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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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genug für ein kurzes Bad in einer der vielen Schaumlotionen. Vielleicht hatte sie auch den rosa Rasierer eingesetzt. Ganz bestimmt hatte sie sich die Zähne geputzt und dabei die Tube von unten her aufgerollt, ehe die Zahnpasta in den Spiegelschrank über dem Waschbecken zurückwanderte, auf dem er nicht einen einzigen Wasserfleck entdeckt hatte.
    Danach hatte sich Dunkelheit über das Haus gesenkt, abgesehen von dem Licht in der Küche. Wick vermutete, dass sie vom Bad aus direkt ins Bett gegangen war.
    Und jetzt, nur zweiunddreißig Minuten später, schlief sie tief und fest unter ihrer hellgelben Decke, den Kopf auf das weiche Daunenkissen gebettet.
    Das Kissen war ihm noch gut im Gedächtnis. Er hatte es lange angesehen, ehe er schließlich die Gummihandschuhe abgestreift und es hochgehoben hatte. Dann hatte er es an sein Gesicht gehalten. Nur eine Sekunde lang. Nur so lange, wie es einem guten Detective anstand.
    Aber auch das hatte er Oren nicht erzählt.

6
    Es war das beste mexikanische Restaurant in Fort Worth, und damit, wenn es nach Lozada ging, das beste Restaurant in Fort Worth.
    Er kam nur wegen des Essens hierher und wegen der devoten Bedienung, die er hier erhielt. Auf das Trio, das zwischen den Tischen herumstolzierte und zu lautem Gitarrengeschrammel mit kraftvoller, aber mittelmäßiger Stimme mexikanische Schlager intonierte, hätte er gut verzichten können. Die Inneneinrichtung des Lokals sah aus, als wäre jemand in einem Touristenshop an der Grenze Amok gelaufen und hätte sich jeden verfügbaren Sombrero sowie sämtliche Piñatas unter den Nagel gerissen.
    Dafür war das Essen exzellent.
    Er saß an seinem Stammplatz in der Ecke, mit dem Rücken zur Wand, und nippte an seinem Verdauungs-Tequila. Er hätte jeden erschossen, der es gewagt hätte, ihm eine dieser halb gefrorenen grünen Mixturen anzubieten, die aus einer Eismaschine gelassen wurden und die Frechheit hatten, sich Margarita zu schimpfen.
    Der fermentierte Saft der Agave verdiente es, pur getrunken zu werden. Er bevorzugte einen klaren Añejo , denn er wusste, dass der »goldene« Tequila seine Farbe einzig und allein einem Spritzer Karamellsirup verdankte.
    Er hatte sich die El-Ray-Platte genehmigt, die aus Enchiladas con carne , knusprigen Rindfleisch- Tacos , gebratenen Bohnen, spanischem Reis und buttertriefenden Maistortillas bestand. Der Teller war eine einzige Kohlehydrat- und Fettbombe, doch Lozada hatte keine Angst, Gewicht zuzulegen. Er war von Natur aus mit dem mageren, festen Körper begnadet, den sich andere Leute mühsam und unter Litern von Schweiß im Fitnessstudio erarbeiten mussten. Er kam nie ins Schwitzen. Niemals. Und eine Hantel hatte er nur ein einziges Mal in die Hand genommen – um jemandem den Schädel einzuschlagen.

    Er trank seinen Schnaps aus und ließ vierzig Dollar auf dem Tisch liegen. Das war beinahe das Doppelte des Rechnungsbetrages, doch es garantierte, dass sein Tisch stets frei war, wenn er vorbeikam. Er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken vom Wirt und zwinkerte beim Hinausgehen der hübschen Bedienung zu.
    Das Restaurant lag im Herzen des historischen Stockyard District. Auch heute Abend drängten sich die Touristen auf der Kreuzung zwischen Main Street und Exchange Street. Sie kauften abgeschmackte Texassouvenirs wie Kuhfladen aus Schokolade oder in Kunstharz gegossene Klapperschlangen. Die Wohlhabenderen unter ihnen waren sogar bereit, eine ordentliche Summe für ein Paar der legendären, handgenähten Leddy’s-Stiefel hinzublättern.
    Aus den Steakhäusern drang das verlockende Aroma von Fleisch, das auf Mesquiteholz räucherte. Durch die offenen Türen der Bars wallten kühle Luft, Bierdunst und das Jammern der Country-Balladen.
    Alle nur erdenklichen Gefährte vom schlammbesprenkelten Pick-up über biedere Familienkutschen bis hin zu eleganten europäischen Cabrios verstopften die Straßen. Scharen junger Frauen und Herden junger Männer tigerten auf der Suche nach dem jeweils anderen Geschlecht über die Gehsteige. Eltern ließen ihre Kinder auf einem gelangweilten und wahrscheinlich zutiefst beschämten Longhorn-Stier fotografieren.
    Gelegentlich konnte man sogar einen echten Cowboy entdecken. Man erkannte sie an dem Kuhdung an ihren Stiefeln und dem verräterischen Kreisabdruck in der hinteren Hosentasche, wo die allgegenwärtige Kautabaksdose steckte.

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