Cruel World
verloren, so, als würde dieser gar nicht existieren. Es wurde immer merkwürdiger.
Hm.
Ein paar Minuten lang herrschte Stille. Sowohl Jack, als auch ich schauten auf unsere Hände. Er hatte die Lippen zusammengepresst und auch sein Kiefer war ziemlich angespannt.
Erst jetzt fiel mir auf, dass seine Klamotten gar nicht wintertauglich waren. Er trug bloß eine dünne, grüne Regenjacke und eine gewöhnliche, zerissene Jeans darunter. Er hatte Gänsehaut, weil ihm bestimmt furchtbar kalt war. Wollte er sich nur abhärten oder hatte mein Clan Schwierigkeiten bekommen Anziehsachen zu finden?
Ich war bloß froh darüber, dass ich wenigstens von Jack freundlich empfangen und nicht zurückgestoßen wurde. Davor hatte ich mich nämlich am meisten gefürchtet.
Sag mal... sind Kelly und Noah zu euch zurückgekommen? fragte ich vorsichtig, nachdem ich ihm meinen Parka um die Schultern gelegt hatte.
Überrascht schaute er auf. Oh, danke. Das ist echt lieb von dir. Und ja, die beiden sind zurückgekommen. Aber wir haben ihnen gesagt, dass sie wieder gehen können.
Ist das dein Ernst? Verblüfft hob ich meine Augenbrauen. Wie haben sie daraufhin reagiert?
Na ja, zuerst wollten sie wissen, was der Grund dafür wäre. Ich habe sie angelogen, indem ich behauptete, dass wir zu viele geworden wären und uns somit einige verlassen müssten. Die beiden waren nicht die einzigen, die sich von uns gelöst haben. Wir hatten beschlossen, dass jeder, der nicht zu unserer Rasse gehört, gehen muss. Jetzt sind wir, glaube ich, nur noch die Hälfte.
Hmm. Plötzlich fiel mir das Wort ein, das mich gleich darauf erstarren ließ. Was meinst du mit
Rassen
? Sage mir jetzt nicht, dass ihr alle Ausländer fortgeschickt habt!
Jack konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, deshalb prustete er los. Ach du meine Güte! Wie kommst du denn auf solch einen Unsinn?
Äh...
Wir sind doch keine Rassisten, Chalina! Ich bitte dich!
Gut. Ich grinste breit, woraufhin er auf einmal begann nervös hin und her zu blicken. Seine Füße fingen an furchtbar zu zappeln und auch seine Finger verschränkten sich ineinander. Das, was mich jedoch am meisten wunderte war, dass sich einzelne Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Also verheimlichte er mir etwas!
Jack? fragte ich misstrauisch, aber er holte bloß tief Luft und presste wieder die Lippen zusammen.
Ich kann es nicht tun, Chalina. Aaran würde mich umbringen.
Das wird er nicht wagen! Nicht, solange ich bei dir bin. Vertraue mir.
Erst da fiel mir ein, weshalb ich hier war. Ich musste noch meinen gesamten Clan warnen und ich wollte ihnen von Aaran erzählen - koste es, was es wolle! Das hatte ich mir fest vorgenommen und nichts und niemand würde mich daran hindern, dies zu tun.
Du scheinst ihm ja näher gekommen zu sein, was?
Was genau meinte er damit? Ähm... ich kenne ihn einfach nur.
Du weißt doch, dass ihr verheiratet seid, oder?
Ja. sagte ich leise, als mein Herz einen großen Sprung machte, der mich beinahe hätte nach Luft schnappen lassen.
Na, sieh mal einer an! rief Jack nach einigen Augenblicken und klatschte begeistert in die Hände Jemand wird ganz rot im Gesicht!
Meine Augen weiteten sich.
Was?
Das ist unmöglich! Peinlich gerührt legte meine Hände auf meine Wangen, die wie pures Feuer glühten. Ich verstand nicht, warum Jack glücklicher als ich aussah. Seine Augen strahlten förmlich.
Du hast ihn gern, richtig? stichelte er mich an und rutschte näher an mich heran. Gib es zu, Chalina.
Aaran kann nett sein, wenn er sich Mühe gibt. meinte ich schnell, aber Jack dachte anscheinend gar nicht daran aufzuhören.
Also magst du ihn?
Schon.
So richtig?
Ganz unauffällig zog ich meinen Kopf ein. Die Situation wurde immer unangenehmer. Wieso wollte er diesen einen Satz unbedingt aus meinem Mund hören? Sollte ich damit etwas beweisen? Wahrscheinlich wäre es besser, dies schnell hinter mich zu bringen.
Ja, Jack. Ich empfinde etwas für Aaran. Etwas Starkes.
Das freut mich. Ich habe gehört, dein Leben war nie sonderlich reizvoll gewesen.
Da hast du vollkommen recht. Meine Eltern waren nie nett zu mir, aber ich vermisse sie trotzdem so schrecklich.
Sie sind nicht mehr am Leben. stellte er trocken fest Es tut mir leid, Chalina.
Ach, das muss es nicht. Schließlich kannst du nichts dafür. Um weitere Tränen zu unterdrücken amtete ich einmal tief durch. Niemand hätte wissen können, dass Kelly so dermaßen ausrasten würde, nur, weil Aaran mich geheiratet hat.
Sie ist absolut wahnsinnig. Man müsste sie von
Weitere Kostenlose Bücher