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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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erinnerte ich mich wieder. Ich erinnerte mich an alles! Seine Kraft hatte vollständig bei mir nachgelassen. Es war zwar merkwürdig, aber auch irgendwie erleichternd. Ich fühlte mich so, als hätte ich etwas lang Ersehntes zurückbekommen, obwohl ich mir über alles wünschte, alles wieder vergessen zu können.
Bitte, bitte, bitte! flüsterte ich angestrengt und ballte meine Hände zu Fäusten, was jedoch nichts brachte. Als mir das nach einigen Minuten auch auffiel, hob ich langsam meinen Kopf und schaute wieder zu meinen Eltern. Ich musste sie noch begraben. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich hatte Angst, ihnen auch nur zu nahe zu kommen. Mein Gott, ich befand mich in einem zimmer mit zwei Leichen!
Panik ergriff mich und ich hatte gerade beschlossen, dass es womöglich das Beste wäre, wenn ich diesen Ort wieder verließ, da ließ mich plötzlich eine eiskalte, weibliche Stimme erschrocken zusammenfahren.
Da scheint jemand aber gar nicht glücklich darüber zu sein, seine Eltern wiedergesehen zu haben.
Der spöttische Unterton war nicht zu überhören gewesen, sodass ich auch gleich erkannte, wem diese Stimme nur gehören konnte: Kelly.
Ich bekam solch eine Angst, dass mein Herz auf einmal begann unregelmäßig zu schlagen. Um nicht zu keuchen hielt ich meinen Atem an und erstarrte augenblicklich, als mir auffiel, dass ich meinen Flammenwerfer gar nicht mehr bei mir hatte. Oh.
Oh!
Warum hatte ich ihn bloß auf der Straße liegen gelassen?
Das würde mein Ende sein. Was sollte ich bloß machen? Kelly war viel zu stark für jemanden wie mich. Ich könnte mich überhaupt nicht gegen sie wehren, falls sie vorhatte mir irgendetwas anzutun.
Langsam er hob ich mich.
Na, Chalina, hast du mich vermisst?
Schlagartig glitt mein Blick nach oben und ich sah, wie sie mit einer unglaublichen Leichtigkeit hinuntersprang und dann direkt neben meiner Mutter wieder zu Füßen kam. Ihr Gesichtsausdruck gefiel mir ganz und gar nicht. Sie lächelte, aber es war abgrundtief böse. Sie sah noch unheimlicher aus als Luzifer, der mich mit seinen beiden Hörnern und dem Umhang schon genug erschreckt hatte. Ihre makellose Haut glänzte im Mondlicht golden, was ihr schwarzes, eng anliegendes Kleid, das gerade mal bis zu ihren Knieen reichte, besonders zum Vorschein brachte, obwohl es hier schon dunkel genug war.
Ihre Augen blitzten. Ich habe dich auf jeden Fall vermisst, meine gute, alte Freundin.
B-Bist du alleine hier? fragte ich ängstlich und versuchte mich nach hinten zu stemmen, obwohl dies gar nicht mehr möglich war. Wo sind die anderen?
Ihr hexenhaftes Lachen erfüllte die Luft und ließ mich wieder zusammenzucken.
Ah, Chalina. Ich habe dich nur aufgesucht, weil ich mit dir noch eine Rechnung zu begleichen habe. Schließlich bist du diejenige gewesen, die
mein
Geliebter geheiratet hat. Bedrohlich langsam kam sie auf mich zu. Wenn du nicht existiert hättest wäre ich niemals so ausgerastet. Liebste Chalina, du allein bist Schuld, dass so viele Menschen ermordet wurden. Kannst du wirklich mit dieser Schuld leben?
Ich schluckte laut. Ich kann doch gar nichts dafür. Ich habe Aaran nicht freiwillig geheiratet, Kelly.
Mit gehobenen Augenbrauen blieb sie plötzlich stehen und nickte. Nun. Mir war schon klar, dass dieser Mistkerl dich aufklären würde über alles, was geschehen ist. Allein die Tatsache, dass er deine Erinnerungen löschen würde hat mich gewundert. Wusstest du, dass Aaran und ich Seelenverwandte sind? Je stärker und mächtiger ich werde, desto schwächer wird er! Lass mich raten. Seine Kräfte sind so dermaßen geschwächt, dass deine Erinnerungen so langsam wiederkommen, habe ich recht?
Ich erinnere mich an alles, Kelly. sagte ich ernst und stellte mich aufrecht hin. Es hatte keinen Sinn, wie ein Angsthase herumzuwimmern, also wollte ich es bleiben lassen. Wenn mein letztes Stündlein tatsächlich angefangen hatte zu schlagen, dann wollte ich dem Ende wenigstens als starke Frau entgegentreten.
Ah, wirklich? fragte sie ernsthaft überrascht Seit wann?
Seit eben gerade. brachte ich mühsam hervor, weil sich meine Augen schon wieder mit Tränen füllten. Mein Herz war schließlich voller Kummer und Verzweiflung durch das, was geschehen war.
Das ist wunderbar! Begeistert klatschte sie in ihre Hände und stand dann plötzlich direkt vor mir, woraufhin ich mich jetzt doch wieder ein bisschen nach hinten lehnte und mein Atem flacher wurde.
Kelly...
Du brauchst deine Panik nicht zu verbergen, Chalina-Anastasia. Ihr Blick

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