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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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dich aufgehalten?«
    Jake antwortete nicht.
    George Fox schien sich in einem Zustand irgendwo zwischen
Erschöpftsein und Aufgedrehtheit zu befinden. »Ich habe die
Gewebeanalyse so gründlich durchgeführt, wie es die Zeit
zuließ. Ihr könnt meinen Bericht einsehen, wenn ihr wollt,
aber ich warne euch: Da geht es ziemlich technisch zu. Hier sind die
Highlights.«
    Der Biologe hielt inne. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte
diese Pause nur auf Georges naturgegebene theatralische Ader
hingewiesen, aber diesmal kam es Jake vor, als wäre George Fox
regelrecht benommen von seinen Entdeckungen. Rund um den
Formschaumtisch saßen alle gespannt da.
    »Erstens«, verkündete George, »sind alle
Pelzlinge biologisch gleichartig. Beide Gruppen – die dummen,
gleichgültigen und die aggressiven – haben genau die
gleiche Körperchemie. Sie gehören derselben Art
an.«
    »Das können wir aus genetischer Sicht
bestätigen«, warf Ingrid ein. »Es gibt allerdings
kleinere genetische Abweichungen, die nahe legen, dass die beiden
Gruppen seit etwa tausend Jahren getrennt sind. Angesichts der
Entfernung zwischen ihnen und ihres technologischen Standes ist das
auch wahrscheinlich.«
    George nickte. »Das zweite betrifft ihre körpereigenen
Systeme wie Atmung, Kreislauf und Muskeln… Verdammt, Leute, ihr
müsst bedenken, dass ich nicht wirklich weiß, wie all
diese Systeme arbeiten. Die Pelzlinge beruhen auf DNA, und sie sind
Warmblüter. Aber sie sind das Ergebnis einer evolutionären
Entwicklung, die vollkommen anders verlief als auf der Erde. Ich
äußere also hier nur begründete
Vermutungen.«
    »Das ist uns bewusst«, sagte Gail. Da sie am wenigsten
an den Fremdwesen interessiert war, akzeptierte sie auch am ehesten
solche Unsicherheiten.
    George fuhr sich mit der Hand durch das schütter werdende,
ungekämmte Haar. »Wie auch immer, ihr Organsystem ist nicht
nur vollkommen verschieden von dem unseren, es unterscheidet sich
auch grundlegend von dem der anderen säugetierartigen Kreaturen
auf Greentrees. Lucy hatte Recht: Die Pelzlinge sind auf diesem
Planeten so fremd wie wir.«
    »Das stimmt ebenfalls mit den genetischen Befunden
überein«, ergänzte Ingrid. »Es gibt
Ähnlichkeiten, wie wir sie überall in der Galaxis erwarten
können, wenn wir davon ausgehen, dass die DNA durch Panspermie
verbreitet wurde. Aber es gibt nicht genug genetische
Ähnlichkeiten zwischen den Pelzlingen und irgendeiner anderen
Lebensform auf Greentrees, um eine gemeinsame Entwicklung nahe zu
legen.«
    »Drittens«, sagte George, und Jake hörte seiner
Stimme an, dass jetzt etwas Bedeutsames kam, »habe ich einen
MOSS-Scan am Gehirn des toten Pelzlingskindes durchgeführt und
am Gehirn des Pelzlings, der von den Cheyenne getötet wurde.
Das…«
    »Was war noch mal ein MOSS-Scan?«, fiel ihm Jake ins
Wort.
    »Ein Mehrschichten-Organ-Struktur-Scan. Er macht die Organe
des Körpers bis hin zur Zellstruktur sichtbar. Die beiden
Gehirne der Pelzlinge stimmen überein, in dem Maße, wie
man es im Rahmen individueller Unterschiede erwarten kann. Mit einer
Ausnahme: Bei dem gleichgültigen Pelzling ist ein kleiner Teil
des Gehirns inaktiv. Er ist von Narbengewebe durchsetzt. Ich
würde sagen, dieser Teil des Gehirns ist nicht mehr
funktionsfähig.«
    »Ein Tumor?«, fragte Jake.
    »Nein«, meinte George. »Tumore sind unkontrollierte
Wucherungen. Dieses Narbengewebe aber ist sehr genau umgrenzt und
betrifft anscheinend eine ganz bestimmte Gehirnregion. Außerdem
verhalten sich sämtliche Pelzlinge in den vier Dörfern im
Osten ähnlich, nämlich gleichgültig und antriebslos.
Ich vermute daher, dass in all ihren Gehirnen die gleiche Region
betroffen ist. Tumore scheiden da aus. Jede Wucherung wäre
anders. Wahrscheinlicher ist die Ursache ein Virus oder etwas
Vergleichbares, das einen Teil des Gehirns zerstört – und
nur diesen Teil – und danach selbst zerfällt.«
    Ruhig wandte Shipley ein: »Für gewöhnlich sind
Mikroorganismen nicht so zielgerichtet.«
    »Nein«, sagte Ingrid. »Nicht, wenn sie nicht mit
großer Sorgfalt künstlich geschaffen wurden.«
    Künstlich geschaffen. Die Worte hingen in der Luft wie
eine Wolke aus tödlichem Gas.
    Maggie Striker, die Ökologin, runzelte die Stirn. »Damit
ich das richtig verstehe, George: Du glaubst, ein Virus hat die
Pelzlinge der vier Dörfer befallen und sie gleichgültig
werden lassen, aber die Pelzlinge im Gebiet der Cheyenne wurden von
dem Virus verschont? Außerdem glaubst du, der Virus

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