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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nicht wahr sein!
    Die eigenen schweren Atemzüge klangen unnatürlich laut
in ihren Ohren. Sobald sie konnte, richtete sie sich auf und lief
weiter.
    Schließlich ragten die Laborgebäude vor ihr auf,
fensterlose Gebilde aus Formschaum, viele von ihnen groß genug,
um Hochsicherheits-Unterdrucklabore und Versuchsbeete zu beherbergen.
Neben den Laboratorien wuchs ein junger Hain der hohen, schmalen
einheimischen Bäume mit ihren violetten Blättern. Die
Färbung rührte von der hiesigen Entsprechung des irdischen
Rhodopsins her, das auf Greentrees die Grundlage für die
Photosynthese bildete.
    Die Labore stellten für Alex das Zentrum von Mira City dar,
obwohl sie am Rand der Stadt lagen, dort, wo der Fluss eine scharfe
Kehre nach Westen beschrieb. Hier wurde die heimische Flora und Fauna
von Greentrees genetisch angepasst, damit sie zwei nicht immer zu
vereinbarenden Zielen diente: der Bewahrung der einheimischen
Ökologie und der Nutzung durch die Menschen, die von einem
anderen Planeten gekommen waren. Auch ohne diese Labore hätten
die Menschen auf Greentrees vielleicht überleben können
– aber nicht so bequem und einfach.
    Alex war die MateR von Mira City, die »Managerin für
technische Ressourcen«, und als solche wies sie den
größten Anteil – den bei weitem größten
Anteil – dieser Ressourcen den genetischen Laboratorien zu.
Einen zu großen Anteil, wie manche fanden. Sollten sie!
Die Laboratorien waren der Garant für Wohlstand und
Überleben der Menschen auf Greentrees.
    Und jetzt war jemand arrogant, dumm oder einfach nur dreist genug
– für Alex bedeuteten diese drei Dinge nahezu dasselbe
–, die Laboratorien zu bedrohen!
    Dieses ernsthafte, hübsche chinesische Mädchen, Star
Chu, hatte Alex erst vor wenigen Minuten gewarnt: »Alex…
ich fürchte, es könnte Ärger bei den Genlaboren geben.
Bald. Jetzt. Ich kann nicht mehr sagen, aber ich glaube, du solltest
nach dem Rechten sehen. Und nimm den Wachdienst mit.«
    Dann hatte sich Star abgewandt und war in der Menge untergetaucht,
ehe Alex noch weitere Fragen hatte stellen können. Alex hatte
nur noch benommen zur Kenntnis nehmen können, dass Star selbst
wie die Verkörperung dessen aussah, was sie so vorsichtig mit
»Ärger« umschrieben hatte: die fleißige und auch
erfolgreiche Geschäftsführerin einer Greentrees-Firma, die
trotzdem nachgemachte Cheyenne-Tätowierungen auf der Wange trug,
Blue Lion und andere Modedrogen konsumierte und ihre Unzufriedenheit
so dick aufgetragen zur Schau stellte wie den roten Lippenstift, den
ihre Firma vor kurzem auf den Markt geworfen hatte. Und doch hatte
sie Alex gewarnt.
    Alex’ Vater hatte stets die Befürchtung
geäußert, dass irgendwann die Araber Probleme bereiten
könnten. »Mit der Zeit empfinden sie Greentrees
womöglich als regelrechten Kulturschock. Der Widerspruch
zwischen ihren Traditionen und einer offenen Siedlergesellschaft
könnte unter ihnen zu einer inneren Zerrissenheit führen,
sogar zu Gewalt. Behalte besonders die jungen Araber im Auge,
Alex!«
    Aber die Araber hatten einen modernen, angepassten Islam
entwickelt und sich nahtlos in die Gesellschaft Greentrees’
eingefügt. Stattdessen war es die chinesische Jugend, die sich
zunächst aufgelehnt und Gruppen gebildet hatte, die inzwischen
außer Kontrolle geraten waren. Wer hätte das gedacht!
    Die Laboratorien wirkten ruhig, eine nüchterne Anordnung
miteinander verbundener zweckmäßiger
Formschaumwürfel. Alex, die sich nicht die Zeit genommen hatte,
auf den Wachdienst zu warten, trat vorsichtig näher. Die
Eingangstür zu Gebäude D stand halb offen. Mehr noch, sie
hing nur noch an einer Angel. Jemand hatte sie mit einem Laser
aufgeschnitten.
    Alex erinnerte sich an eine Zeit, da niemand auf Greentrees ein
Gebäude verschlossen hatte.
    Sie nahm das Sprechgerät aus einer Falte ihrer
rot-grünen Stola, die sie zu einem kunstvollen, sittsamen
Zickzack gebunden hatte, das ihre Bewegungen nicht behinderte. Guy
Davenport, Miras Sicherheitschef, meldete sich sofort. »Alex
Cutler hier«, keuchte sie. »Ich bin bei den Genlaboren. Die
Tür wurde aufgebrochen, und es gibt möglicherweise
Schwierigkeiten.«
    »Geh nicht rein!«, sagte Guy. »Ein Einsatzkommando
ist schon unterwegs. Hörst du mich, Alex? Geh nicht…«
Sie schaltete ab und betrat das Gebäude.
    Der Flur war düster und kalt, ein scharfer Kontrast zum
Sonnenschein draußen. Es gab keine Empfangshalle, der Bau war
rein auf Zweckmäßigkeit ausgelegt. Alex ging

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