Cromwell, Bernard
kampfbereit in Händen. Einige
hielten brennende Fackeln, um die mondlose Dunkelheit zu erhellen. Sie
verhöhnten Saban laut, der zum Himmel hinaufblickte. »Es ist kein Mond da!«,
sagte er beunruhigt.
»Alles wird gut werden«, beruhigte Aurenna ihn. »Ich weiß
es. Erek hat mich nicht verlassen.«
»Bring sie zu mir!«, befahl Lengar.
Saban war unentschlossen, aber Aurenna zog ihn vorwärts
und ging ruhig und gelassen auf Lengar zu, dessen Miene Triumph verriet.
»Ich habe dir ja gesagt, dass du sie bringen würdest,
Saban«, rief er. »Was bist du doch für ein Schaf!« Er machte eine ruckartige
Kopfbewegung, und vier seiner Männer trieben Aurenna mit ihren Speeren von
Saban weg. Sie schubsten sie in Lengars Richtung; andere Krieger, ihr Atem nach
Schnaps stinkend, packten Lewydd und Saban und bugsierten sie unsanft durch die
Kette von Kriegern. Saban blickte verzweifelt über seine Schulter zurück zu
Aurenna, die zwischen zwei bewaffneten Wachen direkt hinter Lengar stand.
Dennoch ignorierte Lengar sie im Moment noch. Stattdessen
starrte er auf die Festhalle und hob seinen Speer. »Jetzt!«, schrie er wie
toll, »jetzt!« Einige der Krieger schleuderten ihre Fackeln auf das Dach der
Festhalle, während andere ihre brennenden, mit Stroh umwickelten Stöcke unter
die breiten Dachvorsprünge der Hütte rammten. Die Fackeln setzten das steile
Reetdach im Handumdrehen in Brand, und die Flammen fraßen sich mit Übelkeit
erregender Schnelligkeit am First aufwärts. Nach nur wenigen Augenblicken
versuchten die ersten verängstigten Eingeschlossenen, dem Feuer zu entrinnen;
doch sobald sie an der Hallentür erschienen, wurden sie von Pfeilen begrüßt,
die sie mit brutaler Gewalt wieder zurücktrieben. Brennendes Reet stürzte in
die Halle hinunter, die sich rasch mit stickigem Rauch füllte. Das Wetter war
trocken gewesen, und die Halle fing so schnell Feuer wie ein gedörrter Bovist.
Weitere Fackeln wurden auf das steile Dach geschleudert, jetzt ein Teppich aus
Flammen und Dunkelheit; aber die Brandherde breiteten sich mit rasender
Geschwindigkeit weiter aus, verschmolzen miteinander und loderten hell auf —
gellend schrien die Menschen unter den aufgehängten Totenschädeln. Einige
Männer versuchten in ihrer Verzweiflung, durch die Hüttenwände zu brechen,
wurden jedoch sofort von Pfeilen durchbohrt. Einem Todesmutigen gelang es
tatsächlich, sich aus dem brennenden Gebäude zu befreien; aber auch er wurde
von einem halben Dutzend Pfeilen getroffen und dann mit einer Bronzeaxt
niedergestreckt.
Aurenna beobachtete die Szene aus weit aufgerissenen
Augen, während sie wie gelähmt vor Entsetzen dastand, eine Hand auf den Mund
gepresst, ihre Tochter fest an sich gedrückt, damit Lallic das grauenvolle
Gemetzel nicht sehen konnte. Die Wände der großen Halle brannten jetzt lichterloh.
Das lange Haar eines toten Mannes, der in einem Spalt in der Wand eingeklemmt
war, loderte plötzlich hell auf. Teile des Daches stürzten ein, spuckten einen
Funkenregen in die Nacht. Totenschädel krachten herab, während brennendes Stroh
zu den Sternen aufwirbelte. Lengars Krieger beobachteten das Inferno
fasziniert. Unter den Zuschauern befanden sich auch einige von Kerevals
Männern, diejenigen Krieger, die Vakkal nach Ratharryn gefolgt waren und die
jetzt Ratharryns finsterem Clanführer ergeben waren - diese fremdländischen
Krieger jubelten zusammen mit den anderen. Sie konnten durch die Lücken in den
Wänden in das Innere der Hütte blicken, wo Menschen wie lebende Fackeln
hilflos umhertaumelten, in Wirbel von Feuer eingehüllt. Ein Junge - einer der
beiden, die das Boot des Muttersteins ausgeschöpft hatten - schrie um Hilfe.
Saban konnte verkohltes Fleisch riechen. Das gellende, angsterfüllte Aufheulen
verstummte nach und nach, obwohl hier und da noch immer eine dunkle Gestalt in
dem Rauch und den Flammen zuckte - aber bald bewegte sich gar nichts mehr außer
den zusammenbrechenden Dachbalken und den Wirbeln von Funken und Feuer und
Rauch. Sekunden später stürzte das Ganze ein, ließ nur die zwölf Tempelpfeiler
stehen. Flammen züngelten an den mächtigen Pfeilern empor. Ein rauchender
Totenschädel rollte ins Gras. Lewydd hatte Leir auf die Füße gestellt und
versuchte jetzt verzweifelt, sich aus den schraubstockartigen Griffen zweier
Speerkämpfer zu befreien; aber plötzlich brach er zusammen, fiel auf die Knie
und vergrub schluchzend das Gesicht in den Händen. Saban hockte sich neben ihn.
»Es tut mir so
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