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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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und nicht widerspenstig zu
sein. Vorläufig werde ich das also tun.«
    Galen streckte die Hände aus, um ihr beim
Aufstehen zu helfen, aber Mausami ignorierte ihn und kam allein auf die Beine.
Sanjay war einen Schritt zurückgetreten. Er machte immer noch ein finsteres
Gesicht und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich verstehe nicht, dass es so schwierig sein
muss, Maus«, sagte Galen.
    Mausami tat, als habe sie ihn nicht gehört. Sie
wandte den beiden den Rücken zu und sah Michael an, der immer noch an den Stein
gelehnt am Boden saß. In ihrem Blick sah er die Herabwürdigung durch die Kapitulation,
die Beschämung der Befehlsempfängerin.
    »Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast,
Michael.« Sie lächelte betrübt. »Es war nett, was du da gesagt hast.«
     
    Sara saß im Krankenrevier und wartete darauf,
dass Gabe Curtis starb.
    Sie war eben vom Reiten zurückgekommen, als Mar
vor der Tür gestanden hatte. Es ist so weit, hatte Mar gesagt. Gabe stöhnt,
schlägt um sich, ringt nach Atem. Sandy wisse nicht, was sie tun solle. Ob Sara
nicht kommen könne? Für Gabe?
    Sara holte ihre Sanitätertasche und folgte Mar.
Als sie durch den Vorhang trat, sah sie als Erstes Jacob, der sich unbeholfen
über das Bett seines Vaters beugte und ihm einen Becher Tee an die Lippen
hielt. Gabe würgte und hustete Blut. Sara ging schnell zum Bett und nahm Jacob
behutsam den Becher aus der Hand. Dann rollte sie Gabe auf die Seite. Der arme
Mann wog fast nichts mehr, war nur noch Haut und Knochen. Mit der freien Hand
nahm sie eine Blechschale vom Rollwagen und schob sie unter sein Kinn. Wieder
keuchte er, zweimal, rasselnd. Das Blut war tiefrot, sah Sara, und darin waren
kleine schwarze Klumpen von abgestorbenem Gewebe.
    Die Andere Sandy trat aus dem Schatten hinter
der Tür hervor. »Es tut mir leid, Sara.« Ihre Hände flatterten nervös. »Er fing
einfach an zu husten, und ich dachte, ein Tee könnte ...«
    »Und dann lässt du Jacob damit allein? Was ist
los mit dir?«
    »Was hat er denn?«, heulte der Junge. Hilflos
und verwirrt stand er neben dem Bett.
    »Dein Dad ist sehr krank«, sagte Sara. »Niemand
ist böse auf dich. Du hast alles richtig gemacht. Du hast ihm geholfen.«
    Jacob fing an, sich zu kratzen. Die Fingernägel
seiner rechten Hand gruben sich in die wundgescheuerte Haut an seinem Unterarm.
    »Ich werde für ihn tun, was ich kann, Jacob. Das
verspreche ich dir.«
    Gabe hatte innere Blutungen, das war klar. Der
Tumor hatte etwas zerrissen. Sie strich mit der Hand über seinen Bauch und
fühlte die warme Ausdehnung von Blut. Sie zog das Stethoskop aus ihrer Tasche,
klemmte es in die Ohren, schob Gabes T-Shirt hoch und hörte seine Lunge ab. Ein
nasses Gurgeln, wie Wasser in einer Blechdose. Er war dicht davor, und trotzdem
konnte es noch Stunden dauern. Sie hob den Kopf und sah Mar an, und die nickte.
Sara wusste, was sie gemeint hatte, als sie sagte, Sara sei Gabes
Lieblingskrankenschwester, und sie wusste auch, worum Mar sie jetzt bat.
    »Sandy, bring Jacob hinaus.«
    »Was soll ich mit ihm machen?«
    Was war nur los mit dieser Frau? »Irgendwas!«
Sara atmete tief durch. »Jacob, du musst mit Sandy gehen. Tust du mir den
Gefallen?« In seinem Blick lag kein Verstehen - sie sah nur Angst und die lange
Gewohnheit, den Entscheidungen zu gehorchen, die andere für ihn trafen. Sie
wusste, er würde gehen, wenn sie ihn darum bat.
    Er nickte widerstrebend. »Ist wohl okay.«
    »Danke, Jacob.«
    Sandy ging mit dem Jungen hinaus. Sara hörte,
wie die Vordertür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Mar saß auf der
anderen Seite des Bettes und hielt die Hand ihres Mannes.
    »Sara, hast du ... etwas für ihn?«
    Das war etwas, worüber niemals gesprochen wurde,
jedenfalls nicht offen. Die Kräuter wurden im Keller in dem alten Kühlschrank
aufbewahrt, in Gläsern, die auf den Metallborden standen. Sara ging hinunter
und nahm heraus, was sie brauchte: Digitalis - oder Fingerhut -, um die Atmung
zu verlangsamen, die kleinen schwarzen Samenkörner einer Pflanze, die sie
Engelstrompete nannten und die das Herz stimulierte, die bitteren braunen
Späne von der Schierlingswurzel, die das Bewusstsein betäubten.
    Sie stellte alles auf den Tisch und zerrieb es
im Mörser zu einem feinen braunen Pulver, das sie auf ein Blatt Papier
schüttete. Sie hielt das Blatt über einen Becher und ließ die Mischung
hineinrieseln. Dann räumte sie alles weg, wischte den Tisch ab und stieg die
Kellertreppe hinauf.
    Im Vorraum setzte

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