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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Sturms aller schmückenden Federn beraubt, und wenn er auch Saban sich
nähern sah, so nahm er doch keine Notiz von ihm. Kereval blickte entgeistert
drein, voller Furcht vor dem, was dieses Omen bedeutete.
    Camaban blickte ebenfalls zu Saban auf, begann dennoch in
diesem Moment, die Riten zu vollziehen. Er zerrte Aurenna zum Anfang der
Steinstraße, die zu dem Feuer führte, und zog ein Messer aus dem Gürtel, um die
Goldstücke von ihrem Gewand zu trennen die Kereval als Ersatz für Ereks
verlorene Schätze erworben hatte. Aurenna schien wie in Trance zu sein. Scathel
kämpfte sich durch den Sturm, um Camaban anzubrüllen, doch Camaban brüllte noch
lauter, sodass Scathel nachgab und zurückwich - dann war Saban an der Seite
seines Bruders. »Sie muss in das Feuer gehen!«, rief Camaban. »Es gibt kein
Feuer!«
    »Sie muss in das Feuer gehen, Idiot!«, schrie Camaban, er
packte Aurennas regendurchnässte Robe am Halsausschnitt und schlitzte sie mit
seinem Messer auf.
    Saban packte die Hand seines Bruders, um ihn an seinem
Tun zu hindern, aber Camaban schüttelte ihn ab. »Dies ist die Art und Weise,
wie es gemacht wird!«, rief er über das wilde Brausen des Sturms hinweg. »Und
es muss richtig gemacht werden! Begreifst du das denn nicht? Nur so kann es
geschehen!«
    Und plötzlich begriff Saban. Aurenna musste ihre Pflicht
tun und in das Feuer gehen - wenn es indes kein Feuer gab, dann war das nicht
ihre Schuld. Also trat Saban beiseite und schaute zu, wie sein Bruder Aurennas
langes Gewand zerschnitt. Die schwere Wolle flatterte wie eine Fahne wild im
Wind; dann zog Camaban an dem durchnässten Stoff und zog abermals, bis das
Brautgewand zu Aurennas Füßen niederfiel und sie nackt war.
    Sie war nackt, weil eine Braut in diesem Zustand zu ihrem
Ehemann ging; und Aurennas Bräutigam hieß Slaol. Camaban schrie sie an: »Geh
vorwärts! Geh!« Und Aurenna schritt tatsächlich vorwärts, obwohl es schwierig
war, weil die Elemente gegen ihren schmalen Körper antobten; trotzdem zwang sie
sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, noch immer wie in Trance, und Camaban
folgte unmittelbar hinter ihr, drängte sie weiter, während die entsetzten
Priester die Szene von dem Steinkreis des Tempels aus verfolgten.
    Ein Rest von Rauch oder Dampf stieg hartnäckig über der
Kliffspitze auf, um augenblicklich in nichts zerstäubt zu werden. Saban ging
neben Aurenna her, blieb jedoch außerhalb der Steinreihen, die die heilige
Straße säumten, und der Sturm schien noch lauter zu brüllen, als Aurenna sich
dem Ende des Weges näherte. Ihre Füße rutschten auf dem nassen Gras, ihr triefnasses
Haar flatterte wild, aber sie beugte sich gehorsam vor und warf sich in den
Sturm. »Geh zu!«, schrie Camaban sie an. »Mach voran!«
    Am Rand des Kliffs sah Saban, dass zwischen den aufgeschichteten
Scheiten noch immer ein Rest von Feuer schwelte. Der Holzstoß war riesig
gewesen, und er war gegen Mittag angezündet und mit so viel weiterem
Brennmaterial versehen worden, dass die Hitze sich ständig gesteigert hätte -
aber der Wind und die Gischt und der peitschende Regen hatten die Flammen
niedergedrückt, hatten das Feuer auf nasse, schwarze und verkohlte Scheite
reduziert; doch in seinem Kern, tief drinnen, glühten einige Kohlen weiter
gegen den Sturm an.
    »Da!«, rief Camaban plötzlich erregt. »Da!« Saban und
Aurenna hoben die Köpfe, um zu sehen, dass der südwestliche Horizont nicht
vollkommen schwarz war, sondern einen schmalen, rot leuchtenden Spalt aufwies.
Der Sonnengott war da! Er blickte herunter, und sein Blut schimmerte durch die
Wolken. »Jetzt spring!«, schrie Camaban.
    Ein ohrenbetäubender Donnerschlag erschütterte die Welt.  
Grelle   Blitze   zuckten   die   Klippen   entlang.
    »Spring!«, brüllte Camaban abermals, und Aurenna schrie
vor Furcht oder vielleicht auch vor Triumph, als sie vom Rand der Felsen trat,
um sich in die von Regen und Gischt durchnässten Überbleibsel des Feuers zu
werfen. Sie taumelte, als sie auf dem Felsvorsprung landete, aus dem
Gleichgewicht gebracht durch den Sturm und die schwarz verkohlten Holzscheite
unter ihren Füßen, die in alle Richtungen wegrutschten; dann fiel sie gegen die
Felswand, und Saban sah einen letzten dünnen Rauchkräusel aufsteigen -
plötzlich gab es kein Feuer mehr. Aurenna hatte getan, was von ihr verlangt
wurde, und der Gott hatte sie zurückgewiesen.
    Saban sprang auf den steinernen Sims hinunter. Hastig zog
er sein Hemd aus und zwängte sie

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