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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Speisekammer daneben.
    Er schloss die Hintertür auf und schob sich hinaus, tief geduckt, aber immer noch mit dem Gefühl, über einen Präsentierteller zu schleichen. Eilig suchte er Deckung hinter dem Gartenstuhl, in dem er vorhin gesessen hatte. Eine ziemlich durchlässige Deckung, doch die Dunkelheit schützte ihn zusätzlich. Gott sei Dank hatten sie keinen Vollmond.
    Lauschend wartete er ab. Bald hörte er ganz deutlich, wie sich im Stall etwas regte. Er schoss hinter dem Stuhl hervor und überquerte im Laufschritt die freie Fläche bis zum Stall. Dort presste er sich gegen die Außenwand, als könnte er damit verschmelzen. Außerdem brauchte er die Holzwand als Halt. Ihm war schon wieder schwindlig, er keuchte, er schwitzte aus allen Poren, und sein Rücken fühlte sich an, als hätte ihn jemand auf eine Eisenbahnschwelle aufgespießt.
    So geht’s einem nach ein paar Tagen im Krankenhaus, dachte er. Schon wirst du zum Weichling. Er wäre in ernsthaften Schwierigkeiten, sollte er es nicht mit einem schwachbrüstigen Steppke zu tun haben. Doch dafür hatte er eine Pistole, und die war geladen, und zumindest würde er dem Dreckskerl einen Kampf liefern.
    Er arbeitete sich an der Wand entlang vor, bis er zu dem großen Tor gelangte, wo er innehielt und lauschte. Und was er hörte, beunruhigte ihn zutiefst, weil er nämlich überhaupt nichts hörte. Trotzdem war es keine leere, sondern eine schwere Stille; er
konnte einen anderen Menschen ahnen. Er wusste, dass jemand da drin war. Er spürte es tief in seiner Magengrube.
    Wer das auch immer war, er hatte seine Tätigkeit unterbrochen. Irgendetwas, vielleicht ein genauso scharfer Instinkt, hatte ihn auf Wick aufmerksam gemacht. Und jetzt lauschte der Unbekannte drinnen mit der gleichen Konzentration wie Wick draußen.
    So harrten beide über mehrere Minuten aus. Nichts regte sich. Kein Laut war zu hören. Selbst die Pferde standen wieder still und reglos in ihren Boxen. Die Luft war wie geladen. Wick spürte sie tonnenschwer auf seiner Haut.
    Beißender Schweiß lief ihm in die Augen. Schweiß rann über seine Rippen und zwischen seinen Schultern hinab. Schweiß brannte in der vernähten Wunde. Die Hände, die immer noch die Pistole umklammerten, waren gefährlich glitschig. Ihm wurde klar, dass er entweder abwarten konnte, bis er hier draußen vor Schwäche umkippte, oder die Sache hier und jetzt zu Ende bringen musste.
    Â»Lozada! Hast du wenigstens genug Schneid, um mir wie ein Mann gegenüberzutreten? Oder sollen wir weiter Versteck spielen?«
    Nach einem kurzen Schweigen antwortete eine Stimme von der anderen Seite der Scheunenwand: »Threadgill?«
    Das war nicht Lozada. Lozadas Stimme war wie ein tiefes Knurren. Diese hier hatte den nasalen Einschlag eines gebürtigen Texaners. »Zeigen Sie sich.«
    Der Mann trat hinter der Wand hervor in das offene Tor. Wicks Hände spannten sich um den Griff der Pistole und hielten sie angestrengt auf Kopfhöhe. Toby Robbins hob abwehrend die Hände. »Immer langsam, Cowboy.«
    Seine lockere Art konnte Wick nicht täuschen. Schon viele Polizisten hatten diesen Irrtum mit dem Leben bezahlt. »Was zum Teufel schleichen Sie hier mitten in der Nacht herum?«
    Â»Das könnte ich Sie genauso gut fragen, oder? Aber da Sie die
Pistole in der Hand halten, antworte ich gern zuerst. Wenn Sie die Mündung woandershin richten.«
    Â»Nicht, bis ich gehört habe, was Sie in Rennies Stall tun.«
    Â»Ich hab was nachgesehen.«
    Â»Das genügt nicht.«
    Â»Ich hab gehört, dass ein Luchs einem von ihren Pferden eine fiese Schramme verpasst hat.«
    Â»Wer hat Ihnen das erzählt?«
    Â»Der Wildhüter. Ich bin hergekommen, weil ich mir das Tier mal ansehen wollte und um zu entscheiden, ob Rennie den Tierarzt rufen sollte.«
    Â»Mitten in der Nacht?«
    Toby Robbins schaute in Richtung Osten, wo sich der Himmel zartrosa aufhellte. »Es ist praktisch Zeit fürs Mittagessen.«
    Wick sah zum Tor hin. Es war verschlossen und verriegelt, und nirgendwo war ein Auto zu sehen. »Wie sind Sie hergekommen?«
    Â»Zu Fuß.«
    Sein Blick wanderte an dem Mann hinunter. Er trug Laufschuhe, keine Cowboystiefel.
    Robbins klopfte sich links an die Brust. »Der Kardiologe hat mir fünf Kilometer am Tag verordnet. Damit komme ich einmal von unserer Ranch zu Rennies Ranch und wieder zurück.

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