Cruel World
Nein.<< Kopfschüttelnd ging er zu dem Nachttisch neben dem Bett und legte das Tablett darauf.
>> Sind sie...?<<
Irgendwie fühlte ich mich merkwürdig, dies zu fragen, doch der Drang, mehr über diesen Kobold zu erfahren, wollte einfach nicht verschwinden. Er kam mir ziemlich interessant vor. Außerdem musste ich herausfinden, wie Aaran wirklich mit ihm umging, um diesem dann nachher den Kopf zu waschen. Ein guter Herrscher sollte nicht grausam sein, sondern seine Untertanen mit Liebe für sich gewinnen - so, wie ich gerade.
Der Kobold presste die Lippen zusammen.
>> Oh. Ich verstehe. Es tut mir leid.<<
>> Ach, das muss es nicht. Sie sind bereits seit vierhundert einundzwanzig Jahren fort.<<
Hörbar atmete ich aus und gesellte mich zu ihm. >> Wirklich? Darf ich fragen, wie alt Sie sind?<<
>> Natürlich! Sie sind meine Herrin und dürfen mit mir machen, was Sie wollen. Ich darf mich niemals wehren.<<
>> Wer hat Euch denn solch einen Unsinn erzählt?<<
Ich konnte es mir schon denken!
>> Der Herrscher.<< flüsterte er >> Es gibt hier ziemlich viele Regeln. Ihr solltet mich wohl besser duzen. Schließlich bin ich nichts Besonderes.<<
>> Doch, das bist du.<< versuchte ich ihn zu ermutigen. >> Jedes Wesen ist besonders. Und jeder wurde für irgendeinen bestimmen Grund auf diese Welt geschickt.<<
>> Mein Schicksal ist es, bis in alle Ewigkeit für die Königsfamilie zu dienen.<< sagte er, als ob es das Normalste der Welt wäre.
Ich traute meinen Ohren kaum. War dieser Mann überhaupt schon einmal außerhalb dieses Gebäudes gewesen? Hatte er jemals eine andere Tätigkeit ausgeübt oder musste er dies schon seit seiner Kindheit machen?
>> Machst du deinen Job denn gerne?<<
Kaum hatte ich dies gefragt, da verzog er auch schon das Gesicht.
>> Muss ich unbedingt darauf antworten, meine Herrin?<<
>> Es wäre nett von dir.<< meinte ich >> Aber wenn du nicht willst, dann lass es sein.<<
Wieder wirkte er überrascht. Ein leises >> Oh.<< kam über seine Lippen.
>> Sie sind ganz anders, als Aaran Grant, wissen Sie das? Er hätte mich bei solch einer Frage...<<
>> Ja?<< Ich wollte dass er weitersprach und versuchte deshalb ein bisschen fordernder zu klingen.
>> Er... hätte mich hinunter in die Folterkammer geschickt und dort dann nachher geschlagen.<<
Ich traute meinen Ohren nicht und starrte ihn fassungslos an. >> Ist das dein Ernst? So grausam geht er mit dir um?<<
>> Nicht nur mit mir, meine Herrin.<< Es wunderte mich, dass er mich nun nicht mehr anschaute. Sein Blick war zu Boden geglitten. >> Wer nicht auf seine Manieren achtet, dem kann sogar noch Schlimmeres passieren.<<
>> Was denn, zum Beispiel?<<
>> Na ja...<< Die Situation schien ihm immer unangenehmer zu werden. Meiner Meinung nach war es jedoch wichtig, über seine Probleme reden zu können.
>> Setz dich doch bitte zu mir und lass uns gemeinsam frühstücken, ja?<<
Sein gesamter Körper erstarrte, ehe mich mit offenem Mund ungläubig anstarrte. >> W-Wie bitte?<<
>> Ich flehe dich an.<< sagte ich, doch er zögerte noch immer.
>> Es könnte mich jemand erwischen.<<
>> Dann nehme ich die volle Schuld auf mich.<<
Seine Mundwinkel fingen an zu zucken, während er ganz langsam neben mir platznahm. Gleich darauf entrag ihm ein erleichterndes Seufzen aus der Kehle. Er sah mehr als nur glücklich aus.
>> Dies ist das erste mal in meinem ganzen Leben, dass jemand mit mir gut umgeht.<<
>> Ich glaube, du hast es nötig.<< meinte ich nur und kam zu dem Thema zurück >> Also? Was passiert mit denjenigen, die Aaran aufregen?<<
Unauffällig zuckte er zusammen. >> Die... Strafen sind immer ein bisschen anders. Es kommt darauf an, was die Schwere des Verbrechens ist. Man kann nur eingesperrt werden oder auch getötet. Aaran hat da so seine Methoden. Aber er hat sich noch nie selbst die Finger schmutzig gemacht. Immer machen es seine stärksten Männer.<< Sein Gesicht erbleichte augenblicklich. >> Entweder man wird in die Folterkammer gebracht und dort zu Tode gequält oder... Es werden Löcher in die Körperstellen gestochen, wo das Blut am meisten pulsiert und dann werden saugende Schläuche hineingesteckt. Das ist die Höchststrafe.<<
>>
Er entnimmt euch dann das Blut?
kreischte ich aufgebracht und sprang auf die Beine. Oh mein Gott! Ich wusste, dass er böse sein kann, aber
das
hätte ich nun wirklich nicht erwartet! Wie kann man bloß so grausam sein?
Der Kobold faltete plötzlich seine Hände und senkte wieder den Kopf. Meine Herrin, bitte! Seit bitte nicht so laut. Hier leben
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