Cronin, Justin
länger bleiben, um uns auszuruhen und Vorräte abzustauben. (Amy
hatte recht mit den Konserven. Solange die Nähte dicht sind und sie schwer in
der Hand liegen, sind sie okay.
[Seiten fehlen]
Tag 48
Es geht wieder nach Osten. Die Berge sind hinter
uns. Hollis glaubt, vorläufig werden wir kein Wild mehr sehen. Es geht quer
durch trockenes Flachland, durchzogen von tiefen Gräben. Wohin man auch
schaut, sieht man Knochen - nicht nur von Kleintieren, sondern auch von Rehen,
Antilopen und Schafen und manchmal etwas, das aussieht wie eine Kuh, nur
größer und mit einem dicken, buckligen Schädel (Michael sagt, das sind
Bisons). Gegen Halbtag machten wir Rast bei ein paar Felsen, in die Wörter
eingeritzt waren: »Darren loves Lexie 4Ever« und »Green River SHS '16- PIRATES
SIND DER HAMMER!« Das Erste verstanden alle, aber mit dem andern konnte niemand
etwas anfangen. Es machte mich ein bisschen traurig; ich weiß nicht genau,
warum. Vielleicht, weil diese Worte schon so lange dastanden und niemand sie
las. Ob Lexie Darren auch geliebt hat?
Wir haben den Highway verlassen und sind in der
Nähe der Stadt Emery untergekrochen. Eigentlich ist hier nichts mehr übrig, nur
ein paar Grundmauern und ein paar Schuppen mit verrosteten Landwirtschaftsmaschinen
und unzähligen Mäusen. Wir können nirgends eine Pumpe finden, aber Peter sagt,
in der Nähe ist ein Fluss, und morgen werden wir ihn suchen.
Überall Sterne. Eine schöne Nacht.
Tag 49
Ich habe beschlossen, Hollis Wilson zu heiraten.
Tag 52
Von Crescent Junction jetzt in Richtung Süden
auf dem Highway 191. Wir glauben zumindest, es ist der 191. Tatsächlich sind
wir mindestens fünf Kilometer weit an der Kreuzung vorbeigelaufen und mussten
zurückgehen. Viel ist von der Straße nicht mehr übrig; deshalb haben wir sie
beim ersten Mal übersehen. Ich habe Peter gefragt, warum wir die 70 verlassen
müssen, und er sagte, wir kommen zu weit nach Norden, wenn wir da weitergehen.
Früher oder später müssen wir nach Süden abbiegen - warum also nicht jetzt?
Hollis und ich haben beschlossen, keinem zu
erzählen, was passiert ist. Komisch, als ich mich für ihn entschieden hatte,
wurde mir klar, dass ich schon lange daran gedacht hatte, ohne es zu merken.
Ich wünsche mir dir ganze Zeit, ich könnte ihn noch mal küssen, aber entweder
sind alle dabei, oder wir sind auf Wache. Ich habe immer noch ein schlechtes
Gewissen wegen neulich nachts. Außerdem könnte er wirklich ein Bad vertragen.
(Ich aber auch.)
Kein Ort, nirgends. Peter glaubt nicht, dass wir
vor Moab einen finden. Die Nacht verbringen wir in einer offenen Höhle.
Eigentlich ist es eher eine Nische unter einem überhängenden Felsen, aber
besser als nichts. Die Felsen hier sind alle irgendwie orange-rosa. Sehr hübsch
und sehr seltsam.
T 53
Heute war der Tag, an dem wir die Farm gefunden
haben.
Erst dachten wir, es wäre eine Ruine wie all die
andern, die wir schon gesehen haben. Aber als wir näher kamen, sahen wir, dass
sie viel besser in Schuss war - eine Ansammlung von Holzhäusern. Scheunen,
Nebengebäude und Koppeln für das Vieh. Zwei andere Häuser sind leer, aber eins,
das größte, sieht aus, als ob vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich noch
jemand hier gewohnt hat. Der Tisch in der Küche war mit Tellern und Tassen
gedeckt, an den Fenstern sind Vorhänge, und in den Schubladen liegen
zusammengefaltete Kleidungsstücke. Möbel und Töpfe und Pfannen, Bücher auf den
Regalen. In der Scheune haben wir ein altes Auto gefunden, völlig verstaubt,
und die Borde dort waren voll von Kanistern mit Lampenöl, leeren Einmachgläsern
und Werkzeug. Und es gibt etwas, das aussieht wie ein Friedhof: vier
Grabstellen, mit Steinen umgrenzt. Michael meinte, wir sollten eine aufgraben,
um zu sehen, wer da unten liegt. Aber diesen Vorschlag nahm niemand ernst.
Wir haben den Brunnen gefunden. Die Pumpe war
festgerostet, und wir mussten zu dritt anpacken, um sie zu lösen, aber als wir
es geschafft hatten, war das Wasser, das herauskam, kalt und klar - das beste,
das wir seit langem getrunken haben. In der Küche ist auch eine Pumpe; Hollis
versucht immer noch, sie in Gang zu bringen. Und einen Holzofen zum Kochen gibt
es auch. Im Keller haben wir Regale mit Einmachgläsern gefunden - Bohnen,
Kürbis, Mais -, und sie sind noch fest verschlossen. Wir haben außerdem noch
Konserven, die wir in Green River abgestaubt haben, ein bisschen geräuchertes
Wildfleisch und
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