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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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im Raum genau musterte. Lag alles noch genauso da, wie sie es am Morgen hinterlassen hatte? Die Kappe saß schief auf ihrer Body-Lotion, aber sie erinnerte sich, dass sie es heute Morgen eilig gehabt und die Flasche nicht ordentlich zugeschraubt hatte. Und lag die Zeitschrift, die sie aufgeschlagen auf dem Nachttisch hatte liegen lassen, immer noch im gleichen Winkel da wie heute Morgen?
    Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Trotzdem fühlte sie sich bloßgestellt, verletzlich, unter Beobachtung.
    Plötzlich sah sie zum Fenster. Die Lamellen der Jalousie waren nicht ganz geschlossen. Blitzschnell knipste sie die Lampe aus und huschte ans Fenster, um die Lamellen blickdicht zu stellen.

    Â»Dieses Arschloch«, flüsterte sie in die Dunkelheit.
    Sie ging ins Bad, um zu duschen und sich bettfertig zu machen. Bevor sie das Licht ausschaltete, spielte sie kurz mit dem Gedanken, es brennen zu lassen, doch im nächsten Moment entschied sie sich dagegen. Sie würde sich auf keinen Fall von ihrer Angst beherrschen lassen.
    Schließlich war sie nie feige gewesen. Ganz im Gegenteil, als Kind war sie so unerschrocken gewesen, dass ihre Mutter oft verzweifelt die Hände gerungen hatte. Als Teenager war ihre Unerschrockenheit in bedenkenlose Tollkühnheit umgeschlagen. In den letzten Jahren war sie in kriegs- und hungergeplagte Gebiete in aller Welt gereist. Sie hatte Despoten und Wirbelstürmen, bewaffneten Banden und ansteckenden Krankheiten getrotzt, um Bedürftigen die ärztliche Hilfe zukommen zu lassen, die sie so dringend benötigten, und sie hatte dabei kaum oder gar keine Rücksicht auf ihre persönliche Sicherheit genommen.
    Und dennoch hatte sie jetzt, in ihrem eigenen Schlafzimmer und in ihrem eigenen Bett, Angst. Und zwar nicht nur um Leib und Leben. Lozada war nicht nur eine physische Bedrohung. Detective Wesley hatte die Verhandlung gegen ihn erwähnt und angedeutet …
    Â»O mein Gott.«
    Nach Luft schnappend schoss Rennie hoch. Sie schlug die Hand vor den Mund und hörte sich leise wimmern. Ein eisiger Schauer überlief sie.
    Lozada hatte sie mit einem verschwenderischen Rosenstrauß in einer Kristallvase zu beeindrucken versucht. Den er persönlich abgeliefert hatte. Was hatte er sonst noch getan, um ihre Gunst zu gewinnen?
    Die Antwort war zu schrecklich, als dass Rennie sie auch nur denken wollte.
    Doch offensichtlich war dem Detective aus der Mordkommission der gleiche Gedanke gekommen.

    Â 
    Wick öffnete die nächste Dose Cola, weil er hoffte, dass sie den ekligen Nachgeschmack des Tunfischsandwichs wegspülen würde. Rennie hatte sich schlafen gelegt. Genau zweiunddreißig Minuten nachdem sie heimgekommen war, hatte sie das Licht im Schlafzimmer gelöscht. Verdammt schnell. Kein Abendessen. Keine Freizeitvergnügungen. Nicht einmal eine halbe Stunde vor dem Fernseher, um nach einem anstrengenden Tag auszuspannen.
    Ein paar dieser zweiunddreißig Minuten hatte sie an der Küchenspüle verbracht, anscheinend tief in Gedanken versunken. Wick hatte immer noch vor Augen, wie sie die Haare ausgeschüttelt und ihre Kopfhaut massiert hatte. Sie hatte ausgesehen wie jemand, der ein dickes Problem wälzte oder von schweren Kopfschmerzen geplagt wurde – oder beides zusammen.
    Was ihn wenig überraschte. Sie hatte sich heute bei der Arbeit den Arsch aufgerissen. Um sieben Uhr früh hatte er den Warteraum für die Angehörigen betreten, denn er wusste, dass im Operationssaal der Tag schon früh begann. Niemand hatte sich für ihn interessiert. Alle nahmen an, dass er zu einer der Familien gehörte, die hier, mit Zeitschriften und Plastikbechern voll Automatenkaffee bewaffnet, für eine Weile ihr Lager aufschlugen. Er hatte sich in einer Ecke niedergelassen und sich, den geflochtenen Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen, hinter einer Ausgabe von USA Today verschanzt.
    Um 8 Uhr 47 hatte Dr. Newton ihren ersten Auftritt.
    Â»Mrs. Franklin?«
    Mrs. Franklin und ihr Gefolge von moralischen Unterstützern scharten sich erwartungsvoll um die Chirurgin. Rennie trug noch ihren grünen Overall, und die Gesichtsmaske hing ihr wie ein Lätzchen über der Brust. Auf ihrem Kopf plusterte sich eine Plastikhaube. Ihre Schuhe steckten in Papiergamaschen.
    Was sie sagte, bekam er leider nicht mit, weil sie extra leise sprach, damit niemand außer der Familie etwas über den Zustand des Kranken erfuhr, aber jedenfalls zauberte

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