Crush Gier
dass Sie das sind.«
»Wieso?«
Robbins zuckte mit den Achseln und konzentrierte sich aufs Rauchen.
»Sie sind heute früh hergekommen, um nach Rennie zu sehen, richtig? Ob sie okay ist.«
»So was in der Art.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich ihr was antun könnte?«
Der Ãltere schaute ein paar Sekunden in die Ferne, ehe er seinen bohrenden Blick auf Wick richtete. »Sie könnten es ganz unabsichtlich tun.«
Wick missfielen diese Andeutungen. »Rennie ist eine erwachsene Frau. Sie braucht keinen Aufpasser. Sie kann auf sich selbst aufpassen.«
»Sie ist zerbrechlich.«
Wick lachte und musste wegen des beiÃenden Rauchs in seiner Lunge augenblicklich husten. Zum Teufel damit. Er drückte die Zigarette an einem Zaunpfahl aus. »Zerbrechlich ist nicht gerade das Wort, das ich auf Anhieb mit Rennie Newton verbinden würde.«
»Und das zeigt genau, wie wenig Sie sie kennen, oder?«
»Hören Sie, Robbins, Sie kennen mich kein bisschen. Sie wissen nichts über mich. Also hören Sie auf, über mich urteilen zu wollen, okay? Nicht dass ich auch nur einen feuchten Dreck â«
»Ich kannte ihren Daddy.«
Die knappe Bemerkung lieà Wick verstummen. Robbinsâ Blick sagte: Und jetzt halt den Mund und hör zu. Wick gab sich geschlagen.
Robbins holte tief Luft. »Bevor ich meine Ranch von meinen Eltern geerbt hab, hab ich in Dalton gelebt und dort manchmal für T. Dan gearbeitet. Der Mann war ein mieser Schuft.«
»Darüber scheinen sich alle einig zu sein.«
»Er konnte unverschämt charmant sein. Sein Grinsen war wie in sein Gesicht gemeiÃelt. Immer tat er so, als wär er dein bester Freund. Ein Daumenrecker und Rückenpatscher. Aber dabei war er nur hinter dem Geld her, da gibtâs kein Vertun.«
»Solche Menschen kennen wir alle.«
Robbins schüttelte den Kopf. »Nicht wie T. Dan. Der spielte in seiner eigenen Klasse.« Er nahm einen letzten gierigen Zug von seiner Zigarette, lieà sie dann auf den Boden fallen und zermalmte sie mit der FuÃspitze. Die Laufschuhe schienen weder zu seinem Outfit noch zu ihm selbst zu passen. John Wayne in Nikes.
Er drehte sich zum Korral um und stemmte die Unterarme auf den obersten Balken. In der Hoffnung, etwas Licht in Rennies Geheimnisse zu bringen, trat Wick neben ihn und nahm die gleiche Haltung ein. Robbins nahm ihn nur insofern zur Kenntnis, als er weitersprach.
»Rennie war ein glückliches Mädchen, was ein Wunder ist. Wo T. Dan ihr Vater war und so weiter.«
»Und was war mit ihrer Mutter?«
»Mrs. Newton war eine nette Dame. Sehr engagiert bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und in der Kirche. Gab jedes Weihnachten eine groÃe Feier und schmückte dafür das ganze Haus. Ein richtiger Weihnachtsmann verteilte Bonbons an die Kinder. Solche Sachen. Sie hat dafür gesorgt, dass in T. Dans Haus alles lief, aber sie kannte ihren Platz. Sie hat sich nicht in sein Leben eingemischt.«
Wick konnte sich die Verhältnisse ausmalen. »Aber Rennie war trotzdem glücklich, sagten Sie.«
Robbins schenkte ihm eines seiner seltenen Lächeln. »Mir und Corrine hat sie immer ein bisschen Leid getan. Sie gab sich solche Mühe, es allen Recht zu machen. Dürr wie eine Bohnenstange. Ein kleiner Sturkopf. Mit riesig groÃen, traurigen Augen.«
Die hat sie immer noch, dachte Wick.
»Blitzgescheit. Höflich und mit guten Manieren. Dafür hatte
Mrs. Newton gesorgt. Und noch bevor sie in die Schule kam, konnte sie reiten wie ein alter Cowboy.« Robbins verstummte kurz, ehe er weitersprach. »Das Schlimme daran war, dass sie glaubte, ihr Vater würde die Sterne zum Leuchten bringen. Sie wünschte sich so verzweifelt, dass er sie beachtete. Alles, was sie gemacht hat, hat sie nur gemacht, um T. Dans Aufmerksamkeit und seine Liebe zu gewinnen.«
Er faltete die Hände im fahlen Morgenlicht und vertiefte sich in die schwielige, rissige Haut über seinen Daumenknöcheln. Wick sah, dass der eine Daumennagel nach einer Quetschung schwarz unterlaufen war. Wahrscheinlich würde der Nagel bald abfallen.
»Jeder in Dalton wusste, dass T. Dan jedem Rock nachgestiegen ist. Nicht mal Mrs. Newton konnte das übersehen. Ich schätze, sie hatte sich schon am Anfang ihrer Ehe damit abgefunden, mit einem Schürzenjäger verheiratet zu sein. Sie ertrug die Situation mit Würde, könnte man fast
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