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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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zu berühren, als ob er
die Macht eines Zauberers besäße. Als sie Saban das letzte Mal gesehen hatten,
war er kaum mehr als ein Junge gewesen - doch jetzt stand hier ein erwachsener
Mann, groß, bärtig und kräftig, mit harten, ausgeprägten Gesichtszügen und
einem eigenen Sohn. Sie starrten Aurenna erstaunt an, zutiefst beeindruckt von
ihrem goldenen Haar und dem sanften, schönen Gesicht, das so makellos und so
gänzlich unangetastet von den Narben jedweder Krankheit war. Lengar, so
erklärten sie Saban, hielt sich noch in Drewenna auf; und dann teilte sich die
Menge, um Galeth durchzulassen. Er war jetzt alt, weißhaarig, mit einem
milchig weißen Auge, einem krummen Rücken und einem schütteren Bart. Zuerst
umarmte er Mereth, seinen ältesten Sohn, dann drückte er Saban an sich. »Du
bist für immer zurückgekommen?«, fragte er. »Ich weiß nicht, Onkel.«
    »Du solltest hier bleiben«, wisperte Galeth. »Du solltest
in Ratharryn bleiben und Clanführer sein!«
    »Ihr habt doch schon einen Clanführer.«
    »Wir haben einen Tyrannen«, berichtigte Galeth grimmig,
seine Hände auf Sabans Schultern. »Wir haben einen Mann, der den Krieg mehr
liebt als den Frieden, einen Mann, der glaubt, jede Frau gehöre ihm.« Er
blickte Aurenna an. »Bring sie fort, Saban«, fügte er eindringlich hinzu, »und
hol sie nicht eher wieder zurück, bist du hier Clanführer geworden bist.«
    »Hat Lengar den Tempel aufgebaut?«
    »Die Arbeiten sind gerade im Gange«, teilte Galeth ihm
mit, »aber Camaban tauchte im Frühjahr auf, und er und Lengar hatten einen
heftigen Streit. Camaban kam mit Haragg, beide sagten, der Tempel müsse
verändert werden; aber Lengar bestand darauf, dass er genauso erstellt werden
müsse, wie er ursprünglich war, weil er ihm Macht verschaffen würde — daraufhin
verschwand Camaban mit seinem Gefährten wieder.« Galeth blickte wieder zu
Aurenna hinüber. »Bring deine Frau fort, Saban! Bring sie in Sicherheit! Wenn
Lengar sie erblickt, wird er sie dir wegnehmen!«
    »Zuerst möchte ich den Tempel sehen«, beharrte Saban, und
er führte Aurenna den Hügel hinauf, wo durch die Schlitten, die die Steine vom
Fluss herauftransportiert hatten, eine breite Spur in der Grasnarbe entstanden
war. Kereval und seine Männer folgten, weil sie sehen wollten, wie ihr Tempel
an seinem neuen Bestimmungsort aussah.
    »Lengar versichert uns unentwegt, dass es ein großer
Kriegstempel ist«, erklärte Galeth, während er neben Saban herhinkte. »Er
glaubt, Slaol ist nicht nur der Gott der Sonne, sondern auch der Gott des
Krieges! Wir haben einen anderen Kriegsgott, habe ich zu ihm gesagt — aber
Lengar behauptet steif und fest, dass Slaol der mächtige Gott des Krieges und
der Vernichtung ist. Dein Bruder glaubt, er wird den Tempel vollenden und dann
über die ganze Welt herrschen.«
    Saban lächelte. »Damit wird die Welt vielleicht nicht ganz
einverstanden sein.«
    »Was Lengar will, das nimmt er sich einfach«, sagte Galeth
grimmig, wobei er erneut einen besorgten Blick auf Aurenna warf.
    Saban berührte seinen Nussschalentalisman. »Wir werden
sicher sein, Onkel«, beschwichtigte er, »wir werden sicher sein!«
    Der Weg führte zuerst nach Norden, während er sich
zwischen abgeernteten Feldern emporwand und um die hohen Bäume herumführte, in
deren Mitte das Totenhaus versteckt lag; dann bog er nach Westen ab, und jetzt
wurde der hohe Erdwall von Ratharryn zu seiner Rechten sichtbar. Saban zeigte
Leir die gewaltige Schutzvorrichtung und erklärte ihm, dass er hier aufgewachsen
war. Zu beiden Seiten des Weges erhoben sich jetzt die Grabhügel der Ahnen;
Saban sank auf die Knie und beugte den Kopf ins Gras, um den Ahnen dafür zu
danken, dass sie ihn all die Jahre über beschützt hatten.
    Nachdem sie die Grabhügel hinter sich gelassen hatten,
bog der Weg nach Süden ab, wo er in ein kleines Tal abfiel und schließlich in
den geheiligten Pfad mündete, den Gilan damals hatte anlegen lassen, als die
ersten Steine aus Cathallo eintrafen. Die Wölbung des Hügels vor ihnen diente
dem gleichen Zweck wie die doppelte Schleife in Cathallos heiligem Pfad,
nämlich um den Tempel bis zum letzten Moment vor den Blicken der Näherkommenden
zu verbergen; Saban fühlte wachsende Erregung, als er zwischen dem Ringgraben
und den Kreidewällen hinaufkletterte. Zuletzt stand der Schattentempel in dem
Hochtal in Sarmennyn, und jetzt würde er ihn an einem gänzlich anderen Ort
Wiedersehen - auf wunderbare Weise quer durch ein

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