Cruel World
auf Kellys Seite - auf der Seite des Bösen. Ich sollte mich nicht mit ihr unterhalten. Ich solte versuchen sie abzuwimmeln und zum Verschwinden zu bringen.
Olivia strahlte auf einmal. Vielen Dank, Chalina. Du hast solch ein gutes Herz. Denke bitte über mein Angebot nach. Mit Aaran Alexander Grants Tod würde alles Schreckliche vorbei sein.
Und dann löste sie sich plötzlich in Luft auf, um gemeinsam mit dem Nebel zu verschwinden. Es hörte auf zu regnen und die beiden Krater in der Erde füllten sich wieder.
Irritiert schaute ich mich um. Alles war wieder wie vorher. Es war, als wäre Olivia Elizabeth Samantha Grant nie hier gewesen. Vielleicht aber war sie das tatsächlich nicht. Was, wenn mir Gott oder mein Verstand einen Streich gespielt hatte? Wurde ich langsam verrückt? Hatte ich den Verstand verloren?
Die Brücke, von der ich vermeintlich gefallen war, stand so da, als wäre sie niemals zerfallen oder weg gewesen.
Wie war so etwas möglich? Ich hatte mit meinen eigenen Augen gesehen, wie sie verschwunden ist! Hatten sie mich getäuscht?
Ein dumpfes Geräusch drang in meine Ohren, ehe meine Sicht auf einmal verschwomm. Ich konnte nur noch kleine Luftblasen um mich herum erkennen.
Blinzelnd kam ich in die Realität zurück, als sich meine Lungen schmerzhaft fest zusammenzogen.
Ich schluckte weiteres Wasser. Es schmeckte süß und erinnerte mich an den Geschmack des Wassers in der Glory Cole Have, fühlte sich aber an, als würde man mir reines Eis in den Körper pressen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich befand mich in dem eiskalten Wasser des Flusses! Die Strömung zog mich immer weiter in die schwarze Tiefe und ich konnte nichts dagegen machen. Mein Körper war eingefroren und erstarrt.
Das Wasser floss wie eine messerscharfe Klinge an meiner Kehle vorbei, hinunter in meine Speiseröhre. Es schnitt mir die Luft ab. Ich konnte nicht atmen.
Wenn Olivia wirklich da gewesen wäre, dann hätte sie mich doch bestimmt nicht einfach in den Fluss fallen lassen. Oder?
Sie hatte mir doch ein Angebot gemacht. Die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Ich war tatsächlich die Einzige, die Aaran ohne mit ihm zu kämpfen töten könnte. Die Liebe, die ich ihm gegenüber jedoch empfand, hielt mich zurück, der Wut nachzugeben.
Liebe ist ein Gefühl, das ich nicht einfach aus meinem Herz verbannen konnte. Aaran sagte einmal, dass Vampire nur einmal lieben. Wenn ich starb, würde er sich dann ebenfalls das Leben nehmen oder würde er sich für ein ewiges Leben ohne mich entscheiden?
Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn jegliches Gefühl erfror genau in dem selben Moment in meinen Adern. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft zu blinzeln.
Ich war dabei zu sterben. Niemand wusste, dass ich ertrank.
Etwas Dunkles, Schwarzes schwomm auf mich zu. Es war groß, sah aber nicht aus wie eine Person.
Ich wartete.
Es war noch immer zu weit weg.
Ich wartete.
Es war ein Baumstamm!
Mein Herz machte einen großen Sprung vor Angst. Ich wollte schwimmen, mich bewegen, doch ich konnte nicht. Der Baustamm war jetzt nur noch wenige Meter von mir entfernt.
Er drehte sich und genau als die spitze vordere Seite eigentlich gegen meinen Kopf gestoßen wäre, da spürte ich plötzlich weider etwas, undzwar an meinem Arm. Der Baustamm schwomm schleudernd an mir vorbei, ohne mich auch nur ansatzweise zu berühren oder zu verletzen. Ich wollte wissen, wer mir das Leben gerettet hat, aber meine Augen schlossen sich auf einmal und dann herrschte Stille um mich herum.
Ich hörte das an mir vorbei rauschende Wasser nicht mehr, genauso wenig wie jedes andere Geräusch. Und es tat nicht einmal weh! Mein Herz würde jeden Augenblick aufhören zu schlagen. Es pumpte kaum noch Blut durch meinen Körper.
Ein unangenhemer Druck machte sich plötzlich in meinem Gehirn breit. Es weigerte sich, weitere Signale in meinen Körper zu senden, damit diese weiterarbeiteten. Ich dachte immer, der Tod wäre die Erlösung, aber es tat unausgesprochen weh. Es waren nicht die Gefühle, die mich innerlich schreien ließen, sondern es war nichts anderes als meine Seele, die sich gewaltsam aus meinem Körper zu reißen versuchte.
Was war es, dass sie daran hinderte und festhielt? Mein ungeahnter Lebenswille?
Ein Druck auf meinem Brustkorb. Und noch einer.
Ein Druck auf meinen Lippen. Und noch einer.
Luft drang in meine mit Wasser gefüllten Lungen, die das Wasser noch weiter hineinzupusten schien und mich somit zum Husten brachte, um es nach oben geleiten zu
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