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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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das?«
    »Ich glaube… nein, warte.« Sie schloss die Augen,
als würde etwas ihr Schmerzen bereiten.
    Er wartete.
    »Ich glaube«, erklärte sie schließlich,
»wir haben uns geirrt, als wir annahmen, dass Betas Bio-Arm auf
Greentrees unter seiner Kontrolle stand. Oder dass die Ranken auf dem
Schiff den Biofilm auf dem Boden kontrollierten. Oder die Ranken hier
diesen Planeten beherrschen. Ich glaube, wir haben uns geirrt. Die
Ranken sind nur… Maschinen. Wie unsere Übersetzer
und Computer und Raumschiffe und Anzüge. Oder vielleicht wie die
genetisch veränderten Nutztiere auf der Erde. Wie Pferde
vielleicht. Der Biofilm beherrscht die Ranken, nicht umgekehrt. Der
Biofilm ist der vernunftbegabte Kopf dieser Spezies.
    Wir haben die ganze Zeit mit dem Schwanz gesprochen.«

 
10. KAPITEL
MIRA CITY
     
     
    Es bohrte sich durch den Himmel, eine gewaltige schwarze Scheibe,
die größer wurde und größer und noch
größer, bis sie sich von Horizont zu Horizont erstreckte,
kreischendes Metall und heulender Wind. Die Unterseite klaffte auf,
und Rot strömte hervor, erst nur ein Rinnsal, das dann aber zu
einem lautlosen Sturzbach anwuchs. Die rote Flüssigkeit
füllte die Straßen von Mira City, stieg höher und
höher. Menschen schrien und schlugen um sich, die Gesichter vor
Panik verzerrt, als sie untergingen und im Blut ertranken…
    Alex erwachte und fuhr auf ihrem Feldbett hoch. Ihr Schlafanzug
war schweißgetränkt. Keuchend schreckte sie zurück,
als ein pelziges Geschoss auf dem Bett landete. Katous.
    »Ein schlimmer Traum, Katze.«
    Katous starrte sie in der Dunkelheit aus zwei gleichmütigen
gelben Augen an.
    »Sehr schlechter Traum.«
    Sie schlug die Decke beiseite. Kein Schlaf mehr heute Nacht. Eine
Evakuierungsübung stand bevor und würde in weniger als
einer halben Stunde beginnen. Nun, für sie war es kein
überraschender Nachtalarm. Vermutlich waren noch eine ganze
Menge andere Leute wach, die eigentlich »überrascht«
werden sollten.
    Einer von ihnen war Jake, der seit dem letzten Schlaganfall
anscheinend dauerhaft in ihrer Wohnung untergebracht war, und zwar
mitsamt einem kräftigen Pfleger. Aber das machte nicht viel aus:
Alex war ohnehin selten zu Hause. Siddalee hatte das Feldbett
widerwillig in Alex’ Büro aufgestellt und dazu eine Dusche
installiert. Heute Nacht allerdings war Jakes Pfleger ins
Schlafzimmer umgezogen, und Alex hatte an ihrem
»Evakuierungs-Ausgangsort« geschlafen.
    Als sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, sah sie
Jake in seinem Rollstuhl am Tisch sitzen. Durch die Tür zum
Schlafzimmer hörte sie die Schnarchlaute des tief schlafenden
jungen Pflegers.
    »Nimm etwas Tee, Alex.«
    Sie schenkte sich ein, nachdem sie mit dem Ärmel den Teesatz
von gestern aus der Tasse gewischt hatte. »Warum bist du schon
wach?«
    »Warum bist du wach? Aber das könnte dir ausnahmsweise
mal die Gelegenheit geben, dich zu kämmen.«
    Selbst in seinem Alter schätzte Jake noch gut aussehende
Frauen. Alex, die selten an ihr Aussehen dachte, grinste ihm zu.
»Bereit für die Übung, Jake?«
    »Ja.« Seine Augen funkelten. Julian Martin hatte alles
gut geplant. »Ich wünschte mir nur, ich wäre nicht in
einer Gruppe mit diesem schwachsinnigen Duncan Martin.«
    »Ist er so schwachsinnig?«, fragte Alex. Sie hatte
bisher keine von Duncans Theateraufführungen besuchen
können – der Aufbau des Verteidigungssystems nahm sie zu
sehr in Anspruch. Aber die meisten Leute feierten Duncan sowohl als
Darsteller als auch als Impressario – Letzteres war ein Ausdruck
von der Erde, den Alex zuvor noch nie gehört hatte.
    »Er ist ein großartiger Schauspieler«, räumte
Jake widerstrebend ein. »Sein Prospero war erstklassig. Und er
hat auch talentierten Nachwuchs unter den jungen Leuten gefunden. Was
er mit ihnen zu Stande bringt, ist schon erstaunlich. Nicht davon zu
reden, dass sie unter seiner Anleitung so eifrig arbeiten wie die
Ameisen.«
    »Was ist eine ›Ameise‹?«
    »Das ist ein… ach, egal. Es ist nicht wichtig. Ich habe
ihn nur schwachsinnig genannt, weil er genau das tut, was ich auch
getan habe, und natürlich können wir die eigenen
Schwächen bei anderen am wenigsten tolerieren. Duncan lebt in
Gedanken immer noch auf der Erde und beschimpft uns alle ständig
für die ›kriminelle Vernachlässigung unserer
künstlerischen Traditionen‹. Anscheinend kapiert er nicht,
dass wir damit beschäftigt waren, zu überleben.«
    »Dann erklär du es ihm.« Dankbar trank sie den
heißen

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