Crush Gier
Verkehr gezogen worden ist.«
»Das könnte ewig dauern.«
»Ich glaube nicht.« Er musste an die Nachricht denken, die er Lozada gestern Abend hatte zukommen lassen.
»Ich bin bereits in Gefahr, Wick. Ich habe ihn schon vor den Kopf gestoÃen, dazu brauchte ich dich gar nicht. AuÃerdem kann ich nicht einfach so abhauen. Nein, lass es mich anders ausdrücken. Ich werde nicht abhauen.«
»Na schön, wie schnell bist du reisefertig?«
»Du willst doch nicht etwa schon heute Nacht fahren?«
»Sobald du gepackt hast.«
»Ums Packen geht es nicht. Du bist noch keine vierundzwanzig Stunden aus dem Krankenhaus, und du bist mehrere Tage vor einem vertretbaren Entlassungstermin abgehauen.«
»Mir geht es gut.«
»Dir geht es überhaupt nicht gut. Dein Rücken schmerzt und ist steif. Du kannst nicht mal durchs Zimmer gehen, ohne das Gesicht zu verziehen. Wie willst du da durch ganz Texas fahren? Du bist noch völlig entkräftet, und dir drohen immer noch Infektionen oder eine Lungenentzündung, was beides gleichermaÃen fatal wäre. Vielleicht ist auch ein Teil der Naht wieder aufgegangen.«
»Du hast selbst gesagt, dass die Wunde gut aussieht.«
»Unter deiner Haut sind viel mehr Nähte als auÃen. Versprich mir, dass du sofort Bescheid sagst, wenn dein Bauchraum empfindlich wird.«
»Versprochen. Wenn es mir zwischen hier und Galveston plötzlich elend werden sollte, halten wir am nächsten Krankenhaus an.«
»Wir fahren nicht heute Nacht«, widersprach sie eigensinnig. »Die Polizeitaktik habe ich dir und Wesley überlassen. Deine Gesundheit ist meine Domäne. Wir fahren nirgendwohin, ehe du dich nicht ausgeruht hast. Ende der Diskussion.«
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Weil er sich weigerte, sie alleine unten auf der Couch schlafen zu lassen, teilten sie das Bett. Er sagte: »Das ist Bestandteil der Polizeitaktik, die du uns überlassen solltest. Ende der Diskussion.«
Als wahrer Gentleman behielt er seine Hose an und legte sich auf die Decke. Er döste, doch in einen tiefen Schlaf würde er in dieser Nacht keinesfalls versinken, zum einen, weil er tagsüber so lang geschlafen hatte und weil er auf jedes Geräusch lauschte, zum anderen, weil er Lozadas heimtückische Gedankengänge nachzuvollziehen versuchte, und schlieÃlich und endlich, weil
er keine Sekunde lang vergessen konnte, dass Rennie neben ihm lag.
Ihr Gesicht und ihr Körper hatten sich im Schlaf entspannt. Eine Hand ruhte direkt neben ihm auf der Decke. Die Handfläche zeigte nach oben, die schlanken Finger waren leicht gekrümmt. Verführerisch und schutzlos sah diese Hand aus, ganz und gar nicht wie die starke, geschickte Hand einer Chirurgin. Rennie war die selbstständigste, unabhängigste Frau, die ihm je begegnet war. Er bewunderte sie für das, was sie geschafft hatte. Aber er spürte auch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.
Und er wollte mit ihr schlafen.
O Gott, und wie er das wollte. Er wollte es, weil⦠nun, weil er ein Mann war und weil ein Mann gern mit einer Frau schlafen will. Aber das war es nicht allein. Weder mit Humor noch mit Charme und nicht einmal im Zorn hatte er es geschafft, ihre harte Schale zu durchdringen. Möglicherweise hatte er dieser Schale ein paar Risse zugefügt, doch durchbrochen hatte er sie nicht. Würde er Rennie wirklich berühren können, wenn er in ihren Körper eindrang? Es war ein provozierender Gedanke, der ihm in mehrerlei Hinsicht keine Ruhe lieÃ.
Sie schrak vor jeder Berührung zurück, aber nicht, weil er ihr unsympathisch war, das meinte er zu spüren. Die Reaktion war ein konditionierter Reflex, den sie sich selbst antrainiert hatte, und damit Ausdruck jener Selbstbeherrschung, die ihr so wichtig war, ein Ãberbleibsel nach dem Vorfall mit Raymond Collier. Damals hatte sie durch ihre Leidenschaft eine Katastrophe ausgelöst. Das bedeutete nicht unbedingt, dass sie seither weniger leidenschaftlich war. Sie gab ihrer Leidenschaft nur nicht mehr nach.
Obwohl sie so reserviert war, konnte er sich gut ausmalen, wie sie aussah, wenn sie erregt war und rot wurde. Als er sie heute geküsst hatte, war der Kuss ein paar unglaubliche Sekunden lang nicht völlig einseitig gewesen. Sie war nicht so weit gegangen, ihn zu erwidern, doch sie hätte es gern getan. Und das war nicht
nur die groÃspurige Angeberei eines Frauenhelden, der schon viele Frauen
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