Cromwell, Bernard
als Jegar
hinfiel, sprang Saban mit einem Satz auf ihn und schlug mit den Fäusten auf den
Kopf seines Feindes ein. Er versetzte seinem Widersacher zwei kräftige Fausthiebe,
bevor Jegar es schaffte, sich herumzuwälzen und zurückzuschlagen. Jegar konnte
seinen Speer nicht benutzen, weil Saban auf ihm lag, deshalb versuchte er
zuerst, den Jungen wegzustoßen, dann riss er beide Hände hoch, um ihm die Augen
auszukratzen. Saban biss in einen der gekrümmten Finger und schmeckte Blut,
dann wurde er plötzlich von kräftigen Händen gepackt und von Jegar
heruntergezerrt. Andere Hände rissen Jegar hoch.
Es war Galeth, der Saban mit einem Ruck von seinem Gegner
getrennt hatte. »Du Idiot!«, wetterte Galeth. »Willst du unbedingt sterben?«
»Ich war drauf und dran, ihn zu besiegen!«
»Er ist ein Mann. Du bist nur ein Junge! Und du wirst mehr
als ein blaues Auge davontragen.« Galeth stieß Saban fort, dann wandte er sich
zu Jegar um. »Lass ihn in Ruhe«, herrschte er ihn an. »Deine Chance kommt
nächstes Jahr.«
»Er hat mich angegriffen!«, verteidigte Jegar sich. Seine
Hand blutete an der Stelle, wo Saban ihn gebissen hatte. Er saugte an dem Blut,
dann hob er seinen Speer auf. In seinen Augen loderte Zorn über diese Demütigung.
»Ein Junge, der einen Mann angreift, muss bestraft werden«, giftete er.
»Niemand hat hier irgendjemanden angegriffen«, erklärte
Galeth energisch. Er war riesig und sein Zorn Furcht einflößend. »Es ist nichts
geschehen, überhaupt nichts. Hast du mich verstanden? Es ist nichts geschehen!«
Er drängte Jegar zurück. »Überhaupt ist nichts gewesen!« Und fuhr zu Derrewyn
herum, die die Prügelei mit großen Augen beobachtet hatte. »Geh in deine Hütte,
Mädchen«, befahl er, dann schob er Saban zum Dach zurück. »Und du hast
ebenfalls genug zu tun, also erledige es.«
Hengall schmunzelte, als er von dem Kampf erfuhr. »War er
wirklich im Begriff zu gewinnen?«, fragte er Galeth.
»Er hätte zwar nicht lange durchgehalten«, berichtete
Galeth, »aber, ja, es sah so aus, als ob er gewinnen würde.«
»Er ist ein guter Junge«, lobte Hengall. »Ein guter
Junge!«
»Aber Jegar wird versuchen, ihn daran zu hindern, die
Prüfungen zu bestehen«, warnte Galeth.
Hengall tat die Befürchtungen seines jüngeren Bruders mit
einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Wenn Saban Clanführer werden soll«,
erwiderte er, »dann muss er fähig sein, mit Männern wie Jegar fertig zu
werden.« Abermals schmunzelte er, äußerst erfreut darüber, dass Saban solchen
Mut bewiesen hatte. »Du wirst den Winter über den Jungen bewachen, ja?«, vergewisserte
er sich. »Er hat etwas Besseres verdient, als hinterrücks von einem Speer
durchbohrt zu werden.«
»Ich werde ein Auge auf ihn haben«, versprach Galeth
grimmig.
Der Winter erwies sich als grausam hart, und die einzige
gute Nachricht in dieser kalten Jahreszeit war, dass die Krieger von Cathallo
auf ihre räuberischen Streifzüge durch Hengalls Territorium verzichteten. Der
Frieden, der durch Sabans und Derrewyns Eheschließung besiegelt werden würde,
hielt vorläufig; dennoch argwöhnten einige Stammesangehörige, dass Cathallo nur
auf Hengalls Tod wartete, bevor sie Ratharryn genauso schlucken würden, wie
sie Maden erobert hatten. Andere glaubten, dass lediglich das Wetter Kitals
Männer in Schach hielt, denn es lag viele Tage lang hoher Schnee, und der Fluss
fror zu, sodass die Frauen die Eisschicht einschlagen mussten, um ihr tägliches
Wasser zu holen. Es gab Tage, an denen der Schnee auf den Hügeln wie Rauch von
den niedrigen Kuppen wehte, an denen die Feuer keinerlei Wärme zu spenden
schienen und die eisverkrusteten Hütten in einer trostlosen, grau-weißen
Landschaft kauerten, die keine Hoffnung auf Wärme oder Leben verhieß. Die
Schwachen des Stammes — die Alten, die ganz Jungen, die Kranken und die
Verfluchten — starben. Es herrschte Hunger, aber die Krieger des Stammes
jagten in den Wäldern. Keiner konnte es mit Jegar und seinen Gefährten
aufnehmen, die Tag für Tag mit erlegten Tieren zurückkehrten, sie außerhalb der
Siedlung ausweideten, wo die Innereien in der kalten Luft dampften, während die
Hunde des Stammes um die Kadaver kreisten und auf einen saftigen Happen
hofften. Die Jäger gaben die Schädel der erlegten Hirsche den Frauen, die Holz
in ihre Kochfeuer legten, bis sie knisterten, und dann die Geweihwurzeln in
die Flammen hielten, sodass sie vom Schädel abbrachen. Im Frühjahr würde es
reichlich Arbeit
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