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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wurde
bewusst geschaffen, um genau diese Wirkung zu erzielen, bei genau
dieser speziellen Population?«
    George hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Wie
könnte ich mir da sicher sein? Ich biete nur eine Theorie, die
zu den Fakten passt. Wenn jemand eine bessere hat, würde ich sie
gern hören.«
    Stille. Anscheinend hatte niemand eine bessere Theorie.
Schließlich wandte Lucy schüchtern ein: »Kann sich
der Virus nicht von selbst so entwickelt haben, dass er genau diesen
Teil des Gehirns befällt? Ohne dass jemand ihn künstlich
geschaffen hat?«
    »Da kann ich nur wiederholen: Woher soll ich das
wissen?«, antwortete George.
    »Sehr wahrscheinlich ist es allerdings nicht«,
fügte Ingrid hinzu.
    Jake verstand nicht, was daran so unwahrscheinlich war. Aber er
war auch kein Fachmann. Er hatte noch immer Mühe, sämtliche
Informationen zu verarbeiten. »Ihr meint also, irgendeine
fortgeschrittene Zivilisation hat die Pelzlinge von anderswo hierher
gebracht und dann einen Teil davon mit diesem Virus
infiziert?«
    Thekla, die Landwirtschaftsexpertin, hatte bisher nur wie gebannt
zugehört. Nun meldete sie sich zu Wort: »Bevor irgendwer
darauf eine Antwort gibt, möchte ich euch noch etwas zeigen.
Eine Aufzeichnung. Zwei Aufzeichnungen, um genau zu sein.
Gail?«
    »Fang an«, bat Gail. Sie wirkte nicht sehr
glücklich.
    »Die erste Aufzeichnung stammt von Hauptmann Scherer«,
erklärte Thekla. »Er kartiert immer noch sämtliche
Regionen von Greentrees. Nachdem seine Satelliten das hier
aufgenommen haben, hat er den Ort noch einmal persönlich im
Tiefflug in Augenschein genommen. Letzte Nacht hat er Gail diese
Aufnahmen übergeben. Computer, einschalten. Zeig Datei
4593.«
    Die Projektionswand wurde hell. Jake sah Satellitenbilder, die
bereits nachbearbeitet worden waren und große Haufen von…
irgendwas zeigten. Dazwischen befanden sich reglose kleine Punkte.
Unvermittelt wechselte die Aufnahme zu einer höheren
Auflösung aus niedriger Höhe. Das Irgendwas waren
strohgedeckte Hütten, irgendwo in einer Bergregion, und die
reglosen Punkte waren Pelzlinge.
    Eine dritte Gruppe Fremdwesen auf Greentrees.
    Die Pelzlinge saßen auf dem Boden, neben erloschenen
Feuerstellen. Diese Pelzlinge waren sehr dürr, und die Haare
fielen ihnen in unregelmäßigen Flecken aus. Doch was Jake
am meisten überraschte, waren ihre Gesichter: Trotz des
rotbraunen Fells und der fremdartigen Gesichtszüge konnte man
sehen, dass diese Pelzlinge einen anderen Ausdruck zeigten als die
Pelzlinge in den Dörfern der Gleichgültigen. Die drei Augen
und der Mund standen weit offen, und die eindrucksvollen Zähne
waren deutlich zu sehen.
    Diese Augen – sie erinnerten Jake an etwas, aber er kam nicht
darauf, was genau es war. Während er zusah, stand einer der
Pelzlinge auf, taumelte unsicher im Kreis und sank dann wieder zu
Boden.
    »Sind sie krank?«, wollte Todd wissen.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Thekla,
»aber ich glaube nicht. Die folgende Aufzeichnung wurde von
einem meiner Techniker im Agrarlabor gemacht. Meine Mitarbeiter
arbeiten hart, und sie sind jung, und… nun, seht
selbst.«
    Die Wand wurde wieder hell und zeigte eine junge Frau mit
glänzend schwarzem Haar. Sie saß im Schneidersitz auf dem
Boden des Labors und starrte ihre Schuhe an. Dann hob sie den Kopf
und blickte in die Kamera. Ihre Pupillen waren stark geweitet, und
auf dem Gesicht lag ein Ausdruck von solcher Ehrfurcht, von so
unbedarftem wunderbaren Erstaunen, dass Jake sofort erkannte, was er
da sah.
    Trocken stellte Thekla fest: »Es gibt nicht eine menschliche
Kultur auf Erden, ausgenommen die Eskimos, die nicht irgendwann
zumindest eine berauschende Pflanze entdeckt und verwendet hat. In
diesem Fall ist es die genetisch veränderte Variante einer
einheimischen Blume, die von den jungen Leuten
›Greentrees-Gras‹ genannt wird. Sie haben sie zuerst an
unserer Laborkatze Fluffer ausprobiert, aber der machte es
anscheinend nichts aus.«
    Der Aufnahmewinkel wurde größer. Nun sah man auf dem
Schirm auch die Katze, eines von einigen Dutzend Haustieren, die von
der Erde hierher gebracht worden waren. Die meisten befanden sich
immer noch im Kälteschlaf. Jake wusste allerdings, dass die
Verantwortlichen in den Agrar- und Genlaboren einige davon –
Katzen und Hunde und Ziegen – hatten wecken lassen. Sie dienten
als Versuchstiere bei der Entwicklung von Nahrungsmitteln, die auf
Greentrees gediehen. Die Katze taumelte im Kreis und kippte um.

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