Cromwell, Bernard
in
die Boote zu verladen; aber schließlich und endlich war die Arbeit getan, die
niemals wiederholt werden müsste.
Am nächsten Morgen steuerten sie die Boote den Fluss
hinunter, und die Männer sangen, als sie auf der Strömung dahintrieben. Sie
brauchten sich nicht zu beeilen; lediglich einige Stöße mit der Stange waren
erforderlich, um gelegentliche Hindernisse zu umschiffen. Die Sonne schien, sandte
ihre Strahlen zwischen den letzten grünen Blättern hindurch, während sich der
Fluss langsam zwischen Ufern dahinschlängelte, die dicht mit gefiederten
Weidenröschen bewachsen waren. Die krächzenden Schreie von Saatkrähen schallten
von den Feldern herüber, und Waldspechte hämmerten in den Bäumen. Es herrschte
Frieden. Als sie an Cheol, der südlichsten Siedlung von Ratharryn,
vorbeiglitten, versammelten sich die Bewohner am Flussufer, um zu tanzen und
die Steine mit einem Willkommenslied zu begrüßen. »Morgen!«, rief Saban den
Leuten am Ufer zu. »Morgen werden wir in Ratharryn sein! Sagt ihnen, dass wir
kommen!«
Hinter Cheol strömte der Fluss wieder zwischen Wäldern
dahin. Die Strömung war jetzt schneller, so schnell, dass die Männer, die sich
dazu entschlossen hatten, den Uferweg zu nehmen, fast rennen mussten, um mit
der Flotte Schritt zu halten. Die Mannschaft wurde jetzt von freudiger Erregung
erfasst. Das große Werk war seiner Vollendung nahe, und Saban hätte seine Siegesfreude
am liebsten laut zur Sonne hinaufgerufen. Sie hatten all die Mühen und
Anstrengungen um Slaols willen auf sich genommen, und sicherlich würde Lengars
Feindseligkeit angesichts der Pracht und Herrlichkeit von Slaols Anerkennung
dahinschwinden. Saban war sich nicht sicher, in welcher Form der Gott diese
Anerkennung zum Ausdruck bringen würde, aber seine Zweifel in Bezug auf
Camabans Träum schwanden mehr und mehr. Es war die Unternehmung selbst, die
seinen Glauben wiederhergestellt hatte; denn er hatte persönlich erlebt, wie
viel Anstrengung nötig gewesen war, die Steine und Boote zu befördern — er
konnte nicht glauben, dass fünf solch harte, mühsame Jahre umsonst gewesen
sein sollten. Slaol musste einfach darauf reagieren! So wie eine kurze
Hebelstange aus Holz einen großen Stein von der Stelle bewegen konnte, so
konnten unbedeutende Menschen einen großen, mächtigen Gott bewegen ...
Camaban hatte sicherlich Recht.
»Passt auf, dass die Strömung sie nicht mitreißt!«, rief
Lewydd plötzlich; mit einem Ruck erwachte Saban aus seinen glücklichen
Gedankengängen, um zu sehen, dass sie schon fast die Stelle erreicht hatten, wo
der Fluss in den breiteren Mai einmündete, und dass es höchste Zeit wurde, die
Boote zum Ufer zu lenken sowie sie dort für die Nacht zu vertäuen. Am nächsten
Morgen würden sie die Tempelsteine flussaufwärts gegen die Strömung des Mai
nach Ratharryn ziehen müssen; deshalb würden sie diese letzte Nacht der langen
Reise unter den Bäumen verbringen, die dicht auf dem schmal zulaufenden Landstreifen
zwischen den beiden Flüssen wuchsen.
Sie machten die Boote am Ufer fest, dann zündeten sie
Feuer an. Es war eine warme, trockene Nacht, daher brauchten sie keine
Schutzhütten; sie entfachten jedoch eine Kette von Feuern von Flussufer zu
Flussufer, um die bösen Geister abzuwehren, und Kerevals Krieger wurden
eingeteilt, abwechselnd neben den Feuern Wache zu halten und dafür zu sorgen,
dass sie die ganze Nacht hindurch brannten. Die übrigen Reisenden versammelten
sich und sangen Lieder, bis sie von Müdigkeit überwältigt wurden; in ihre
Umhänge gewickelt, schliefen sie unter den Bäumen ein. Saban horchte auf die
Geräusche des Flusses, bis die Träume kamen. Er träumte von seiner Mutter, sah
sie einen Holzpflock in den Stützpfosten ihrer Hütte hämmern, und als er sie
fragte, warum sie das täte, gab sie keine Antwort.
Und plötzlich war sein Traum von neuen Geräuschen erfüllt,
von schrillen Schreien und Panik; er erwachte mit stark klopfendem Herzen, um
zu erkennen, dass es überhaupt kein Traum war. Schlaftrunken und verwirrt
setzte er sich auf, hörte laute, aufgeregte Rufe hinter der Feuerkette und ein
seltsames Sirren irgendwo über seinem Kopf. Gleich darauf prallte etwas mit
einem dumpfen Aufschlag gegen einen Baum, und plötzlich begriff er, dass es
ein Pfeil war und dass das seltsame Sirren das Geräusch weiterer Pfeile war,
die durch die Blätter schwirrten. Hastig packte er seinen Bogen und den Köcher
voller Pfeile und rannte zu der Feuerkette. Sofort
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