Crush Gier
so?«
»Wann?«
»Wenn du arbeitest, Dummkopf.«
»Ach so. Du hast richtig geraten. Ich bin Cowboy.«
»Im Ernst? Ich hab das nicht ernst gemeint. Du bist ein richtiger Yee-haa-Cowboy?«
»M-hm. Heute Nachmittag war ich im Pferdestall, Heu geben, striegeln, der übliche Kram.«
Im Geist verglich er die Rennie, die so liebevoll ihre Pferde gestriegelt hatte, mit jener Rennie, die ein beschämtes Trio Gesetzeshüter abgekanzelt hatte. Dr. Newton war nicht nur mit dem Skalpell eine Artistin, sie konnte einen Mann ebenso gut mit Worten sezieren. Er verbannte die Bilder aus seinen Gedanken und fragte Sally im Gegenzug, womit sie ihr Geld verdiente.
»Ich bin eine professionelle Tänzerin.« Sie lächelte verführerisch und brachte mit einem kurzen Schütteln die Glitzerbuchstaben zum Funkeln.
Wick war nicht wirklich beeindruckt, doch er lieà sie gern in dem Glauben. Es genügte, wenn sich einer von ihnen beschissen fühlte. »Wow.«
Sie kicherte geschmeichelt.
»Und wo trittst du auf?«
Ihr Lächeln erstarb. »Also, das ist so, ich trete noch nicht wirklich auf. Ich bin noch am Vortanzen. Im Moment hab ich einen anderen Job. Da drüben. Als Zimmermädchen.« Sie nickte zu dem Hochhaus hin.
Wicks Instinkt war stärker als der Bourbon. Augenblicklich war er hellwach. Bemüht, sich die frisch erwachte Neugier nicht anmerken zu lassen, lächelte er sie an. »Sag mir Bescheid, wenn du mal auftrittst. Ich würde dich gern mal tanzen sehen.«
Sie legte die Hand auf sein Knie. »Ich könnte dir ja eine Privatvorstellung geben. Zu Hause.«
»Wo? Da drüben?« Er zielte mit dem Daumen auf das Hochhaus. »Wohnst du da drin?«
»Na sicher.« Sie schnaubte. »Als könnte ich mir das leisten.«
»Mann, ich wollte da schon immer mal rein.« Er blickte sehnsüchtig auf die Fassade. »Ob es innen wirklich so schick ist, wie es von auÃen aussieht?«
»Aber hallo. Da drüben wohnen nur stinkreiche Leute.«
»Wie etwa?«
Sie sah sich misstrauisch um. »Eigentlich darf ich nicht über die Bewohner sprechen. Wenn wir dabei erwischt werden, wie wir über die Leute reden, die im Haus wohnen, fliegen wir hochkant raus.«
»Ach so. Verstehe.«
»Es hat was mit Privatsphäre zu tun.«
»Klar doch.« Er wandte sich dem Fernseher hinter der Bar zu und schien sich plötzlich brennend für die Glorreichen Sieben zu interessieren, die ohne Ton liefen.
»Aber ich glaube, dir kann man vertrauen.« Sally drückte ihr Knie gegen seines.
Kaum hatte sie sich seine Aufmerksamkeit wieder gesichert, beugte sie sich so weit herüber, dass er ihr Flüstern verstehen und ihren Busen auf seinem Arm spüren konnte. »Kennst du den Rennfahrer?«
Wick nannte den Namen eines bekannten Teilnehmers am NASCAR-Rennen, der in Fort Worth lebte. Sally nickte heftig. »In Zehn B.«
»Im Ernst? Und wie ist er so?«
»Nett. Aber seine Frau?« Sie verzog das Gesicht. »Eine schreckliche Schnepfe.«
»Gibtâs noch mehr Promis?«
»Einer von den Dallas Cowboys hat während der letzten Saison dort gewohnt, aber der ist ausgezogen, nachdem er an ein anderes Team verkauft wurde. Und im fünften Stock lebt eine alte Dame, die früher mal bei Dallas mitgespielt hat, ich weià aber nicht, wie sie heiÃt und welche Rolle sie gespielt hat.«
»Hmm.« Er tat so, als würde sein Interesse wieder abflauen, und betrachtete sinnierend die Nahaufnahme eines stoischen Yul
Brynner. Die Brust auf seinem Arm wurde noch schwerer, und Sallys Hand wanderte vorsichtig auf seinem Schenkel nach oben.
»Hast du in den Nachrichten gesehen, wie dieser Mörder freigesprochen wurde?«
Wicks Miene blieb unbeteiligt. »Ein Mörder? Ich glaube nicht. Wann soll denn das gewesen sein?«
»Vor ein paar Wochen. Der Typ heiÃt Lozada.«
»Ach ja, ich glaube, ich kann mich erinnern. Und den kennst du?«
Sie rutschte so nahe an ihn heran, dass es ihm ein Rätsel war, wie sie es schaffte, dabei auf ihrem eigenen Hocker zu bleiben. »Wir kennen uns ⦠mehr als gut. Sein Apartment liegt auf dem Stock, für den ich zuständig bin. Das Penthouse. Ich bin dauernd bei ihm. Und nicht nur zum Saubermachen.« Sie zog viel sagend die Brauen hoch.
»Du machst Witze, oder? Ein Mörder?«
»Psst.« Wieder sah sie sich nervös um. »Er
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