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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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»Wie gesagt, das ist die
Laienversion. Aber ich habe da unten Leute, die glauben, genau das ist
passiert. Und manche von denen haben ein Diplom auf Gebieten, die ich nicht
mal buchstabieren kann. Sie reden mit mir wie mit einem Kind, und dazu haben sie
guten Grund.«
    »Was ist aus ihnen geworden? Aus den vier
Patienten?«
    Sykes lehnte sich zurück, und sein Gesicht
verfinsterte sich ein wenig. »Tja, das ist nun leider nicht der schönste Teil
der Geschichte. Sie sind alle tot. Der letzte hat achtundsechzig Tage überlebt.
Zerebrales Aneurysma, Herzinfarkt, Schlaganfall. In ihrem Körper brannte
irgendwie eine Sicherung durch.«
    »Und was war mit den anderen, die an der Tour
teilgenommen hatten?«
    »Das weiß niemand. Spurlos verschwunden,
übrigens auch der Reiseveranstalter, der sich als ziemlich zwielichtige Figur
erwies. Höchstwahrscheinlich hat er in Wirklichkeit als Rauschgiftkurier
gearbeitet und diese Touren als Tarnung benutzt.« Sykes nahm noch einen Schluck
Kaffee. »Wahrscheinlich habe ich schon zu viel gesagt. Aber ich glaube, Sie
werden verstehen, warum die Sache so wichtig ist. Es geht nicht darum, eine
Krankheit zu heilen. Wir reden hier davon, alles zu heilen. Wie lange würde der Mensch leben, wenn es keinen
Krebs gäbe, keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen, keinen Diabetes, keinen
Alzheimer? Und wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem menschliche
Versuchsobjekte nötig, ja unerlässlich sind. Kein schöner Ausdruck, aber
eigentlich gibt es keinen anderen. Und an dieser Stelle kommen Sie ins Spiel.
Ich brauche Sie, damit Sie mir diese Männer beschaffen.«
    »Warum nicht die Marshalls? Fällt das nicht eher
in deren Gebiet?«
    Sykes schüttelte abschätzig den Kopf. »Das sind
doch bessere Justizbeamte, wenn Sie mir den Ausdruck verzeihen wollen. Wenn
ich ein Sofa hätte, das die Treppe heraufgetragen werden muss, wären sie die
Ersten, die ich rufen würde. Aber hierfür? Nein.«
    Sykes schlug die Akte auf seinem Schreibtisch
auf und fing an zu lesen. »Bradford Joseph Wolgast, geboren in Ashland,
Oregon, am 29. September 1974. 1996 Bachelor in Strafrecht, State University
Buffalo, Bestnoten. Einen Anwerbungsversuch des FBI lehnt er ab, akzeptiert ein
Graduiertenstipendium für Stony Brook zur Promotion in Politikwissenschaft,
bricht aber nach zwei Jahren ab und tritt doch noch in den Dienst des FBI. Nach
der Ausbildung in Quantico stationiert in ...« Er zog die Brauen hoch und
schaute Wolgast an. »In Dayton?«
    Wolgast zuckte die Achseln. »War nicht besonders
aufregend.«
    »Na ja, wir müssen alle unsere Zeit ableisten.
Zwei Jahre in der Provinz, ein bisschen dies, ein bisschen jenes, überwiegend
Pipifax, aber durchgehend gute Beurteilungen. Nach 9/11 beantragt er Versetzung
zur Terrorismusbekämpfung, achtzehn Monate Langley, dann im September 2004 dem
Außenbüro Denver zugewiesen, zuständig für die Koordination mit dem
Finanzministerium bei der Verfolgung von Geldern, die von russischen
Staatsangehörigen durch amerikanische Banken geschleust wurden - mit anderen
Worten, von der Russenmafia, aber so nennen wir sie nicht. Was die private
Seite angeht: keine Parteizugehörigkeit, keine Mitgliedschaften, nicht mal ein
Zeitungsabonnement. Eltern verstorben. Ein paar Dates, aber keine feste
Freundin. 2006 Eheschließung mit Lila Kyle, Unfallchirurgin. Scheidung vier
Jahre später.« Er klappte die Akte zu und sah Wolgast an. »Um ganz offen zu
sein, Agent, wir brauchen jemanden, der einen gewissen Schliff hat. Gutes
Verhandlungsgeschick, nicht nur im Umgang mit den Gefangenen, sondern auch mit
der Gefängnisverwaltung. Jemanden, der sich unauffällig bewegen kann und nicht
groß auffällt. Was wir hier tun, ist völlig legal - verdammt, vielleicht ist
es das bedeutendste medizinische Forschungsprojekt in der Geschichte der
Menschheit. Aber man könnte es leicht missverstehen. Ich erzähle Ihnen das
alles, weil ich glaube, es wird Ihnen helfen zu verstehen, was hier auf dem
Spiel steht, wie hoch der Einsatz ist.«
    Wolgast vermutete, dass Sykes ihm vielleicht
zehn Prozent der ganzen Geschichte erzählt hatte - überzeugende zehn Prozent.
»Ist es ungefährlich?«
    Sykes zuckte die Achseln. »Was ist schon
ungefährlich? Ich werde sie nicht belügen. Es gibt Risiken. Wir tun allerdings,
was wir können, um sie zu minimieren. An einem schlechten Versuchsausgang kann
niemand hier interessiert sein. Und ich erinnere Sie daran, dass es sich um
Todeskandidaten handelt. Nicht die

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