Crossfire 2: Feuerprobe
ganze Armee
angeworben!«, platzte Alex heraus.
»Diese Leute sind nicht gut ausgebildet, und die meisten von
ihnen werden sich von ihm abwenden, wenn sie erfahren, wer Julian
Martin wirklich ist. Genau wie Ben hier.«
Der Junge errötete unter der Schmutzschicht auf seinem
Gesicht. Alex sah ihm den Kummer an und die Scham darüber, dass
er Julian Martin gedient hatte, wenn auch nur für kurze
Zeit.
Jake sprach rasch weiter. »Diese Aktivposten hast du sicher:
Martins Unsicherheit in Bezug auf dich, der daraus resultierende
Überraschungsmoment, die Möglichkeit, Greentrees’
Truppen auf deine Seiten zu ziehen, und außerdem gibt es da
noch etwas, das dir vielleicht – vielleicht auch nicht –
nutzen könnte: die wilden Pelzlinge.«
»Die wilden Pelzlinge?«, rief Natalie Bernstein aus.
»Aber Mr Holman, mit allem gebotenen Respekt – die
hören auf niemanden. Außer auf Nan Frayne, und die ist
tot, wie Dr.. Lasky uns erzählt hat.«
»Ja«, räumte Jake ein, und Alex bemerkte, dass er
einen Augenblick lang in der Erinnerung an eine Nan Frayne zu
versinken drohte, die längst schon Vergangenheit war. Aber
diesmal schaffte er es allein zurück in die Gegenwart. Genau
genommen kam ihr Jake aufmerksamer und konzentrierter vor, als sie
ihn seit langem erlebt hatte.
»Ja, die wilden Pelzlinge haben nur auf Nan Frayne
gehört. Sie sind hochgradig fremdenfeindlich, und die
raumfahrenden Pelzlinge sind von ihrer eigenen Art. Aber vor
fünfzig Jahren haben die raumfahrenden Pelzlinge ihre
Dörfer vernichtet und ihre Angehörigen getötet. Und
jetzt entführen sie wilde Pelzlinge, wie wir von Lucy wissen,
womöglich, um ihren begrenzten Genpool mit gesunden Individuen
zu erweitern, nachdem wir sie absichtlich mit diesem Virus
infiziert haben. Die Frage ist also: Was ist den wilden Pelzlingen
wichtiger – ihre Xenophobie den Menschen gegenüber oder
Rache an ihrer eigenen Spezies?«
»Was?«, hauchte Ben. Er wirkte gebannt wie ein Kind, das
einer spannenden Geschichte lauschte. Meine Güte, er ist so
jung! Alex musste das im Kopf behalten. Und das gilt auch
für Natalie!
Das war ihre »Armee«!
»Ich weiß nicht, was den wilden Pelzlingen wichtiger
ist«, sagte Jake. »Aber ich glaube, wir sollten versuchen,
es herauszufinden.«
»Wie?«, fragte Ben. »Wir wissen nicht einmal, wo
die wilden Pelzlinge sind! Und wie wollen wir mit ihnen
kommunizieren, wenn wir welche finden?«
»Das weiß ich noch nicht«, räumte Jake
ein.
»Und das nennst du einen ›Plan‹?«, beschwerte
sich Alex. »Ein Plan, um sowohl gegen die Pelzlinge als auch
gegen Julian Martin zu kämpfen?«
»Nein, das ist kein Plan«, schnauzte er zurück.
»Ich habe nie behauptet, dass ich einen Plan hätte –
ich sagte, wir brauchen einen Plan! Und das ist die Art, wie
man Pläne entwickelt, Alex. Was stellst du dir vor? Einfach
aufgeben? Ich dachte, du würdest Greentrees lieben?«
»Das tue ich.« Sie erinnerte sich an Julians Worte: »Ich teile Alex’ Liebe zu Greentrees…«
Nach einem unbehaglichen Schweigen sagte Jake: »Es tut mir
Leid.«
»Mir ebenfalls«, lenkte Alex ein. »Ich habe einfach
nur Angst, Jake.«
»Ich weiß. Und, Alex…« Jake rutschte auf
seinem Stuhl herum und wirkte plötzlich größer.
»Das ist ebenfalls ein Vorteil: Du kannst die Wahrheit zugeben.
Martin hat sich inzwischen so verheddert in seiner eigenen
Großartigkeit, in Notwendigkeiten, Eigenwerbung und
Selbstgefälligkeit, dass er die Wahrheit vermutlich selbst nicht
mehr erkennen, geschweige denn zugeben kann.«
Alex wusste nicht, wie sie das zu ihrem Vorteil nutzen sollte,
aber sie widersprach Jake nicht. Stattdessen sagte sie zerknirscht:
»Ich habe Angst. Und ich weiß nicht, was wir als
Nächstes tun sollen. Ich möchte gern hören, was du
denkst, Jake, und du, Natalie, und Ben. Auch Dr.. Laskys Meinung
interessiert mich, wenn sie zurückkommt. Vielleicht können
wir aus all unseren Gedanken eine Art Plan zusammenfügen, was
wir tun sollen.«
Jake lächelte. »Ich würde gern den ersten Schritt
vorschlagen. Wir haben noch einen anderen Vorteil, den ich bisher
nicht erwähnt habe. Vielleicht bedeutet er nichts –
vielleicht ist er auch die Lösung all unserer
Probleme.«
30. KAPITEL
IN DEN AVERY MOUNTAINS
Karim, Jon, Kent und Kueilan versuchten stundenlang, mit der
Biomasse zu kommunizieren. Sie schickten ihr Bilder von Menschen,
dann Bilder von Pelzlingen und Menschen, wie sie einander gegenseitig
vernichteten, danach sämtliche
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