Cromwell, Bernard
versammelten sich in Arryns und Mais
Tempel, wo sie für die Männer beteten.
Aurenna und Saban aßen mit Kereval und seinen Männern.
Scathel beschwerte sich über Aurennas Anwesenheit und erklärte, eine Frau habe
in einer Festhalle nichts zu suchen, aber Kereval beschwichtigte den nörgelnden
Priester. »Sie ist eine von uns«, sagte er, »eine von uns, und es ist ja nur
für diese Nacht. Außerdem«, fügte er hinzu, »ist Aurennas Schicksal eng mit der
Rückkehr der Schätze verbunden, nicht wahr?«
Nach Einbruch der Dunkelheit betrat Lengar die Halle. Das
höhlenartige Gebäude wurde von zwei großen Feuern erhellt, deren Rauch zu den
Totenschädeln aufstieg, die rot im Schein der Flammen schimmerten. Dunkle
Schleier kräuselten sich um die Schädel, bevor sie durch das Loch im Dachfirst
entwichen. Das Essen war gut und reichlich gewesen, der Met stark, und Kerevals
Männer befanden sich in heiterer Stimmung, als Lengar erschien, begleitet von
sechs Speerkämpfern. Der Clanführer von Ratharryn war für die bevorstehende
Schlacht gekleidet, mit schimmernden Bronzestreifen auf seinem Hemd und
Adlerfedern an seinem Speer. Er schlug mit seinem Speerschaft gegen den
Türpfosten der Hütte, um sich über den allgemeinen Lärm hinweg Gehör zu
verschaffen.
»Männer von Sarmennyn!«, rief er in der Sprache der
Fremdländischen. »Ihr seid wegen eures Goldes hierher gekommen! Wegen eurer
Schätze! In deren Besitz ich bin!«
Beifälliges Gemurmel erhob sich. Lengar ließ den Applaus
einen Moment lang andauern, dann lächelte er. »Aber ich habe mich nur bereit
erklärt, die Schätze zurückzugeben, wenn ihr mir dafür einen Tempel bringen
würdet.«
»Wir haben den Tempel gebracht!«, rief Scathel.
»Ihr habt mir den größten Teil davon gebracht«, klärte
Lengar ihn auf, »aber ein Stein fehlt. Er scheint euch gestohlen worden zu
sein.«
Das Gemurmel wurde jetzt ärgerlich, so ärgerlich, dass die
Speerkämpfer hinter Lengar vortraten, um ihren Clanführer zu schützen - doch
Lengar winkte sie zurück. »Wird der Tempel noch Macht haben, wenn ein Stein
fehlt?«, fragte Lengar. »Wenn wir die Leiche eines Feindes begraben, hacken wir
eine Hand oder einen Fuß ab, damit sie unvollständig ist. Warum? Damit der
Geist des Toten keine Macht mehr hat. Und jetzt ist mein Tempel unvollständig.
Vielleicht wird Erek ihn gar nicht erkennen?«
»Oh, das wird er!«, behauptete Scathel beharrlich. Der
hagere Priester hatte sich von seinem Platz erhoben und stand jetzt hoch
aufgerichtet da, zitternd vor Zorn. »Er hat beobachtet, wie wir den Tempel
versetzten! Erek hat unser Werk gesehen!«
»Aber vielleicht ist er wütend, weil ein Stein fehlt?«,
gab Lengar zu bedenken, dann schüttelte er traurig den Kopf. »Ich habe
gründlich über dieses Problem nachgedacht und mit meinen Priestern gesprochen;
gemeinsam haben wir eine Lösung gefunden, die es euch gestatten wird, das Gold
in euer Land zurückzubringen. Ist das nicht der Grund, weshalb ihr gekommen
seid? Um das Gold wieder heimzuholen und dort glücklich zu sein?«
Er legte eine Pause ein. Scathel war vor Verwirrung
verstimmt, deshalb stand Kereval auf. »Und wie sieht eure Lösung aus?«, fragte
der Clanführer höflich.
Lengar lächelte. »Ich muss Erek zu seinem Tempel locken.
Zu einem Tempel, der nicht vollständig ist. Und womit könnte man ihn besser zu
uns locken als mit seiner Braut?« Er wies auf Aurenna. »Gebt mir diese Frau«,
schlug er vor, »und ich werde euch euer Gold geben. Ich werde euch sogar noch
mehr schenken! Ihr sollt noch reicher sein, als ihr früher gewesen seid, bevor
euch das Gold gestohlen wurde — noch in dieser Nacht! Ich händige euch das
Gold aus — aber nur, wenn mein Bruder mir seine Frau bringt.« Lächelnd richtete
er seinen Speer auf Saban. »Du musst mir Aurenna überlassen.«
»Nein!«, schrie Saban. Jetzt wusste er, warum Lengar seine
Männer ausgeschickt hatte, um den Stein zu stehlen; aber niemand würde seinem
— Sabans — Bericht Glauben schenken. »Nein!«, rief er abermals.
»Schick sie zu mir«, wandte sich Lengar erneut an Kereval,
»und ich werde euch die Schätze bringen.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt
und ging wieder hinaus.
»Nein!«, schrie Saban zum dritten Mal.
»Doch!«, schrie Scathel noch lauter. »Doch! Warum sonst
hat Erek sie im Meerestempel verschont? Keine Sonnenbraut ist jemals
zurückgewiesen worden, nicht ein einziges Mal in der langen Geschichte unseres
Stammes! Dieser
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