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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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einen Rest Schmalz. Unser erstes richtiges Abendessen seit
Wochen. Peter sagt, nicht weit von hier ist ein Fluss, und morgen werden wir
ihn suchen. Wir schlafen alle in dem großen Haus auf Matratzen, die wir von
oben heruntergeholt und vor den Ofen gelegt haben.
     
    Peter vermutet, die Farm ist seit mindestens
zehn Jahren verlassen, wahrscheinlich seit zwanzig. Wer hat hier gewohnt? Wie
haben sie überlebt? Es ist ein bisschen unheimlich hier, mehr als in den
Städten, die wir gesehen haben. Als wären die, die hier gewohnt haben, eines Tages
weggegangen, um zum Abendbrot zurück zu sein, und als wären sie dann einfach
nicht mehr nach Hause gekommen.
     
    Tag 54
    Wir bleiben noch einen Tag länger. Theo besteht
darauf; er meint, Maus kann dieses Tempo nicht durchhalten, aber Peter sagt,
wir müssen bald weiter, wenn wir es vor dem Schnee nach Colorado schaffen
wollen. Schnee. Daran hatte ich nicht gedacht.
     
    Tag 56
    Immer noch auf der Farm. Wir haben beschlossen,
ein paar Tage zu bleiben, obwohl Peter kribbelig ist und weiterwill. Er und
Theo hatten tatsächlich Streit deswegen. Ich glaube [unleserlich]
     
    [Seiten fehlen]
     
    Tag 59
    Morgen früh gehen wir weiter, Theo und Maus
bleiben hier. Ich glaube, alle haben gewusst, dass es so kommen würde. Sie
haben es gleich nach dem Abendessen verkündet. Peter war dagegen, aber am Ende
konnte er Theo nicht umstimmen. Sie haben hier ein Dach über dem Kopf, es gibt
reichlich Kleinwild und die Konserven im Keller. Sie können hier überwintern
und das Baby zur Welt bringen. Wir sehen uns im Frühling, Bruder, sagte Theo.
Vergesst nur nicht, auf dem Rückweg hier vorbeizukommen, wenn ihr gefunden
habt, wonach immer ihr sucht.
     
    In ein paar Stunden soll ich die Wache
übernehmen, und eigentlich sollte ich schlafen. Ich glaube, was Maus und Theo
vorhaben, ist richtig, und das sollte sogar Peter einsehen. Aber es ist
traurig, sie zurückzulassen. Ich glaube, wir alle müssen dabei an Coleb
denken, besonders Alicia, die völlig verstummt ist, als Maus und Theo ihren
Entschluss bekanntgaben. Seitdem hat sie mit niemandem ein Wort gesprochen. Ich
glaube, alle denken an die Gräber im Garten. Werden wir Maus und Theo je
wiedersehen?
     
    Ich wünschte, Hollis wäre wach. Ich habe mir
vorgenommen, nicht zu weinen. O verdammt. Verdammt.
     
    Tag 60
    Wieder unterwegs. In einer Hinsicht hatte Theo
recht: Ohne Maus kommen wir schneller voran. Lange vor der Abenddämmerung waren
wir in Moab. Hier gibt es nichts mehr; der Fluss hat alles weggeschwemmt. Ein
mächtiger Wall aus Schutt und Trümmern versperrt den Weg. Bäume, Häuser, Autos,
Reifen und andere Dinge verstopfen den schmalen Canyon, in dem früher die Stadt
war. Für die Nacht haben wir uns in eins der wenigen erhaltenen Gebäude
zurückgezogen, oben auf dem Berg. Es ist eine Ruine - nur ein Balkengerüst und
ein kaputtes Dach über uns. Genauso gut könnten wir gleich im Freien
übernachten. Ich glaube allerdings nicht, dass einer von uns heute viel
schlafen wird. Morgen werden wir auf den Ramm hinaufsteigen und auf der anderen
Seite einen Weg hinunter suchen.
     
    [Seiten fehlen]
     
    Tag 64
    Heute haben wir wieder einen Tierkadaver
gefunden, irgendeine große Katze. Sie hing in den Ästen eines Baums wie die
andern. Sie war so stark verwest, dass man es nicht mehr erkennen konnte, aber
alle glauben, sie wurde von einem Viral getötet.
     
    Tag 65
    Sind noch immer im La-Sal-Gebirge und auf dem
Weg nach Osten. Der Himmel ist nicht mehr weiß, sondern blau - die Farbe des
Herbsts. Alles verströmt einen feuchten, köstlichen Duft. Laub fällt von den
Bäumen, nachts gibt es Frost, und morgens liegt ein dichter, silberner Nebel
über den Bergen. Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen.
     
    Tag 66
    Letzte Nacht hatte Amy wieder einen Alptraum.
Wir haben im Freien geschlafen, unter den Plastikplanen. Ich kam gerade mit
Hollis von der Wache und zog mir die Stiefel von den Füßen, als ich hörte, wie
sie im Schlaf murmelte. Ich dachte noch, vielleicht sollte ich sie wecken, als
sie plötzlich kerzengerade aufrecht saß. Sie steckte ganz in ihrem Schlafsack,
und nur das Gesicht guckte heraus. Sie sah mich lange an, aber ihr Blick ging
durch mich hindurch, als wüsste sie nicht, wer ich war. Er stirbt, sagte sie.
Er stirbt immer weiter und kann nicht aufhören. Wer stirbt?, fragte ich. Amy,
wer? Der Mann, sagte sie. Der Mann stirbt. Welcher Mann?, fragte ich. Aber da
legte sie sich wieder hin und schlief

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