergefahren,
dessen Rumpf aus gebogenen Weidenzweigen bestand und mit gegerbten Häuten
bespannt war. Aurenna trug ein Gewand aus Rehleder und hatte ihr goldblondes
Haar im Nacken zusammengebunden. Sie traf gegen Abend in Kerevals Siedlung ein,
und die untergehende Sonne beleuchtete ihr Gesicht, als sie zwischen den
Hütten hindurchging, wo die Leute schweigend vor ihr zurückwichen. Einige
glaubten, sie wäre noch immer eine Göttin, andere dachten, die Zurückweisung
durch Erek hätte sie in einen bösen Geist verwandelt; und alle fürchteten ihre
Macht.
    Sie bückte sich vor dem Eingang zu Haraggs Hütte. Saban
saß allein im Inneren, damit beschäftigt, Feuersteinbrocken zu behauen und zu
Pfeilspitzen zu formen. Er mochte diese Arbeit, denn es war befriedigend, die
glatten, scharfkantigen Stücke aus dem höckerigen, groben Gestein entstehen zu
sehen; aber dann wurde plötzlich das Licht verdeckt, in dem er gearbeitet
hatte, und er blickte irritiert auf. Und er erkannte Aurenna nicht, weil sie
sich nur als eine dunkle, verschwommene Silhouette gegen das Licht draußen
abzeichnete. »Haragg ist nicht hier«, brummte er.
    »Ich bin gekommen, um dich zu sehen«, erwiderte Aurenna -
in dem Moment erkannte Saban sie, und sein Herz war auf einmal so übervoll,
dass er kein Wort hervorbrachte. Voller Sehnsucht wünschte er den ganzen
Winter, sie wieder zu sehen, hatte aber befürchtet, dass sich sein Wunsch wohl
nie erfüllen würde; jetzt war sie doch gekommen! Sie duckte sich unter dem
niedrigen Türsturz

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