Crush Gier
den Kopf kam«, antwortete sie. »Erzähl doch mal, wieso du ihn so dicke hattest, Gus.«
Der alte Cowboy trank sein Bier aus. »T. Dan wollte, dass ich ein Pferd für ihn zureite. Ein guter Hengst, aber ein hinterhältiger Mistkerl. Ich hab ihn zugeritten und trainiert, aber ich hab mir dabei den Knöchel gebrochen. T. Dan hat sich geweigert, meine Arztrechnung zu bezahlen. Hat gemeint, es wäre meine eigene Schuld und Dummheit, dass ich mich verletzt hätte. Ich rede hier von lausigen fünfundsiebzig Dollar, was für jemand mit T. Dans Kontostand Peanuts waren.«
»Er war ein As im Geldverdienen und mies zu seinen Mitmenschen«, bestätigte Crystal.
»Hört sich an, als wäre die ganze Familie durch und durch verdorben«, meinte Wick.
»Wenn Sie mich fragen, ist unsere Stadt ohne die Newtons besser dran.« Gus kratzte sich die Wange. »Trotzdem würd ich gern noch mal sehen, wie das Mädel um die Fässer jagt. Ich werd schon heiÃ, wenn ich nur daran denke. Hast du heute Abend schon was vor, Crystal?«
»Träum weiter, alter Mann.«
»War nicht anders zu erwarten.« Anscheinend unter schmerzhaften Mühen rutschte Gus von seinem Hocker und humpelte zur Jukebox.
Wick trank sein Bier aus. »Danke für alles, Crystal. War nett hier. Nehmen Sie Kreditkarten?« Ehe er die Rechnung unterschrieb, addierte er ein saftiges Trinkgeld und den Betrag für ein weiteres Bier dazu. »Geben Sie Gus noch eins aus. Mit freundlichen GrüÃen von mir.«
»Das wird ihn freuen. Ein Freibier hat er noch nie abgelehnt.«
Bemüht lässig sagte er: »Sie haben vorhin erzählt, Rennies Eltern hätten sie ins Internat gesteckt. Was hat damals das Fass zum Ãberlaufen gebracht? Wieso wollten sie ihre Tochter loswerden?«
»Ach das.« Crystal schob eine rutschende Haarnadel zurück in ihr blondes Gebirge. »Sie hatte einen Mann umgebracht.«
11
»Wie bitte?«
»Du hast ganz richtig gehört, Oren. Sie hat einen Mann umgebracht.«
»Wen?«
»Weià ich noch nicht.«
»Wann?«
»Weià ich auch nicht.«
»Wo bist du?«
»Auf dem Rückweg.«
»Von wo?«
»Dalton.«
»Du warst in Dalton? Ich dachte, du liegst im Bett und schläfst.«
»Willst du das jetzt hören oder nicht?«
»Woher weiÃt du, dass sie einen Mann umgebracht hat?«
»Das hat mir Crystal erzählt.«
»Müsste ich wissen, wer Crystal ist?«
Wick schilderte ihm in groben Zügen das Gespräch mit der Bedienung im Wagon Wheel. Als er fertig war, fragte Oren: »Und du hältst sie für glaubwürdig?«
»So glaubwürdig wie das FBI. Sie hat ihr ganzes Leben dort verbracht und kennt jeden im Ort. Das Café ist das Epizentrum der Gemeinde. Und warum sollte sie mich auch anlügen?«
»Um Eindruck zu schinden?«
»Okay, ich war beeindruckt, aber ich glaube nicht, dass Crystal es deswegen erzählt hat.«
»Dann vielleicht, weil es ihr einen Kick gibt?«
»Das glaube ich auch nicht. Sie ist nicht der Typ, der böswillig Lügen verbreitet.«
»Wie auch immer, sie ist deine Freundin, nicht meine. Ich werde dir wohl glauben müssen. Hat sie gemerkt, dass du ein Bulle bist?«
»Ich bin kein Bulle.«
»Jesus«, murmelte Oren. »Hat sie nun was gemerkt oder nicht?«
»Nein.«
»Wie kommt es dann, dass sie einem Wildfremden all das erzählt?«
»Sie fand mich niedlich.«
»Niedlich?«
»Hat sie gesagt. Aber dass sich auch Gus in mich verguckt hat, glaube ich weniger.« Wick malte sich lächelnd aus, wie Oren stumm bis zehn zählte.
SchlieÃlich hörte er ihn sagen: »Du willst, dass ich frage, oder?«
Wick lachte und gab dann mehr oder weniger wortgetreu seine Unterhaltung mit dem ehemaligen Bullenreiter wieder. »Rennie Newton hat die beinah erkaltete Glut fast wieder angefacht, aber ihren Alten konnte er nicht ausstehen. Deinen Nachforschungen zufolge war T. Dan Newton ein erfolgreicher Geschäftsmann, stimmtâs?«
»Und eine groÃe Nummer in der Gemeinde.«
»Trotzdem war er nicht gerade Schwiegermutters Liebling am Ort. Gus nannte ihn einen âºHurensohn von der allerschlimmsten Sorteâ¹, was im Polizeislang in etwa einem Schwanzlutscher gleichkommt.«
Oren dachte über diese Neuigkeiten nach und sagte schlieÃlich: »Rennie Newton war ein
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