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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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und…«
    »Sie ist nicht im anderen Gleiter. Sie ist
zurückgeblieben. Um zu lernen, so viel sie kann, sagte
sie.«
    »Von den Cheyenne?«
    »Nein«, antwortete er, und Sorge zeichnete sich auf
seinem erschöpften Gesicht ab. »Von den Pelzlingen, die
versucht haben, die Cheyenne umzubringen.«

 
9. KAPITEL
     
     
    Es ist schon verblüffend, dachte Jake, dass der
einzelne Mensch immer wieder sein eigenes persönliche Schicksal
wichtiger nimmt als welterschütternde historische Ereignisse. Menschen konnten in Selbstmitleid und Verzweiflung versinken,
während rings um sie Frieden, Wohlstand und Fortschritt
herrschten. Sie konnten aber auch inmitten von Krieg, Chaos und
Unsicherheit ihr Glück finden.
    Jake war glücklich. Er lag im Bett neben der schlafenden
Lucy, die eins ihrer schlanken Beine über die seinen gelegt und
das Gesicht kindlich im Kissen vergraben hatte, und er dachte
über sein erstaunliches Glück nach. Ganz gewiss entsprang
es nicht irgendeiner inneren Ruhe oder einer philosophischen
Einstellung.
    Er hatte nicht so großartige Visionen wie Shipley, und das
war schon lustig, wenn man bedachte, dass gerade Jakes Vision sie
alle überhaupt erst hierher gebracht hatte. Aber während
jener Zeit seines Lebens war seine eigene, arg beschränkte
Vision einzig darauf gerichtet gewesen, eine interstellare Kolonie zu
begründen. Und dieser beschränkte Blick war die Folge einer
Entscheidung, die er fünfzehn Jahre zuvor getroffen hatte.
    Ein ganzes Leben, so grübelte er, während er auf dem
Rücken lag und hinauf zum grünen Zeltdach blickte, konnte
durch eine einzige Entscheidung geformt werden. Aber Jake war nun mal
ein grundlegend anderer Mensch als Shipley, und er wäre es
selbst dann gewesen, wenn jene Nacht in Mrs Daltons Bibliothek anders
verlaufen wäre. Sie gingen einfach von unterschiedlichen
Grundannahmen aus. Shipley glaubte an gemeinschaftliche
Entscheidungen, gelenkt und gesegnet vom Licht. Shipley glaubte
daran, dass die Übereinstimmung vieler bescheidener Seelen stets
den bestmöglichen Weg zeigte.
    Jakes Grundannahme war eine andere. Wenn man wollte, dass etwas
geschah, musste man selbst dafür sorgen. Allein, denn kein
anderer tat es für einen. Man selbst war der Einzige, den man
hatte.
    Jake hatte dafür gesorgt, dass es zu dieser glücklichen
Verbindung mit Lucy gekommen war. Sie war ängstlich gewesen.
Aber er hatte jede Überzeugungstechnik aufgeboten, die er je
gelernt hatte, und er war froh, dass er sie diesmal aus einem inneren
Bedürfnis heraus angewandt hatte, nicht nur zur Manipulation.
Und in der Überzeugung, dass es das Beste für sie beide
war.
    Und das war es.
    Wie auch immer, dachte Jake, während er mit hinter dem
Kopf verschränkten Händen dalag und die frische Morgenluft
durchs Zelt zog, die angenehmen Dinge im Leben sind nur so lange
angenehm, wie der Preis nicht zu hoch wird.
    Jake würde darauf achten, dass die Idylle mit Lucy keinen zu
hohen Preis forderte. Er würde ihr nicht – niemals! –
von Mrs Dalton erzählen. So viel hatte er inzwischen erkannt:
Lucy war keine Frau, die das Böse hinnehmen konnte. Sonst
hätte er sie nicht begehrt. Sie wäre dann nicht der
idealistische Mensch gewesen, der sie war.
    Sein Armband vibrierte. Sanft schüttelte er Lucy an der
Schulter. »Zeit zum Aufstehen, Lucy. In einer halben Stunde ist
die Frühstücksversammlung angesetzt.«
    Sie gab einen leisen Laut von sich und vergrub das Gesicht noch
tiefer in das Kissen.
    »Heute stehen die Berichte aus den biologischen Abteilungen
an.«
    Sofort setzte sie sich auf und blinzelte. »Oh! Ja!«
    Er grinste. Sie sah bezaubernd aus, wie sie so dasaß, mit
dem hellbraunen Haar, das ihr um den Kopf fiel, und den rosa
Brustwarzen, die wie blinde wissende Augen auf ihn gerichtet waren.
Er streckte die Hand nach ihr aus.
    »Jake, nein! Wir haben keine Zeit.«
    »Haben wir, wenn wir die Dusche auslassen. Was ist dir lieber
– sauber in die Versammlung zu gehen oder zufrieden?«
    Sie lachte, und ihre Augen verdunkelten sich. Jake wusste
inzwischen, dass dieser Blick Begehren ausdrückte. Sie lachte
wieder, dunkler diesmal, kehlig und einladend.
     
    Jake wusste im dem Moment, als er und Lucy das Versammlungszelt
betraten, dass dies nicht nur ein weiteres routinemäßiges
Treffen werden würde. Außer den Ratsmitgliedern waren
sämtliche leitende Wissenschaftler anwesend: Maggie Striker, Roy
Callipare, Robert Takai, Ingrid und Todd Johnson sowie Thekla
Barrington.
    Gail flüsterte: »Was hat

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