Crush Gier
gleich morgen Früh von meinen Anwälten hören.«
»Meine Vorgesetzten haben diese ÃberwachungsmaÃnahme genehmigt, Dr. Newton.«
»Das hier ist keine ÃberwachungsmaÃnahme. Das ist blanker Voyeurismus. Das ist â« Sie warf einen angewiderten Blick auf die Fotos und stürmte dann, zu wütend, um weiterzusprechen, zur Treppe. »Sie hören von meinem Anwalt.«
Im Laufschritt eilte sie die Stufen hinunter.
»Jetzt ist die Kacke aber am Dampfen.«
Wick interessierte sich nicht für Thigpens Kommentare. Er eilte Rennie hinterher und holte sie noch auf dem Gehweg vor dem Haus ein. Er packte sie am Oberarm und brachte sie zum Stehen. »Rennie.«
»Lassen Sie mich los.«
»Lassen Sie mich erklären.« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber er lieà nicht locker. »Hören Sie, ich muss Ihnen noch eines sagen.«
»Was Sie zu sagen haben, interessiert mich nicht.«
»Bitte, Rennie.«
»Scheren Sie sich zur Hölle.«
»Ich bin wirklich nicht stolz auf mich.«
Sie hörte auf, sich zu wehren, und sah zu ihm auf. Dann lachte sie spröde. »Dabei können Sie wirklich stolz auf sich sein, Officer Threadgill. Sie haben die Rolle des gut aussehenden Fremden sehr überzeugend gespielt. Aber andererseits war ich Ihnen nicht wirklich fremd, oder? Sie kannten mich ja schon von den Fotos.«
»Ich kann verstehen, dass Sie wütend auf mich sind.«
»Seien Sie nicht so eingebildet.« Sie riss ihren Arm los. Ihre Augen sprühten Funken. »Sie sind mir viel zu egal, als dass ich wütend auf Sie sein könnte. Sie sind nicht wichtig genug, um mich wütend zu machen. Ich wünschte nur, ich wäre Ihnen nie begegnet. Und ich möchte Sie nie wiedersehen. Nicht zufällig. Und schon gar nicht absichtlich. Niemals.«
Wick versuchte nicht, sie aufzuhalten. Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte mit langen Schritten davon. Er sah ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden war.
14
Ihm war nach einem einsamen Besäufnis zumute.
Um dieses wenig ehrgeizige Vorhaben in die Tat umzusetzen, hatte er sich eine Bar am Sundance Square ausgesucht. In dieser beliebten Tränke dümpelte Wick über seinem zweiten Wild Turkey.
Die Bar war nicht wirklich nach seinem Geschmack. Eigentlich wäre ihm eine schmierigere Spelunke mit stärkeren Drinks, melancholischerer Musik und unglücklicheren Gästen lieber gewesen. Doch dieses gut besuchte Etablissement lag genau gegenüber dem Trinity Tower, in dem Ricky Roy Lozada jenes Millionärsleben lebte, das er sich mit seinen Auftragsmorden finanzierte.
Lozadas Reichtum trug zusätzlich zu Wicks Elend bei, und ein
Elend auf das andere zu häufen schien ihm heute Abend angebracht und wohlverdient.
Weil er sich hier so nahe an Lozadas Luxusunterkunft befand und seine Selbstachtung tief unter den Nullpunkt gesunken war, schätzte Wick, dass er wohl noch ein paar Bourbons brauchte, bevor er sich auch nur ein bisschen besser fühlen würde.
»Hey, Cowboy, wie kommtâs, dass du alleine trinkst?«
Die junge Frau, die sich auf den Barhocker neben seinem plumpsen lieÃ, hatte tiefschwarz gefärbtes Haar und trug ein rotes T-Shirt, auf dem in Glitzerbuchstaben zu lesen stand: HUNDERT PROZENT NATUR.
»Ich muss dich warnen, Miss. Ich bin heute Abend schlecht drauf. Darum trinke ich allein.«
»Trotzdem. Ich wette, ich kannâs mit dir aushalten.«
Wick zuckte mit den Achseln und winkte den Barkeeper herbei. Sie bestellte genau wie er einen Bourbon on the Rocks. Dann dankte sie ihm für den Drink. »Ich heiÃe Sally.«
»Freut mich, Sally. Ich heiÃe Wick.«
»Und warum ziehst du so ein Gesicht, Rick? Streit mit deiner Liebsten?«
Er verbesserte den falsch ausgesprochenen Namen nicht. »Könnte man so sagen.«
»Mist.«
»Wie wahr.«
»Und worum gingâs?«
»Unser Streit? Ich hab ScheiÃe gebaut. Ihr was verschwiegen. Ihr Vertrauen verspielt. Du kennst das bestimmt.«
»So sind die Männer«, seufzte sie mit einer Resignation, aus der viel Erfahrung sprach. »Ich frag mich, woher das kommt.«
»Liegt wohl einfach in unserer Natur.«
»Muss wohl so sein, denn da sind alle Männer gleich.« Sie nahm einen tiefen Schluck und versuchte die Stimmung mit einem strahlenden Lächeln aufzuhellen. »Themenwechsel. Was machst du
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