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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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war jetzt tief unter der Erde, und am Anfang bekam er hier immer einen
leichten klaustrophobischen Anfall. Über der Theke hing eine große Schrifttafel: Zutritt für Unbefugte verboten. Biologische und radioaktive
Gefahrenstoffe. Essen, Trinken, Rauchen verboten. Alle nachfolgend
aufgeführten Symptome sind unverzüglich dem diensthabenden Offizier zu melden. Die
Liste, die folgte, las sich wie die Beschreibung einer ordentlichen
Magen-Darm-Grippe, nur schlimmer: Fieber, Erbrechen, Schwindelgefühl, Krämpfe.
    Er reichte seine Karte dem, den er als Davis
kannte.
    »Hey, Grey.« Davis nahm die Karte und zog sie
durch den Scanner, ohne auch nur einen Blick auf den Monitor zu werfen. »Ich
hab einen Witz für dich. Wie viele Kids mit Aufmerksamkeitsstörung braucht man,
um eine Glühbirne einzuschrauben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hey, wollen wir Fahrrad
fahren?« Davis lachte und schlug sich aufs Knie. Der
andere Soldat zog die Stirn kraus; Grey nahm an, dass er den Witz auch nicht
verstanden hatte. »Kapierst du nicht? Er hat 'ne Aufmerksamkeitsstörung. Das
heißt, er kann sich nicht konzentrieren.«
    »Oh. Jetzt kapier ich.«
    »Das war ein Witz, Grey. Du musst lachen.«
    »Ulkig«, brachte Grey zustande. »Aber ich muss
jetzt zur Arbeit.«
    Davis seufzte tief. »Immer mit der Ruhe!«
    Grey trat zusammen mit Davis zurück in den
Aufzug. Davis nahm einen langen, silbernen Schlüssel, den er an einer Kette um
den Hals trug, und schob ihn in das Schlüsselloch neben dem Knopf für E4.
    »Viel Spaß da unten«, sagte er.
    »Ich mache nur sauber«, sagte Grey nervös.

Davis runzelte die Stirn und schüttelte den
Kopf. »Ich will darüber gar nichts wissen«, sagte er.
    Im Spindraum auf E4 wechselte Grey seinen
Overall gegen den Schutzanzug. Noch zwei andere Männer waren da,
Reinigungskräfte wie er; der eine hieß Jude, der andere Ignacio. Auf einer
großen weißen Tafel an der Wand stand eine Liste der Aufgaben für die Mitarbeiter
dieser Schicht. Wortlos zogen sie sich alle drei um und verließen den Raum.
    Grey hatte das Glückslos gezogen: Er hatte
nichts weiter zu tun, als die Korridore zu wischen und die Mülleimer
auszuleeren; die restliche Schicht musste er als Babysitter bei Zero verbringen
und darauf achten, ob er etwas aß. Aus der Gerätekammer holte er seinen Mopp
und was er sonst noch brauchte, und dann machte er sich an die Arbeit. Um
Mitternacht war er fertig. Er ging zur Tür am Ende des ersten Korridors, zog
seine Karte durch den Scanner und trat ein.
    Der Raum, ungefähr sechs Meter im Quadrat, war
leer. Auf der linken Seite führte eine Luftschleuse mit zwei Kammern in die
Isolierzelle. Da durchzugehen, dauerte mindestens zehn Minuten, und auf dem
Rückweg noch länger, weil man duschen musste. Rechts neben der Luftschleuse
war das Steuerpult. Es bestand aus einer Unmenge von Lampen und Knöpfen und
Schaltern; die meisten davon sagten Grey nichts, und er durfte sie auch nicht
berühren. Darüber war eine dunkle Wand aus Panzerglas, und dahinter lag die
Zelle.
    Grey setzte sich an das Pult und schaute auf den
Infrarotmonitor. Zero kauerte in der Ecke, gegenüber der Tür, die offen
geblieben war, als die letzte Schicht die Kaninchen hereingebracht hatte. Der
verzinkte Wagen stand noch da, mitten im Raum, mit zehn offenen Käfigen. Drei
Kaninchen hockten noch drin. Grey ließ den Blick durch die Zelle wandern: Die
andern saßen überall verstreut. Unversehrt.
    Kurz nach eins ging die Tür zum Korridor auf,
und einer der Techniker kam herein, ein großer Hispanic namens Pujol. Er
nickte Grey zu und schaute auf den Monitor.
    »Frisst er immer noch nichts?«
    »M-m.«
    Pujol tippte auf das Display seines Computers.
Er hatte eine Gesichtshaut, die aussah, als sei er unrasiert, auch wenn er
sich gerade rasiert hatte.
    »Ich hab mich da was gefragt«, sagte Grey. »Wie
kommt's, dass sie das zehnte nicht fressen?«
    Pujol zuckte die Achseln. »Woher soll ich das
wissen? Vielleicht heben sie es sich für später auf.«
    »Ich hatte mal einen Hund, der das gemacht hat«,
erzählte Grey.
    Pujol hakte noch ein paar Kästchen ab. »Ja, ja.«
Er hob eine seiner breiten Schultern. Die Information sagte ihm nichts. »Ruf im
Labor an, und sag Bescheid, wenn er doch noch was frisst.«
    Als Pujol gegangen war, wünschte Grey, er hätte
daran gedacht, ihm noch ein paar der anderen Fragen zu stellen, die ihn
beschäftigten. Zum Beispiel: Wieso überhaupt Kaninchen? Oder: Wie konnte Zero
an der Decke hängen, wie er es

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