Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
sich bei Mrs. Lucas um eine Frau mit blassem Teint und kurzem roten Haar handelte.
Doch daraus ergaben sich nur neue Fragen. Ich hatte angenommen, dass eine Frau die Ursache der Spannungen zwischen den beiden Männern war.
Im Grunde wussten Gideon und ich herzlich wenig über den jeweils anderen. Wir kannten die hässlichen Geschichten – wenigstens kannte er meine, und ich hatte aufgrund eindeutiger Anzeichen eine vage Ahnung von seinen. Außerdem waren wir nach so vielen Nächten in beiden Wohnungen grob mit den jeweiligen Alltagsmacken des anderen vertraut. Er hatte die Hälfte meiner Familie kennen gelernt und ich seine gesamte. Aber wir waren noch nicht lange genug zusammen, um allgemeine Dinge aus dem persönlichen Umfeld ausgiebiger zu besprechen. Vermutlich legten wir aber auch nicht die dafür nötige Offenheit und Neugier an den Tag. Es schien, als fürchteten wir beide, einer schon jetzt wackligen Beziehung zu viel zusätzlichen Mist aufzuhalsen.
Wir waren zusammen, weil wir süchtig nach einander waren. Wenn wir gemeinsam glücklich waren, verspürte ich einen Rausch wie noch nie in meinem Leben, und ich wusste, dass er genauso empfand. Für diese perfekten Momente strampelten wir uns ab, und sie blieben dennoch so rar gesät, dass wir nur aus Trotz, Entschlossenheit und Liebe den Kampf um sie nicht aufgaben.
Hör jetzt auf, dich verrückt zu machen!
Ich sah in meine Mails und stieß auf die tägliche Meldung meines Google-Alerts zu »Gideon Cross«. Heute führten die angegebenen Links meist zu Fotos von Gideon in schwarzem Anzug ohne Krawatte, wie er mit mir zusammen am Vorabend das Wohltätigkeitsdinner im Waldorf-Astoria besucht hatte.
»O Gott.« Als ich die Bilder von mir in dem champagnerfarbenen Cocktailkleid von Vera Wang sah, musste ich unwillkürlich an meine Mutter denken. Nicht nur wegen der äußeren Ähnlichkeiten – mal abgesehen davon, dass mein Haar lang und glatt war –, sondern auch wegen des Firmenmoguls, an dessen Arm ich hing.
Monica Tramell Barker Mitchell Stanton war eine absolute Meisterin darin, die schmückende Gattin zu spielen. Sie wusste genau, was von ihr erwartet wurde, und entsprach allen Erwartungen, ohne sich den kleinsten Patzer zu leisten. Sie mochte zweimal geschieden sein, aber beide Trennungen waren ihre freie Entscheidung gewesen, und beide Exmänner trauerten ihr bis heute nach. Ich verurteilte das Verhalten meiner Mutter keineswegs, denn sie bemühte sich stets nach Kräften und betrachtete keine Beziehung als Selbstläufer, aber ich war mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit aufgewachsen. Die Möglichkeit, Neinsagen zu können, war mir unbeschreiblich wichtig.
Ich verkleinerte mein E-Mail-Fenster, verdrängte mein Privatleben für eine Weile und machte mich wieder auf die Suche nach Konkurrenzprodukten im Segment Fruchtkaffee. Ich koordinierte erste Treffen zwischen den Marketingleitern und Mark und unterstützte Mark bei der Entwicklung einer Werbekampagne für ein glutenfreies Restaurant. Gegen Mittag machte sich gerade mein Hunger ernsthaft bemerkbar, als das Telefon klingelte. Ich meldete mich wie üblich.
»Eva?«, fragte eine Frauenstimme akzentuiert. »Hier ist Magdalene. Haben Sie eine Minute Zeit?«
Wachsam lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Als Corinne unvermittelt und unerwünscht wieder in Gideons Leben aufgetaucht war, hatten Magdalene und ich uns zwar für einen Moment gut verstanden, aber ich hatte nie vergessen, wie gemein sie bei unserer ersten Begegnung zu mir gewesen war. »Eine Minute, ja. Was gibt’s?«
Sie seufzte und dann brach es aus ihr heraus: »Ich habe gestern an dem Tisch hinter Corinne gesessen und einen Teil des Gesprächs gehört, das sie mit Gideon während des Essens geführt hat.«
Meine Bauchmuskeln spannten sich an, um sich auf den zu erwartenden emotionalen Schlag vorzubereiten. Magdalene verstand sich darauf, die Unsicherheit auszunutzen, die ich in Bezug auf Gideon empfand. »Das ist ein neuer Tiefpunkt, mir bei der Arbeit Schauergeschichten auftischen zu wollen«, sagte ich kühl. »Ich habe kein …«
»Er hat Sie gar nicht links liegen gelassen, Eva.«
Mein Mund blieb eine Sekunde lang offen stehen, und sie beeilte sich weiterzusprechen.
»Er hat Corinne ins Leere laufen lassen. Sie fing damit an, ihm Vorschläge zu machen, was er Ihnen in New York zeigen könnte, da Sie doch neu in der Stadt sind, und dabei zog sie voll die alte Weißt-du-noch-als-wir-beide-da-waren-Nummer ab.«
»Gemeinsame
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