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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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in die Tasche. Ein eisiges Gefühl schlängelte sich durch seinen
Bauch. Wie einfach es war, einen Menschen verschwinden zu lassen - einfach so.
»Danke, Sir. Wir wissen Ihre Kooperation zu schätzen.«
    Der Direktor sah sie beide nacheinander an und
biss die Zähne zusammen. »Ich habe außerdem die Anweisung, zu sagen, dass ich
noch nie von Ihnen beiden gehört habe.«
    Wolgast lächelte, so gut er konnte. »Haben Sie
damit ein Problem?«
    »Ich nehme an, wenn ich eins hätte, gäbe es über
kurz oder lang so einen Obduktionsbericht mit meinem Namen darauf. Ich habe Kinder, Agent.« Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer. »Zwei
Wärter sollen Anthony Carter zu den Käfigen bringen und dann in mein Büro
kommen.« Er legte auf und sah Wolgast an. »Wenn Sie nichts dagegen haben,
möchte ich Sie bitten, draußen zu warten. Wenn ich Sie noch länger sehen muss,
wird es mir ziemlich schwerfallen, das alles zu vergessen. Guten Tag,
Gentlemen.«
    Zehn Minuten später erschienen zwei Wärter im
Vorzimmer. Der Ältere sah aus wie ein gütiger, übergewichtiger Weihnachtsmann
in einer Shopping Mall, aber der zweite Wärter, der nicht älter als zwanzig
sein konnte, hatte einen bösartigen Zug im Gesicht, der Wolgast nicht gefiel.
Es gab immer einen Wärter, dem sein Job aus den falschen Gründen Spaß machte,
und dieser hier war so einer.
    »Sie wollen zu Carter?«
    Wolgast nickte und zeigte seinen Ausweis. »Ganz
recht. Special Agents Wolgast und Doyle.«
    »Mir egal, wer Sie sind«, sagte der Dicke. »Der
Direktor sagt, ich soll Sie hinbringen, also werde ich das tun.«
    Die Wärter führten Wolgast und Doyle in den
Besucherraum. Carter saß auf der anderen Seite der Glasscheibe. Der
Telefonhörer klemmte zwischen seinem Ohr und seiner Schulter. Er war
schmächtig, wie Doyle gesagt hatte, und der Häftlingsoverall hing locker an
seinem Körper wie die Kleidung an einer Ken-Puppe. Es gab viele Möglichkeiten,
auszusehen wie ein Verdammter. Das allein war für Wolgast nichts Neues. Carters
Miene zeigte jedoch weder Angst noch Wut, sondern schlichte Resignation, als
habe die Welt sein ganzes Leben hindurch langsam und unerbittlich an ihm
genagt.
    Wolgast deutete auf die Ketten. »Nehmen Sie ihm
die bitte ab.«
    Der ältere Wärter schüttelte den Kopf. »Das ist
hier Vorschrift.«
    »Mir egal, was es ist. Nehmen Sie sie ab.«
Wolgast nahm den Hörer von der Gabel an der Wand. »Anthony Carter? Ich bin
Special Agent Wolgast. Das ist Special Agent Doyle. Wir sind vom FBI. Diese Männer
werden jetzt zu Ihnen herumkommen und Ihnen die Ketten abnehmen. Ich habe sie
darum gebeten. Sie werden doch mit ihnen kooperieren, oder?«
    Carter nickte knapp. Seine Stimme am Telefon war
leise. »Ja, Sir.«
    »Kann ich sonst noch etwas tun, damit Sie es
bequemer haben?« Carter sah ihn verwundert an. Wie lange war es her, dass ihm
jemand eine solche Frage gestellt hatte? »Ist schon okay«, sagte er.
    Wolgast drehte sich zu den Wärtern um. »Und? Wie
sieht's aus? Rede ich hier mit mir selbst, oder muss ich den Direktor anrufen?«
    Die beiden schauten einander an und überlegten,
was sie tun sollten. Dann ging der namens Dennis hinaus und erschien gleich
darauf auf der anderen Seite der Glasscheibe. Wolgast beobachtete ihn und ließ
ihn nicht aus den Augen, während er Carter die Ketten abnahm.
    »War's das?«, fragte der dicke Wärter.
    »Das war's. Jetzt lassen Sie uns allein. Wir
sagen dem Wachhabenden Bescheid, wenn wir fertig sind.«
    »Wie Sie wollen.« Der Mann ging hinaus und
schloss die Tür hinter sich.
    Es gab nur einen Stuhl im Raum, einen Klappstuhl
aus Metall, der aussah, als stamme er aus einer Highschool-Aula. Wolgast nahm
ihn und setzte sich mitten vor die Scheibe. Doyle blieb hinter ihm stehen. Das
Reden war Wolgasts Aufgabe. Er griff wieder zum Hörer.
    »Besser?«
    Carter zögerte und musterte ihn. Dann nickte er.
»Ja, Sir. Danke. Pincher macht sie immer zu stramm.«
    Der Kneifer. Wolgast registrierte es bei sich.
»Hungrig? Haben Sie Frühstück bekommen?«
    »Pfannkuchen.« Carter zuckte die Achseln. »Aber
das war vor fünf Stunden.«
    Wolgast drehte sich zu Doyle um und zog die
Brauen hoch. Doyle nickte und ging hinaus. Ein paar Minuten lang wartete
Wolgast nur. Trotz eines großen Rauchverbotsschilds an der Wand war die Kante
der Theke vor ihm narbig und zerfurcht von braunen Brandspuren.
    »Sie sagen, Sie sind vom FBI?«
    »Ja, Anthony.«
    Die Andeutung eines Lächelns huschte über
Carters Gesicht. »Wie in

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