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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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durchtrennt worden und Blut geflossen war.
    Â»Rufen Sie mich nie wieder an, Mr. Lozada.«
    Â»Leg nicht auf, Rennie.« Die leise Drohung in seiner Stimme reichte aus, damit sie den Hörer nicht auf die Gabel knallte, wie sie es vorgehabt hatte. »Bitte«, ergänzte er sanfter. »Ich möchte mich nur bedanken.«
    Â»Bedanken?«
    Â»Ich habe mit Mrs. Grissom gesprochen. Graues Strubbelhaar. Dicke Knöchel.«
    Rennie erinnerte sich gut an sie. Die Geschworene Nummer fünf. Sie war mit einem Klempner verheiratet und hatte vier Kinder. Bei jeder Gelegenheit hatte sie die anderen elf Geschworenen mit ihrem Gejammer über ihren faulen Gemahl und die undankbaren Kinder genervt. Sobald sie erfahren hatte, dass Rennie Ärztin war, hatte sie eine ganze Litanei von Gebrechen heruntergebetet, die sie von ihr diagnostiziert haben wollte.
    Â»Mrs. Grissom hat mir erzählt, was du für mich getan hast«, sagte Lozada.
    Â»Ich habe gar nichts für Sie getan.«
    Â»Aber ja doch, Rennie. Wenn du nicht gewesen wärst, würde ich jetzt in der Todeszelle sitzen.«
    Â»Wir waren zwölf Geschworene und haben ein gemeinsames
Urteil gefällt. Keiner von uns ist allein verantwortlich für die Entscheidung, Sie freizusprechen.«
    Â»Aber du hast dich für meinen Freispruch stark gemacht, stimmt’s?«
    Â»Wir haben den Fall aus jedem möglichen Blickwinkel betrachtet. Wir haben alle rechtlichen Fragen durchgesprochen, bis alle darin übereinstimmten, wie sie interpretiert und angewandt werden sollten.«
    Â»Vielleicht, Rennie.« Er lachte leise. »Trotzdem hat Mrs. Grissom mir erzählt, dass du dich für mich eingesetzt hast und dass deine Argumente stichhaltig und… leidenschaftlich waren.«
    Seine Stimme streichelte sie förmlich, und die Vorstellung, von ihm berührt zu werden, ließ sie schaudern. »Rufen Sie mich nie wieder an.« Diesmal gelang es ihr, den Hörer auf die Gabel zu knallen, wo sie ihn festhielt, bis ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Â»Dr. Newton? Ist irgendwas? Dr. Newton, ist alles in Ordnung?«
    Schweißtropfen standen auf ihrem Gesicht, als hätte sie gerade eine höchst komplizierte und gefährliche Operation hinter sich. Sie fürchtete, sich gleich übergeben zu müssen. Endlich holte sie mit offenem Mund tief Luft, ließ den Telefonhörer los und sah zu der besorgt aussehenden Schwester auf.
    Â»Es geht schon wieder. Aber ich will keine Anrufe mehr durchgestellt bekommen. Ich mache nur schnell alles fertig, wenn also jemand was von mir will, soll er mich anpiepsen lassen.«
    Â»Natürlich, Dr. Newton.«
    Danach hatte sie hastig ihre Einträge in die Krankenakten vervollständigt und den Heimweg angetreten. Während sie wie jeden Abend über den Ärzteparkplatz ging, schaute sie mehrmals über die Schulter zurück und fühlte sich deutlich erleichtert, als sie den Parkplatzwächter in seinem Häuschen sitzen sah. Sie hatte gehört, dass der junge Mann, der Lees Leichnam entdeckt hatte, erst einmal freigenommen hatte.

    Auf der Heimfahrt sah sie regelmäßig in den Rückspiegel, weil sie halb damit rechnete, dass Lozada ihr folgte. Nur wegen diesem Arschloch fühlte sie sich plötzlich paranoid und eingeschüchtert! Nur wegen diesem Arschloch war ihr Leben völlig aus den Fugen geraten, gerade wo sie es endlich ganz nach ihren Vorstellungen eingerichtet hatte.
    Sie brauchte nur auf die widerliche kleine Karte in ihrem Nachttisch zu sehen, und schon spürte sie, wie ihr Hass weiterwuchs. Es machte sie rasend, dass er die Frechheit besaß, sie mit zweideutigen Bemerkungen und absolut unangebrachten Vertraulichkeiten zu belästigen. Aber gleichzeitig machte er ihr auch Angst, und das ärgerte sie am meisten – dass sie sich vor ihm fürchtete.
    Wütend rammte sie die Schublade zu. Dann stand sie auf und zog Bluse und Hose aus. Sie brauchte eine heiße Dusche. Sofort. Sie fühlte sich vergewaltigt, fast als hätte Lozada sie mit seiner heiseren Stimme am ganzen Leib berührt. Der Gedanke, dass er hier in ihrem Haus gewesen und in ihre Privatsphäre eingedrungen war, war ihr unerträglich.
    Schlimmer noch, sie hatte immer noch das Gefühl, ihn hier im Raum zu spüren, obwohl sie sich energisch einredete, dass das nur Einbildung war, dass ihre Phantasie ihr Streiche spielte. Plötzlich merkte sie, wie sie jedes Ding

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