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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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erzählt«, sagte Peter.
»Zander muss irgendwie gebissen worden sein. Wir dachten, vielleicht ist es in
der Bibliothek passiert, und deshalb wollten wir einen Blick hineinwerfen.«
    »Aber wieso ist Theo ein solches Risiko
eingegangen? Oder war es Alicias Idee?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Sanjay räusperte sich. »Ich weiß, sie ist deine
Freundin, Peter, und ich habe keinen Zweifel an ihren Fähigkeiten. Aber sie ist
waghalsig. Immer schnell zum Kampf bereit.«
    »Das war nicht ihre Schuld. Niemand war schuld.
Es war einfach Pech. Wir haben alles gemeinsam entschieden.«
    Sanjay schwieg und schaute nachdenklich über die
Gruben hinweg. Peter hielt den Mund und hoffte, dass diese Unterredung damit zu
Ende wäre.
    »Trotzdem fällt es mir schwer, das zu
verstehen.« Sanjay schüttelte sanft den Kopf. »Passt nicht zu deinem Bruder,
ein solches Risiko. Aber wahrscheinlich werden wir es nie erfahren.« Er sah
Peter wieder an. »Entschuldige, ich sollte dich nicht so ins Verhör nehmen. Du
bist sicher müde. Aber da ich dich gerade hier habe - ich hätte noch etwas
anderes mit dir zu besprechen. Es geht um den Haushalt. Um den Platz deines
Bruders.«
    Bei dem bloßen Gedanken daran wurde Peter
plötzlich müde. Doch er stand nun in der Pflicht. »Sag mir einfach, was ich tun
soll.«
    »Darüber will ich ja mit dir reden, Peter. Ich
glaube, dein Vater hat einen Fehler begangen, als er seinen Platz an deinen
Bruder weitergab. Rechtmäßig kam dieser Platz Dana zu. Sie war und ist die älteste
Jaxon.«
    »Sie hat damals abgelehnt.«
    »Das stimmt. Aber im Vertrauen gesagt, wir waren
nicht immer ... glücklich mit der Art und Weise, wie es dazu gekommen ist. Dana
war außer sich. Ihr Vater war, wie du dich erinnern wirst, gerade getötet
worden. Viele von uns glauben, sie hätte ihren Platz gern eingenommen, wenn
dein Vater sie nicht dazu gedrängt hätte, zurückzustehen.«
    Was wollte Sanjay damit sagen? Dass Dana die
Nachfolge antreten sollte? »Ich weiß nicht, wovon du redest. Theo hat mir
gegenüber nie ein Wort darüber gesagt.«
    »Ja, das glaube ich«, sagte Sanjay, und er
schwieg einen Moment lang. »Euer Vater und ich waren uns nicht immer einig. Das
weißt du sicher. Ich war von Anfang an gegen die Langen Ritte. Aber dein Vater
ließ sich nicht davon abhalten, nicht einmal, nachdem er so viele Männer verloren
hatte. Sein Wunsch war es, dass dein Bruder diese Ritte irgendwann fortsetzte.
Deshalb wollte er Theo im Haushalt haben.«
    Die Rekruten hatten die Grube jetzt verlassen
und marschierten den Weg hinunter, um ihre Runden um die Kolonie zu laufen. Was
hatte Theo noch gesagt, an dem Abend im Kontrollraum? Sanjay mache einen guten
Job? All das bereitete Peter im Moment akutes Unbehagen und weckte plötzlich
das heftige Bedürfnis, einen Posten zu verteidigen, den er noch vor wenigen
Minuten mit Vergnügen an den Nächstbesten abgetreten hätte.
    »Ich weiß nicht so recht, Sanjay.«
    »Du brauchst nichts zu wissen, Peter. Der
Haushalt hat getagt. Wir sind uns alle einig. Der Platz gehört von Rechts wegen
Dana.«
    »Und sie will ihn haben?«
    »Als ich ihr alles erklärt habe, wollte sie ihn,
ja.« Sanjay legte eine Hand auf Peters Schulter - eine Geste, die ihn trösten
sollte, nahm Peter an, aber sie tat es keineswegs. »Bitte nimm es nicht krumm.
Es hat nichts mit dir zu tun. Wir waren bereit, die Unregelmäßigkeit zu übersehen,
weil Theo überall so hoch angesehen war.«
    Und so einfach, dachte Peter, hatten die anderen
bereits mit seinem Bruder abgeschlossen. Theos Hemden lagen noch
zusammengefaltet in seinen Schubladen, sein zweites Paar Stiefel stand noch
unter dem Bett, und schon war es, als habe er nie existiert.
    Sanjay hob den Kopf. »Tja. Da kommt Soo.«
    Als Peter sich umdrehte, sah er Soo Ramirez vom
Tor her auf sie zukommen. Jimmy Molyneau war an ihrer Seite. Soo, eine hochgewachsene,
aschblonde Frau von Anfang vierzig, war nach Willems Tod in den Rang des First
Captain aufgestiegen. Sie war eine überaus kompetente Frau, und wenn sie einen
ihrer Jähzornanfälle hatte, duckte sich selbst der abgebrühteste Wächter
furchtsam zusammen.
    »Peter, ich habe dich gesucht. Nimm dir ein paar
Tage frei, wenn du willst. Und sag mir Bescheid, wenn du den Namen in den Stein
meißeln willst. Ich würde gern ein paar Worte sagen.«
    »Daran habe ich auch eben gedacht«, erklärte
Sanjay. »Sag uns Bescheid. Und nimm unbedingt ein paar Tage frei. Es hat keine
Eile.«
    Dass Soo genau in diesem

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