Cruel World
Blinzelnd hielt ich mir den kleinen Gegenstand vor die Augen und betrachtete es. Es war das Symbol meines Standes: Die Krone der Herrscherin.
Kaum wurde mir das bewusst, da landete ich auch schon wieder in der Gegenwart. Meine Augenlider waren halb geschlossen und ich brachte es nicht zustande, sie wieder hochzuziehen. Stattdessen fielen sie immer weiter zu. Meine Sicht war verschwommen. Ich konnte Aaran nicht mehr erkennen, nur seinen schweren Atem auf meinem Gesicht spüren. Auch, dass er mir einen Kuss auf den Mund drückte, entging mir nicht.
Anstatt mich zu fragen, was mit mir geschah, ließ ich mich lächelnd ins Schwarze gleiten.
Kapitel 18
Aaran wunderte es nicht, dass ich ohnmächtig geworden bin. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich war mir sicher, dass er den Grund wusste. Als ich meine Augen geöffnet hatte, hat er strahlend neben mir gelegen und mich mit schönen Liebessprüchen einschlafen lassen. Schließlich war es Nacht gewesen.
Jetzt saß ich vollständig bekleidet mit einem langen Nachtkleid auf dem Bett und wartete auf mein Frühstück. Aaran meinte, es würde mir gleich gebracht werden, doch nun waren schon mindestens zehn Minuten vergangen. Was für ein Glück, dass ich ziemlich geduldig sein konnte. Er selbst musste wegen irgendetwas Wichtiges weggehen und Emma, die eben gerade vorbeigeschaut hatte meinte, dass es unten im Restaurant nur ein bisschen Ärger gab. Also beschloss ich mir nicht den Kopf deswegen zu zerbrechen.
Stattdessen schaute ich zu dem Fernseher, der immer wieder meinen Blick auf dich zog. Ich konnte einfach nicht wiederstehen und erhob mich langsam, um mit einer Hand den Infusionsständer zu ergreifen und neben mir her zu schieben.
Es fühlte sich toll an, dieses Gerät anfassen zu können. Es zauberte mir sogar ein Lächeln auf die Lippen. Auf der schwarzen Farbe befand sich kein bisschen Staub. Bestimmt wurde hier jeden Tag sauber gemacht. Ich fragte mich, ob Aaran Frauen oder Männer dafür einsetzte, obwohl es Ersteres war.
Ein leises Klickern ließ meinen Körper herumfahren. Ich schaute überrascht zu der Tür, die derselbe kleine Mann geöffnet hat, mit dem ich das letzte mal zusamengestoßen bin. Sein ehrfürchtiger Blick war wachsam und die großen, grünen Augen glitten kurz umher, ehe er mich bei dem Fernseher stehen sah. Der schwarz-weiße Anzug stand ihm ausgezeichnet, obwohl er gerade mal so lang wie meine Beine war. Sein breites, kantiges Gesicht war unglaublich groß und der Hals schien gar nicht mehr da zu sein. An seinem Bauch entdeckte ich eine kleine Wölbung. Seine lilanen, kurzen Haare hatte er mal wieder zurückgekämmt, was ich so außergewöhnlich fand, dass ich mich nicht bremsen konnte.
>> Wow! Sind Eure Haare echt?<<
Verblüfft blieb er stehen. In seinen Händen hielt er ein goldenes Tablett, auf dem ich solche Leckereien entdeckte, dass mir das Wasser Mund zusammenlief.
>> Ähm... erst einmal wünsche ich Euch einen wunderschönen guten Morgen, meine Herrin.<< Er neigte den Kopf kurz nach unten, woraufhin ich beinahe aufgelacht hätte. Es war das Gefühl der Macht, das mich plötzlich durchströmte. Allerdings machte es mich glücklich, nicht arrogant oder böse.
>> Ich Euch auch.<<
Für einen Moment schien er überrascht zu sein, sodass ich anfing zu überlegen, ob Aaran jemals nett zu ihm gewesen ist.
>> Nun. Das ist sehr freundlich. Und... ja. Ich bin ein Kobold. Natürlich sind meine Haare echt.<<
Seine Stimme klang dieses mal nicht so krächzend und ängstlich, sondern einfach nur höflich und freundlich. Sie hörte sich an, wie die Stimme eines pupertärenden Teenagers.
>> So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.<< Ohne nachzudenken ging ich auf ihn zu, woraufhin er ein paar Schritte zurücktrat. Das hielt mich jedoch nicht auf. Ich streckte meine Hand aus und als er mit geschlossenen Augen zusammenzuckte fuhr ich über seine Haare, die zwar glänzten, sich aber nicht anfühlten, als wäre irgendetwas Chemisches, wie Haargel oder Haarspray daraufgesprüht worden. Sie waren weich wie das Kissen, mit dem ich in der gestrigen Nacht geschlafen habe.
>> Haben alle Kobolde solche Haare?<<
>> Äh... j-ja. Jeder hat aber eine andere Haarfarbe.<<
>> Hmm. Gibt es viele von Eurer Spezies?<< fragte ich ernsthaft interessiert.
Er zuckte die Schultern. >> Ich weiß leider nicht, ob noch mehr von uns dadraußen in der gefährlichen Welt leben. Also, hier im Gebäude leben nur drei. Mich eingeschlossen.<<
>> Oh. Haben Sie eine Familie?<<
>>
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