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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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immer weggedacht, damit es spannender wurde.
Sogar unser altes Gartenhaus war dort, wo mein Vater es vor vielen Jahren hingebaut hatte. Ohne groß nachzudenken ging ich darauf zu und machte vorsichtig die dünne Holztür auf. Zu meiner großen Überraschung sah es noch immer so ordentlich und sauber aus, als wäre niemals irgendjemand hier drin gewesen. Vielleicht war dies sogar der Fall. Die sechs Plastikstühle waren in der einen Ecke hinter unserem runden Tisch aufeinander gestapelt und die Gartengeräte lagen, wie ich feststellte, unberührt in dem Regal, das die gesamte linke Seite einnahm. Es war zu schade, dass das Gemüsebeet in unserem Garten nun weg war und sich dort eine große Schlammpfütze gebildet hatte.
Mein Blick glitt dann jedoch zu etwas, das ich die ganze Zeit schon gesucht habe. Der Kühlschrank! Keuchend riss ich ihn auf und starrte mit großen Augen auf die dunkelblaue Kühlbox, in der sich die Lebensmittel, die mein Vater normalerweise jeden Monat für Picknicke verwendet hatte, befanden.
Strahlend ergriff ich deine der Wasserflaschen und drehte schnell den Deckel auf, um die erfrischende Flüssigkeit in meinen Mund zu ergießen, obwohl sie genauso alt schmeckte, wie sie war. Gleich darauf jedoch fühlte ich mich schon viel besser und nachdem die Flasche leer war packte ich mir die anderen drei Stück in den Rucksack. Wer wusste schon, wann ich je wieder solch eine Möglichkeit bekommen würde? Manchmal konnte ich schließlich mehrere Tage nichts als Regenwasser trinken. Ich musste mit diesen Flaschen also sehr sparsam umgehen, bis ich meinen Clan gefunden habe.
Da es für mich hier nichts mehr zu sehen gab beschloss ich wieder hinauszugehen. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt das Haus je wieder zu betreten, doch dann entschied ich, dass es wohl auf der Welt keinen anderen Ort geben konnte als das eigene Zuhause, in dem ich mich mehr als nur wohl fühlte. Aber die Angst wollte nicht einmal dann verschwinden, als ich das erste mal nach so vielen Monaten die Schwelle unserer großen, weißen Tür überquerte. Ein überwältigendes Gefühl durchfuhr meinen Körper. Es war fantastisch und augenblicklich fühlte ich mich so sicher wie noch nie zuvor. Dies war, ist, und würde für immer mein Zuhause sein. Meine einzige Angst bestand darin das Wohnzimmer zu betreten. Ich fürchtete mich davor, meine toten Eltern zu sehen. Womöglich waren sowieso nur noch ihre Knochen übrig geblieben, was es auch nicht leichter machte. Aber war es nicht als einzige Überlebende dieser Familie meine Aufgabe, ihnen die letzte Ruhe zu geben? Ich musste sie begraben - egal, ob ich es wollte oder nicht. Sie waren zwar nicht die besten Eltern gewesen, doch ich liebte sie bis heute trotzdem über alles und würde sterben dafür, damit sie wieder am Leben waren.
Seufzend sah ich die Tür an, auf die ich jetzt zuging. An diese Tür hatte ich mich damals gelehnt, um zu lauschen, ob meine Eltern mich Aaran geben würden. Genau hier wurde ich das erste mal von Aaran aus ihren brutalen Händen gerissen, damit sie mich nicht verprügeln konnten. Allerdings empfand ich ihm gegenüber nicht einmal jetzt Dankbarkeit. An den schneeweißen Wänden hingen noch die unzähligen Bilder, die vor ein paar Jahren gemacht wurden. Ich entdeckte auch eines, wo nur Aaran und ich als Kinder drauf waren und ich musste jetzt ehrlich zugeben, dass er schon damals ziemlich attraktiv ausgesehen hatte. Empört darüber schüttelte ich meinen Kopf. Er war bloß ein grausames Monster und nichts weiter! Ich durfte auf keinen Fall irgendwelche Gefühle zulassen, wenn ich an ihn dachte! Das könnte mein Untergang bedeuten.
Anstatt in den großen Raum einfach hineinzugehen, lugte ich zuerst mit meinem Kopf rein, weil mein Herz nicht aufhören wollte zu rasen. Das, was ich nun sah, ließ meine Augen groß werden. Abgesehen davon, dass sich überal Staub und Spinnenweben befanden, war auch hier alles gleich geblieben. Sowohl die pechschwarzen Sofas, der Fernsehschrank, der lange Esstisch und auch Rhys Spielecke waren noch da. Sie wurden nicht umgeworfen oder sonst irgendwie von der Stelle bewegt. Alles stand dort, wo es schon immer gewesen ist. Nur der Kronleuchter war von der Decke gefallen, die nun gar nicht mehr da war. Ich überlegte kurz, wie das passiert sein könnte, ließ es dann jedoch bleiben. Strahlend machte ich meinen ersten Schritt auf den dicken, hellroten Teppich, der sich früher, wenn ich mich richtig erinnerte, ziemlich flauschig unter

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