Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
Vom Netzwerk:
einzelnen Teile. »Da ist ein Sender,
eine Batterie, und dann - der Rest. Meine erste Vermutung war, dass es ein
Speicherchip ist, aber er war zu klein, um in einen der Ports am Mainframe zu
passen. Also musste ich ihn hartverdrahten.«
    Michael drückte schnell hintereinander ein paar
Tasten an seinem Keyboard und rief eine Seite mit Informationen auf den
Bildschirm.
    »Die Daten auf diesem Chip sind auf zwei
Partitionen verteilt, und die eine ist viel kleiner als die andere. Was du da
siehst, ist die erste Partition.«
    Peter sah eine einzelne, durchlaufende Zeile
Text, grün leuchtende Buchstaben und Zahlen, lückenlos aneinander gereiht. »Das
kann ich nicht lesen«, gestand er.
    »Weil die Zwischenräume entfernt sind. Aus
irgendeinem Grund sind die Zeichen auch teilweise vertauscht. Ich glaube, es
ist einfach ein defekter Sektor auf dem Chip. Kann sein, dass etwas
schiefgegangen ist, als ich ihn mit dem Board verlötet habe. Aber was da ist,
verrät uns eine ganze Menge.«
    Michael wechselte die Darstellung auf dem
Monitor. Die gleichen Zahlen und Ziffern, aber neu geordnet:
     
    AMY NNU PROBAND 13
    ZUGEWIESEN: NOAH USAMRIID SWD
G:w Gew:22,72 kg
     
    »Amy NNU.« Peter hob den Blick vom Monitor.
»Amy?«
    Michael nickte. »Das ist unser Mädchen. Ich weiß
nicht, was NNU bedeutet, aber ich vermute, es heißt >Nachname unbekannt<.
Zu dem Zeug in der Mitte komme ich gleich, aber ich glaube, die untere Zeile
ist ziemlich klar. Geschlecht: Weiblich. Gewicht: 22,72 Kilo. Das entspricht
ungefähr einem fünf oder sechs Jahre alten Kind. Ich schätze also, sie war
ungefähr so alt, als ihr der Sender eingepflanzt wurde.«
    Peter verstand noch gar nichts, aber Michael
sprach mit solcher Überzeugung, dass er ihm einfach glauben musste. »Dann hat
sie ihn wie lange mit sich herumgetragen? Zehn Jahre?«
    »Tja«, meinte Michael und grinste immer noch vor
sich hin. »Nicht genau. Aber lass uns nicht vorgreifen. Ich habe dir eine Menge
zu zeigen. Also - das ist alles, was ich der ersten Partition entnehmen kann,
und es ist nicht viel und bei Weitem nicht das Interessanteste. Die zweite
Partition ist die eigentliche Schatzkammer. Sie enthält fast sechzehn Terabyte.
Das sind sechzehn Billionen Byte.«
    Er drückte eine Taste. Zahlenkolonnen flogen
über den Bildschirm.
    »Toll, was? Zuerst dachte ich, es ist eine Art
Verschlüsselung, aber das ist es nicht. Es ist alles da, nur dicht
zusammengeschoben, wie auf der ersten Partition.« Michael stoppte den Lauf der
Zahlenkolonnen und klopfte mit dem Finger an das Glas des Bildschirms. »Der
Schlüssel war diese Zahl hier, die erste in der Sequenz. Sie wiederholt sich
immer wieder.«
    Peter spähte blinzelnd auf den Monitor.
»Neunhundertsechsundachtzig?«
    »Beinahe. Achtundneunzig Komma sechs. Klingelt's?« Peter schüttelte den Kopf. »Nein. Eher
nicht.«
    »Achtundneunzig Komma sechs ist die normale
menschliche Körpertemperatur nach der alten Fahrenheit-Skala. Jetzt sieh dir
den Rest der Zeile an. Die Zweiundsiebzig ist wahrscheinlich die Herzfrequenz.
Da ist die Atmung, da der Blutdruck. Ich vermute, der Rest hat etwas mit
Hirnaktivität, Nierenfunktion und so weiter zu tun. Wahrscheinlich würde Sara
es besser verstehen als ich. Aber das Wichtigste ist, die Daten kommen in
separaten Gruppen. Das ist ziemlich eindeutig, wenn man die erste Zahl sucht
und dann sieht, wo die Sequenz von vorn anfängt. Vermutlich ist das Ding eine
Art Körperfunktionsmonitor, der die Daten an einen Mainframe übermittelt. Ich
würde sagen, sie war so was wie eine Patientin.«
    »Eine Patientin? War sie krank?« Peter runzelte
die Stirn.
    »Pass auf, hier wird es noch interessanter.
Insgesamt befinden sich fünfhundertfünfundvierzigtausendvierhundertundsechs
Sequenzen auf diesem Chip. Der Transmitter ist anscheinend auf einen
Sendezyklus von neunzig Minuten eingestellt. Der Rest ist bloße Mathematik:
sechzehn Zyklen pro Tag mal dreihundertfünfundsechzig Tage pro Jahr.«
    Peter fühlte sich wie einer, der versuchte, aus
einem Hochdruckschlauch einen Schluck Wasser zu trinken. »Tut mir leid,
Michael. Ich kann dir nicht folgen.«
    Michael drehte sich um und sah ihn an. »Ich
versuche dir zu erklären, dass dieses Ding in ihrem Nacken alle anderthalb
Stunden ihre Körpertemperatur gemessen und gesendet hat, und zwar
dreiundneunzig Jahre lang. Dreiundneunzig Jahre, vier Monate und einundzwanzig
Tage, um genau zu sein. Amy NNU ist hundert Jahre alt.«
    Als Peter wieder klar denken konnte, wurde

Weitere Kostenlose Bücher