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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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schossen zwei Pfeile aus
der Dunkelheit ganz dicht an ihm vorbei, und er begriff, dass das Licht der
Flammen ihn zu einer Zielscheibe machte; deshalb versteckte er sich hinter ein
paar Büschen, wo Mereth und Kereval Schutz gesucht hatten. »Was geht hier
vor?«, flüsterte Saban.
    Keiner der beiden Männer wusste es. Zwei von Kerevals
Kriegern waren verwundet worden, aber keiner hatte den Feind gesehen oder
wusste auch nur, wer die Angreifer waren; doch dann kam Kargan, Kerevals Neffe,
herbeigerannt, während er nach seinem Onkel rief, und seine Stimme löste prompt
einen weiteren Pfeilhagel aus.
    »Sie stehlen einen der Steine!«, schrie Kargan.
    »Sie stehlen einen Stein?« Saban konnte nicht glauben,
was er da hörte.
    »Und schleppen eines der Boote stromaufwärts!«, berichtete
Kargan aufgeregt.
    Zufällig hatte Scathel Kargans Worte mitbekommen. »Wir
müssen sie verfolgen«, krächzte er.
    »Und was ist mit den Frauen und Kindern?«, verlangte
Kereval zu wissen. »Wir können sie doch nicht allein lassen.«
    »Warum würden sie denn einen Stein stehlen wollen?«,
fragte Mereth verwundert.
    »Vielleicht wegen seiner Macht?«, schlug Saban vor. Die
Geräusche im Wald verhallten schließlich in der Ferne, und es sausten keine
weiteren Pfeile mehr durch die Finsternis.
    »Wir sollten sie verfolgen«, forderte Scathel abermals;
doch als Saban und Kargan in die Dunkelheit hinter der Feuerkette schlichen,
fanden sie nichts. Der Feind war verschwunden, und am Morgen, als Nebelschwaden
über den Flüssen wallten, entdeckten sie, dass eines der großen Boote
fortgeschleppt worden war: und zwar das mit den kleineren Steinen beladene.
Einer der beiden verwundeten Männer starb an diesem Morgen.
    Saban sah, dass der Mond auch nach der Morgendämmerung am
Himmel blieb, und er erinnerte sich wieder daran, dass er von seiner Mutter
geträumt hatte, die Zeit ihres Lebens Lahanna verehrte. Die Mondgöttin, so
befürchtete er, setzte sich zur Wehr, aber dann fand er ein paar der
feindlichen Pfeile und sah, dass sie mit Rabenfedern versehen waren. Schwarze
Federn, genau wie diejenigen, die die Krieger von Ratharryn verwendeten - doch
er ließ nichts verlauten von seinem Verdacht, denn das große Werk war fast
vollbracht.
     
    Der letzte Teil der Reise führte sie den Mai hinauf. Die
Sonne schien warm, aber die allgemeine Stimmung war düster und die Erinnerung
an die Pfeile in der Nacht Angst erregend. Misstrauisch beobachteten die Männer
die bewaldeten Ufer, während sie die Boote durch das hüfthohe Wasser zogen. Der
Leichnam des Speerkämpfers lag auf dem langen Mutterstein; Scathel hatte
darauf bestanden, dass die Leiche nach Ratharryn befördert werden sollte, denn
er wollte dem toten Krieger die Schätze auf die Haut legen, damit der Geist des
Verstorbenen begriff, auch seine Reise und sein Tod seien nicht umsonst
gewesen.
    Saban ging das Flussufer hinauf, während er Leir an der
Hand hielt. Aurenna trug Lallic und hörte interessiert zu, als Saban die Hügel
vorstellte, an denen sie vorbeikamen. »Der Hügel dort drüben ist der Ort, wo
einmal ein riesiger Bär erlegt wurde, und auf dem daneben hat Rannos, der Gott
der Blitze, einmal einen Dieb erschlagen; dieser hier aber«, erklärte er und
zeigte auf einen bewaldeten Hügel zu seiner Linken, »ist der Ort, wo unser
Totenhaus steht.«
    »Ein Totenhaus?«, fragte Leir.
    »In Ratharryn verbrennen wir unsere Toten nicht«,
unterwies Saban seinen Sohn, »sondern legen sie in einen kleinen Tempel, damit
die Vögel und wilden Tiere ihr Fleisch essen können. Dann begraben wir die
Gebeine oder legen sie manchmal auch in einen Grabhügel.«
    Leir schnitt eine Grimasse. »Ich würde lieber verbrannt
als gefressen werden.«
    »Was spielt es für eine Rolle, ob man verbrannt oder von
den Vögeln gefressen wird«, entgegnete Saban, »solange man zu den Ahnen geht?«
    Sie umrundeten den Hügel und sahen, dass sich am Flussufer
ein Stück weiter vor ihnen eine große Menschenmenge versammelt hatte, die ein
Willkommenslied zu singen begann, als die ersten Boote sichtbar wurden. »Wer
von den Männern ist Lengar?«, erkundigte Aurenna sich.
    »Ich sehe ihn nicht«, erwiderte Saban, und als er näher
kam, sah er, dass Lengar sich nicht unter den Leuten befand. Mereth' jüngere
Halbbrüder waren da und auch Sabans Schwestern und eine Menge anderer, an die
er sich von seiner Kindheit her erinnerte; als sie ihn erblickten, kamen sie
auf ihn zugerannt und streckten die Hände aus, um ihn

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