Crush Gier
gehabt.«
Crystal tätschelte ihm tröstend den Arm. »Sie haben Glück gehabt. Glauben Sie mir.«
»Sie hat die Männer nach ihrer Pfeife tanzen lassen, wie?«
»Als Kind war sie ganz normal. Aber dann, in der neunten
Klasse, als sie, ich will mal sagen erblühte, da hat sie sich völlig verwandelt. Sobald sie so was bekam wie weibliche Rundungen, hat sie ihr Aussehen als Waffe eingesetzt. Sie war einfach mannstoll. Und hat mit ihrer Schlampentour ihrer armen Mama das Herz gebrochen.
Einmal stehe ich genau hier hinter der Theke und fülle die Ketchupflaschen auf, als drauÃen ein Höllenlärm losbricht. Und im nächsten Moment kommt Rennie in dem neuen roten Mustang Cabrio vorbeigeschossen, das ihr Vater ihr geschenkt hatte. Sie hupt wie wild und winkt allen zu â und ist nackt wie ein Laubfrosch. Jedenfalls obenrum. Wie man hört, war sie mit ihrer Clique drauÃen im Reservoir schwimmen. Das Gebalge geriet ein bisschen auÃer Kontrolle. Einer der Jungs hat ihr das Oberteil vom Leib geklaut und wollte es nicht zurückgeben, darauf hat Rennie ihm erklärt, dass sie ihm zeigen würde, was er davon hat, sich mit ihr anzulegen. Sie hat ihm damit gedroht, dass ihm sie ins Versicherungsbüro seines Vaters fahren und ihn verpetzen würde, und genau das hat sie auch gemacht. Stolzierte hüftschwingend in seine Filiale, geradewegs an der Sekretärin vorbei in sein Büro. Ohne sich um irgendwas zu scheren. Und mit nichts als ihrem Bikinihöschen und einem Lächeln an. Noch einen Kaffee?«
Wicks Mund war wie ausgedörrt. »Lieber noch ein Bier.«
Crystal bediente zwei andere Gäste, ehe sie mit einer Flasche Bier zurückkehrte. »Seien Sie nur froh, dass Sie nie mit ihr zu tun hatten«, sagte sie. »Sind Sie verheiratet?«
»Nein.«
»Mal gewesen?«
»Nie.«
»Warum nicht? Niedlich genug sind Sie.«
»Danke.«
»Ich hatte immer eine Schwäche für blaue Augen.«
»Die Elvis-Kopie?«
»O Mann, und wie. Leuchtend wie zwei Scheinwerfer. Leider hat sich rausgestellt, dass er nicht mehr zu bieten hatte als diese
Augen.« Sie musterte Wick mit kundigem Blick. »Sie dagegen bieten alles, was Frauen wünschen. Ich schätze, Sie müssen sich die Weiber mit ânem Prügel vom Leib halten.«
»Nein, nein, ich habe ein eher abweisendes Naturell.«
»Bei diesen blauen Augen wär mir das Naturell piepegal.«
Er schenkte ihr das verlegene O-verdammt-Grinsen, das sie wahrscheinlich erwartete. Nach einem weiteren Schluck Bier sinnierte er: »Ich frag mich, was wohl aus ihr geworden ist.«
»Aus Rennie?« Crystal wischte mit einem feuchten Lappen ein paar Zuckerkrümel von der Theke. »Ich hab gehört, sie ist inzwischen Ãrztin. Ist das zu fassen? Ich weià nicht, ob ich das glauben soll oder nicht. Nachdem sie von ihren Alten auf dieses schnieke Internat in Dallas verfrachtet worden ist, ist sie nie wieder zurückgekommen. Ich schätze, nach der Sache wollten sie nichts mehr mit ihr zu tun haben.«
»Wieso? Was für einer Sache?«
Crystal überhörte seine Frage. Stattdessen lächelte sie einem Alten zu, der an die Theke gehumpelt kam und sich auf einen Barhocker in Wicks Nähe hievte. Er trug ein kariertes Cowboyhemd mit Perlmutt-Druckknöpfen und eine Blue Jeans, beides bretthart gestärkt und gebügelt. Nachdem er Platz genommen hatte, nahm er seinen Strohhut ab und legte ihn mit der Ãffnung nach oben auf die Theke â wie es sich gehörte.
»Hey, Gus. Was macht das Leben so?«
»Das Gleiche wie gestern, als du mich gefragt hast.«
»Was möchtest du?«
Er sah Wick an. »Seit zwanzig Jahren bestell ich jeden Tag das gleiche gottverdammte Essen, und sie fragt immer noch.«
»Okay, okay.« Crystal hob die Hand. »Ein Chili-Cheeseburger mit Pommes!«, rief sie dem Koch zu, der gerade Pause machte, nachdem die Kirchgänger gröÃtenteils wieder abgezogen waren.
»Und eines davon.« Gus nickte zu Wicks Bier hin.
»Gus gehört zur Lokalprominenz von Dalton«, erklärte Crystal, während sie eine Bierflasche öffnete.
»Auch wenn manâs mir nicht ansieht«, brummte der Alte. Er nahm ihr die Flasche aus der Hand und setzte sie an seine nikotinfleckigen Lippen.
»Er war Bullenreiter beim Rodeo«, verkündete Crystal stolz. »Wie viele Jahre warst du
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