Cruel World
unglaublich viele Wesen mit außerordentlich guten Hörsinnen. Wenn der Herrscher erfährt, dass ich Euch dies erzählt habe, dann... dann wird er dasselbe auch mit mir machen!
Mache dir keine Sorgen. Ich beschütze dich schon.
Aber... werdet Ihr nicht bald wieder fortgehen?
Doch. Wieso?
Er wird Euretwillen natürlich so tun, als ob er mich verschonen würde. Und wenn Ihr nicht mehr da seit, dann-
Ich seufzte leise, weil er womöglich recht hatte. Aaran würde warten, bis ich weg bin, um ihn zu bestrafen. Da ich dies nicht wollte traf ich eine Entscheidung.
Also. Ich werde das, was du mir gerade erzählt hast, mit ins Grab nehmen. Du kannst mir vertrauen.
Er stand plötzlich auf, aber nur, um dann auf die Kniee zu fallen und meine Füße zu küssen. Blinzelnd schaute ich ihm dabei zu.
W-Was soll denn das?
Aaran Grant sagt, ich soll so meine Dankbarkeit ausdrücken.
Meine Wut stieg immer weter. Er konnte wirklich etwas erleben!
Hör auf damit. Lass uns etwas essen. Grinsend reichte ich ihm einen der beiden Schokoladen-Croissants, den er mit verblüffter Miene annahm und langsam wieder aufstand.
Ich darf das nicht, meine Herrin.
Was, wenn ich es dir befehle? Ich zwinkerte ihm einmal zu, was ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen zauberte. Es war schön, jemanden glücklich machen zu können.
Nun. Dann bleibt mir wohl keine Wahl. Vorsichtig nahm er seinen ersten Bissen.
Und, schmeckt es?
Oh ja! Es ist fantastisch. Normalerweise bekomme ich immer nur die Essensreste, die bis zum Abend übrig bleiben.
Du tust mir unglaublich leid. Ich glaube, es wird Zeit, hier ein paar Dinge zu ändern.
Er zuckte die Schultern. Wenn Ihr es schafft den Herrscher zu überreden, dann werde ich mir eigenhändig die Haare abschneiden!
Kaum hatte er dies gesagt, da mussten wir beide auch schon lachen. Er konnte also doch ganz locker und entspannt werden. Mit fiel sogar ein, dass sein Name
Largiv
ist. Nachdem wir unseren Croissant augegessen hatten, nahm er die vier ungeschnittenen Äpfel und begann mit ihnen Kunststücke zu machen, die ich urkomisch fand.
Unser Spaß hielt jedoch nicht lange an.
Largiv machte ein paar Purzelbäume auf dem Boden und sprang dann begeistert ungefähr zwei Meter in die Luft, während er einen Bissen von seinem Muffin in der linken Hand nahm, ehe plötzlich ein ironisches Lachen mit in meines einstimmte.
Zuerst dachte ich, es wäre von Largiv gekommen, doch als dieser zutiefst erschrocken nach Luft schnappte und kaum, als er wieder auf dem Boden war, eine stocksteife Haltung einnahm, da wurde mir bewusst, dass wir beide nicht mehr allein in diesem Raum waren.
Aus irgendeinem Grund bekam auch ich ein bisschen Panik und zog deshalb meinen Kopf ein, als ich ihn zu der Tür drehte. Dort stand niemand anderer als Aaran Grant, der die Arme verschränkt und ein Lächeln aufgesetzt hatte. Man sah jedoch in seinem Ausdruck ganz deutlich, dass er außer sich vor Wut ist. Sein Kiefer war angespannt, genauso wie seine Arme, die durch das enge, graue T-Shirt mit einem Feuerdrachen drauf, fast freilagen. Diese Muskeln waren atemberaubend! Ich konnte meinen Blick nicht von ihnen abwenden, bis er sich laut räusperte.
Na? Störe ich?
Largivs ängstlicher Blick glitt zu mir, sodass ich auftsand und mich unauffällig vor ihn stellte, um zu beweisen, dass ich nicht zulassen würde, dass ihm etwas angetan wird.
Oh ja! Du hast die gute Laune zerstört.
Das tut mir aber leid.
Ja, das sollte es wohl auch. Ich machte absichtlich einen Schmollmund. Es wurde gerade so toll. Du bist wirklich eine Spaßbremse.
Aaran stieß ein verächtliches Geräusch aus. Ich bitte dich! Largiv weiß ganz genau, dass er nur das Essen hereinbringen und nicht mit dir herumalbern sollte!
Theatralisch schnappte ich nach Luft und legte mir meine gesunde Hand aufs Herz. Willst du etwa damit sagen, dass ich kindisch bin?
Nein, aber
dumm
. sagte er eiskalt, was mich erstarren ließ.
Schleimscheißende Bambuskröte, wie hast du mich gerade genannt?
Largiv unterdrückte ein Lachen, woraufhin Aaran ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.
Dumm. wiederholte er das Wort, was mich furchtbar wütend werden ließ.
Du bist selber dumm!
Mein Blick glitt zu den kleinen Köpfen, die hinter der Tür herauslugten. Die hübschen, blassen, weiblichen Gesichter sahen überrascht und entsetzt aus. Was für Wesen das waren, war mir momentan egal. Ich musste mich erst einmal verteidigen. Wenn Aaran dachte, dass ich mich vor allen anderen so niedermachen lassen würde, dann irrte er
Weitere Kostenlose Bücher