Cruel World
meinen Füßen angefühlt hatte. Ich musste mich praktisch zwingen, nicht meine Schuhe auszuziehen.
Dass ich seufzend meine Augen schloss, um dieses schöne Gefühl besser genießen zu können, war aber ein Fehler gewesen, denn ich konnte somit nicht die Erinnerungen verdrängen, die ich niemals hätte freiwillig wiederbekommen wollen.
Ich sah immer wieder dasselbe und es war mehr als nur furchtbar. Mir schossen all jene Tage in den Kopf, die ich in diesem Haus verbracht habe. Meine Eltern beschimpften oder schlugen mich immer wieder aufs Neue, weil ich ihrer Meinung nach dies und das falsch machte und eine schlechte Ehefrau werden würde. Ich sah mich nur weinen - die ganze Zeit. Es war wirklich ein Wunder, dass ich nicht mehr die Augenringe besaß, die ich früher gehabt habe. Nicht ein einziges mal konnte ich hören oder sehen, wie meine Eltern mir schöne Worte sagten, mich lobten oder auch nur in ihre Arme nahmen. Der Einzige, der dies bis dahin immer getan hatte war nur Rhys gewesen, der ohne mich an seiner Seite damals nie einzuschlafen gekonnt hatte. Nur Teresha und Luzifer hatten mich oft ein bisschen von meinem schrecklichen Leben abgelenkt und eine Freude bereitet, in dem sie mich getröstet haben und ich manchmal mit einem von ihnen auch Ausflüge gemacht habe. Vor allem Luzifer hatte für mich den Vater ersetzt, dessen starke ich Schuler ich hinter mir gebraucht habe. Ich war ihm so unendlich dankbar für alles, was er getan hat. Teresha konnte nicht die Wahrheit sagen, als sie behauptet hat, er wäre auf Kellys Seite. Ich war mir sicher, dass er mich mehr als Kelly liebte. Er hatte es selbst zugegeben und in seiner Stimme war keine Spur vom Lügen gewesen. Meinem Onkel war ich ganz bestimmt wichtig. Ich konnte kaum glauben, dass es nur drei Tage her waren, dass ich ihn das letzte mal gesehen habe! Meine Erinnerungen gingen immer weiter in die Vergangenheit zurück, wo Aaran mir ständig Komplimente über mein Aussehen gemacht und viel mehr Zeit mit mir verbracht hat, als mit Kelly, was sie schon damals rasend eifersüchtig gemacht hat. Ständig bewarf sie mich, wenn wir etwas spielten mit Sand oder sie stellte mir ein Bein, damit ich hinfiel und mich verletzte. Als ich acht Jahre alt gewesen war hatte sie mir aus Wut mit ihrer Macht sogar den linken Arm gebrochen, indem sie einen Ast hat darauf fallen lassen. Früher hatte ich ihre Boshaftigkeit mir gegenüber nie verstanden, weil ich auch nicht gewusst habe, dass Aaran mich liebt und mich heiraten wollte. Waren seine Eltern überhaupt damit einverstanden gewesen? Gegen meinen Willen versuchte mein Kopf ihre Gesichter zu finden, aber als sie nicht auftauchten bekam ich den Verdacht, dass Aaran ganz alleine nach Australien geschickt wurde oder dass sie sich selbst hier nie in der Öffentlichkeit gezeigt haben. Ich sah auch meine Klassenkammeraden, die ständig zu unserer Haustür kamen, um zu fragen, ob ich mit ihnen weggehen dürfe, was meine Eltern jedes mal verneinten und sie mich somit nachts, wenn alle dachten ich würde schlafen, mit Tereshas Hilfe aus meinem Zimmerfenster, das sich im Erdgeschoss befand, herausholten und wir dann gemeinsam feiern gingen. Meine Eltern hatten nie bemerkt, dass ich vor allem an den Wochenenden völlig betrunken zurück in mein Zimmer gestiegen war und mich noch wenige Stunden schlafen gelegt habe, um den Rausch einigermaßen wegzubekommen.
Dass selbst Luzifer behauptet hatte, ich wäre damals ein sehr braves Mädchen gewesen, wunderte mich jetzt ziemlich. Hatte nicht einmal er von meinem ständigen nächtlichen Ausreißen gewusst?
Danach folgten die schlimmsten Tage meines Lebens. Meine Mutter zwang mich, mit ihr ein Brautkleid und den Schmuck kaufen zu gehen, während mein Vater mit Aaran weggefahren war, um die gesamte Hochzeit vorzubereiten. Ich wusste ja bereits, das sie in der Kirche hinter dem Wald, der sich vor der Glory Cole Have befand, stattgefunden hatte, auch wenn ich einfach nicht verstehen konnte, warum wir deswegen so weit weg reisen gemusst haben. Niemand hatte mir je auf diese Frage eine Antwort geben wollen und ich erwartete dies auch gar nicht mehr. Als ich mit Alex in der Kirche gewesen war konnte ich die Erinnerung an meine Hochzeit vermeiden, doch jetzt war es schier unmöglich. Das Bild, wie mein Vater mich hinter sich her zum Altar zerrte, war noch längst nicht alles. Kaum stand ich dort oben gab er mir harte Ohrpfeige, weil ich meine Hand sofort von Aaran weggerissen hatte, als er sie in
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