Cronin, Justin
Soo melden müssen.«
»Nein, will er nicht«, sagte Alicia. »Ich meine
es ernst, Peter. Geh nach Hause.«
Er wollte protestieren, aber als er den Mund öffnete,
überwältigte ihn urplötzlich eine lähmende Trauer, und er gab auf. Alicia hatte
recht, es war vorbei. Theo war fort. Peter hätte erleichtert sein sollen, aber
alles, was er empfand, war Erschöpfung, eine Müdigkeit, die bis in die Knochen
reichte. Es fühlte sich an, als müsse er sie für den Rest seines Lebens mit
sich schleifen wie eine Kette. Es erforderte fast all seine Kräfte, die
Armbrust vom Boden auf die Brüstung zu heben.
»Es tut mir leid wegen deines Bruders«, sagte
Hollis. »Ich glaube, nach sieben Nächten kann ich das sagen.«
»Danke, Hollis.«
»Ich nehme an, damit gehörst du jetzt zum
Haushalt, was?«
Daran hatte Peter eigentlich noch gar nicht
gedacht. Vermutlich stimmte es. Seine Cousinen, Dana und Leigh, waren beide
älter, aber Dana hatte verzichtet, als Peters Vater zurückgetreten war, und
Leigh hatte vermutlich kein Interesse an dem Job, da sie jetzt ein Baby in der
Zuflucht hatte.
»Ja, wahrscheinlich.«
»Tja, äh ... gratuliere?« Hollis zuckte verlegen
die Achseln. »Klingt wohl komisch, aber du weißt, was ich meine.«
Er hatte niemandem von dem Mädchen erzählt,
nicht einmal Alicia, die ihm vielleicht sogar geglaubt hätte.
Das Dach der Mall war nicht so hoch über dem
Boden gewesen, wie er angenommen hatte. Anders als Alicia von unten, hatte er
nicht sehen können, wie hoch der Sand an der Wand des Gebäudes heraufreichte.
Die hohe, abschüssige Düne hatte seinen Aufprall abgefangen, und er war
kopfüber hinuntergerollt. Ohne die Axt loszulassen, war er hinter Alicia auf
Omegas Rücken gestiegen. Erst als sie wohlbehalten auf der anderen Seite von
Banning waren und halbwegs sicher sein konnten, dass sie nicht verfolgt wurden,
hatte er angefangen, sich zu fragen, wie sie eigentlich entkommen und warum die
Pferde nicht tot waren.
Alicia und Caleb waren durch die Küche des
Restaurants aus dem Atrium geflüchtet und durch eine Reihe von Korridoren zu
einer Laderampe gelangt. Die großen Tore waren festgerostet, aber eins stand
einen Spaltbreit offen und ließ einen schmalen Streifen Sonnenlicht herein. Die
beiden hatten ein Rohr als Hebel benutzt und das Tor so weit aufstemmen können,
dass sie hindurchpassten. Sie taumelten ins Sonnenlicht hinaus und sahen, dass
sie an der Südseite der Mall waren. Und dann entdeckten sie zwei der Pferde.
Sie fräsen ganz gemächlich das hohe Gras. Alicia konnte ihr Glück nicht fassen.
Sie und Caleb stiegen auf und ritten um das Gebäude herum, als sie das Krachen
der Tür hörten und Peter auf dem Dach sahen.
»Warum seid ihr nicht einfach weggeritten, als
ihr die Pferde gefunden hattet?«, fragte Peter sie.
Sie hatten auf dem Rückweg kurz haltgemacht, um
die Pferde zu tränken, nicht weit von der Stelle, wo sie sechs Tage zuvor den
Viral in den Bäumen gesehen hatten. Sie hatten nur das, was in ihren Flaschen
war, aber nachdem sie selbst ein wenig getrunken hatten, gossen sie das restliche
Wasser in ihre hohlen Hände und ließen die Pferde daran lecken. Peters
blutender Ellenbogen war mit einem Streifen Stoff verbunden, den sie von seinem
T-Shirt abgeschnitten hatten. Die Wunde war nicht tief, aber wahrscheinlich
würde sie doch genäht werden müssen.
»Ich mache mir über so etwas nachträglich keine
Gedanken, Peter«, antwortete Alicia in scharfem Ton, und er fragte sich, ob er
sie vielleicht beleidigt hatte. »In dem Augenblick schien es so richtig zu
sein, und das war es ja auch.«
Jetzt hätte er ihnen von dem Mädchen erzählen
können. Aber er zögerte, und dann war der Moment vorbei. Ein Mädchen, ganz
allein - und was sie dann unter dem Karussell getan, wie sie ihn beschützt
hatte, der Blick, der zwischen ihnen hin und her gegangen war, der Kuss auf
seiner Wange und die plötzlich zugeschlagene Tür ... vielleicht hatte er sich
in der Hitze des Augenblicks alles nur zusammenfantasiert. Er erzählte ihnen,
er habe eine Treppe gefunden, die aufs Dach führte, und beließ es dabei.
Bei ihrer Rückkehr herrschte großer Aufruhr. Sie
waren vier Tage überfällig, und man war kurz davor, sie für verschollen zu
erklären. Als sich herumsprach, dass sie wieder da waren, versammelte sich eine
Menschenmenge am Tor. Leigh fiel in Ohnmacht, bevor irgendjemand ihr sagen
konnte, dass Arlo nicht tot, sondern im Kraftwerk zurückgeblieben war. Peter
brachte es
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