Cromwell, Bernard
Saban, der bisher vor Angst wie gelähmt
dagestanden hatte, dass der Geist durchaus einen Schatten im Mondlicht warf.
Und er sah auch, dass der vermeintliche Leichnam jedes Mal, wenn er sein
Gewicht auf den linken Fuß verlagerte, leicht einknickte. Außerdem waren die
dünnen, grauweißen Fetzen, die sich von seinem Körper lösten, nicht etwa
verwesendes Fleisch, sondern Asche, die in dem leichten Wind davonwehte. Der
Mann hatte im Fluss gebadet, sich in Asche gewälzt und seine Augenhöhlen und
Rippen mit Ruß geschwärzt; nun fiel die allmählich trocknende Asche in Flocken
von seiner Haut und seinen Haaren.
»Camaban!«, fauchte Lengar. Auch er hatte den hinkenden
Gang erkannt; er sprach den Namen zornig aus, verärgert und beschämt darüber,
dass er sich vor so einem jämmerlichen Gespenst gefürchtet hatte.
»Bruder!«, sagte Camaban. Er breitete die Arme aus, um
Lengar zu umarmen - der jedoch reagierte auf diese Geste, indem er sein Schwert
zog. »Bruder!«, wiederholte Camaban vorwurfsvoll. »Du würdest mich töten? Wie
sollen wir Cathallo jemals besiegen, wenn du mich tötest? Wie sollen wir
Cathallo ohne Zauberkunst besiegen?« Er machte ein paar unbeholfene
Tanzschritte, während er zum Mond hinaufschrie: »Zauberei! Tricks und
Fallstricke! Bannflüche im Dunkeln und Magie im Mondlicht!« Er heulte und
stöhnte, erzitterte von Kopf bis Fuß, als hätten die Götter Gewalt über seinen
Körper; dann, nachdem sich der Anfall gelegt hatte, blickte er Lengar
stirnrunzelnd an. »Du brauchst meine Hilfe nicht, um Derrewyns Flüche zu
entkräften?«
Lengar hielt seine Schwertklinge weiterhin drohend auf
seinen Bruder gerichtet. »Deine Hilfe?«, knurrte er.
»Ich bin gekommen«, erklärte Camaban so laut, dass die
Krieger, die zu den Hütten geflüchtet waren, ihn hören konnten, »um Cathallo zu
vernichten. Ich bin gekommen, um Cathallo zu Staub zu zermahlen. Ich bin
gekommen, um die Götter gegen Cathallo zu hetzen; aber zuerst, Bruder, müssen
du und ich Frieden schließen. Wir müssen uns umarmen!« Wieder machte er einen
Schritt auf Lengar zu, der zurückwich und einen Blick auf Saban warf. »Für
seinen Tod wird noch Zeit genug sein«, winkte Camaban ab, »zuerst musst du Frieden
mit mir schließen. Ich bedaure unseren Streit zutiefst. Es ist nicht richtig,
dass wir Feinde sind!«
Lengar hielt Camaban mit seinem Schwert in Schach. »Du
bist zurückgekommen, um Cathallo zu vernichten?«
»Ratharryn wird niemals groß und mächtig sein, solange
Cathallo blüht«, verkündete Camaban mit weithin schallender Stimme, »und wie
sehr ich mir doch wünsche, dass Ratharryn wieder groß und mächtig wird!« Er
schob Lengars Schwert behutsam beiseite. »Es ist nicht nötig, dass wir uns
streiten, Bruder! Solange du und ich im Streit miteinander liegen, solange
bleibt Cathallo unbesiegt. Deshalb umarme mich, Bruder, im Namen des Sieges!
Und dann werde ich zu deinen Füßen niedersinken, um deinem Volk zu zeigen,
dass ich mich geirrt habe und du Recht hattest.«
Der Gedanke, Cathallo vernichtend zu schlagen, war mehr
als genug, um Lengar zum Einlenken zu bewegen — daher breitete er für Camaban
die Arme aus.
Saban, der in der Nähe seiner beiden Brüder stand, musste
wieder an den Tag zurückdenken, als Hengall mit Cathallo Frieden geschlossen
hatte, indem er Kital umarmte; aber dann erkannte er plötzlich, dass Camaban
überhaupt nicht gekommen war, um Frieden zu schließen. Als Camaban seinen
rechten Arm um Lengars Hals schlang, schimmerte ein kleiner, mattschwarzer
Gegenstand in seiner Hand, und Saban sah, dass es ein Messer war, ein
Feuersteinmesser mit einer schwarzen Klinge; kurz genug, dass Camaban es in
seiner Handfläche hatte verbergen können; das Messer stach blitzschnell von
hinten in Lengars Kopf und schnitt tief in seinen Nacken, sodass plötzlich ein
Strahl von warmem, dunklem Blut herausspritzte. Lengar versuchte verzweifelt,
zurückzuweichen und sich aus dem Griff seines Bruders zu befreien, aber
Camaban hielt ihn mit überraschender Kraft fest. Er lächelte durch seine
schwarz-weiße Maske und grub die Feuersteinklinge noch tiefer in Lengars
Nacken, bewegte sie hin und her, sodass die scharfe Schneide des Steins
angespannte Muskeln und pulsierende Adern durchschnitt. Lengars Blut floss in
Strömen und wusch die Asche von Camabans magerem Körper ab. Lengar röchelte
jetzt nur noch, Blut sprudelte aus der tiefen Wunde in seiner Kehle, und noch
immer wollte Camaban ihn nicht loslassen. Das
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