Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Sogar als er ihren Hintern tätschelte, lächelte sie noch zurück. Tausend Dollar sind nicht genug, dachte sie. Aber abgemacht war abgemacht. Professor Booker schien anfangs etwas überrascht, dann hieß er sie freundlich willkommen. »Sie entsprechen so gar nicht dem, was ich erwartet hatte«, erklärte er ihr, und sie setzte wie befohlen ihr charmantestes Lächeln auf. Er zwinkerte einmal, dann machte er sie mit seiner Frau Lacey bekannt, die sie offen und warmherzig begrüßte und zum Dank ein echtes Lächeln von Daisy bekam. Später stellte Booker sich an den Rand und lachte leise in seinen Drink, bis Lacey ihn mit dem Ellenbogen anstieß. Daisy hatte den Eindruck, dass sie den beiden nichts vormachen konnten, und mochte sie dafür nur umso mehr. Anschließend stellte sich ihr ein Professor mit einem länglichen, todtraurigen Gesicht vor. »Mein Name ist Evan York. Geschichte. Interessantes Kleid. Ist bestimmt schwer zu waschen.« Sein Lächeln war kurz, aber echt, und auch ihn mochte Daisy sehr. Jemand derart Deprimiertes hatte etwas Liebenswertes an sich.
Nichts Liebenswertes konnte Daisy dagegen an der letzten Professorin finden, die zu ihr kam, einer zierlichen Blondine mit einem hübschen Gesicht. »Ich bin Caroline Honeycutt, vom Fachbereich für Geschichte. Ihr Kleid ist wunderbar. Wirklich.« Es gelang ihr, zu Daisy aufzublicken und es trotzdem so aussehen zu lassen, als lächele sie auf sie herab. »Sie müssen so stolz auf Lincoln sein. Sein Vortrag war brillant. Was halten Sie von seiner Theorie vom Einfluss von Vereinen auf soziale Barrieren?«
»Ich bin voll und ganz dafür«, antwortete Daisy, und Carolines Grinsen wurde breiter.
»Oh, Sie sind keine Historikerin?«, stellte sie fest. »Verzeihen Sie mir.«
»Kein Problem«, gab Daisy zurück, dachte aber bei sich: Dich kann ich nicht leiden. Und sie mochte Caroline noch weniger, als diese sich bei Linc einschleimte und anfing, ihn mit einem betörenden Augenaufschlag anzugraben. Wie Julia. Und wahrscheinlich alle anderen Frauen. Nicht, dass es Daisy etwas ausmachte. Linc lächelte zurück. Groß, dunkel und hinreißend blickte er auf die zierliche Caroline hinab.
Daisy knirschte mit den Zähnen. Für Eifersucht gab es keinen Grund. Das alles war ja nur eine Geschichte - und obendrein noch nicht einmal ihre eigene. Egal, wie sehr sie Prescott liebte und die Menschen mochte und wie dringend sie Chickie retten wollte, es war nicht echt. Sie und Linc taten nur so, als wären sie verlobt.
Leider spielte der Trottel seinen Part nicht besonders gut.
Daisy beschloss, sich wie eine Erwachsene zu benehmen, die beiden zu ignorieren und sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, für die Linc ihr tausend Dollar zahlte. Also redete sie mit Crawford und hielt sich außerhalb der Reichweite seiner Hände. Sie unterhielt sich mit Evan und verbreitete Fröhlichkeit, um seine Niedergeschlagenheit wettzumachen. Lacey erzählte sie ein paar Anekdoten von Liz und Annie, nachdem sie herausgefunden hatte, dass auch Lacey tierlieb war. Dann redete sie wieder mit Crawford, weil er da war, als sie sich umdrehte. Mit Booker teilte sie dessen Bewunderung für Linc. Sie schwatzte mit jemandem aus dem Englischfachbereich, der nur wegen der Drinks gekommen war, und empörte sich mit ihm darüber, dass die Champignonhäppchen alle waren. Anschließend sprach sie erneut mit Crawford, der immer in ihrer Nähe zu sein schien. Allmählich entwickelte sich Crawford von einem Ärgernis zu einem echten Problem. Als sie sich nach Linc umsah, damit er sie rettete, war er verschwunden. Daisy spürte, wie sie wütend wurde.
Wenn er mit der dürren Zicke Caroline herumhängt, wird er mich kennenlernen, dachte sie.
Linc war ernsthaft durcheinander.
Einerseits war ihm der Job in Prescott sicher: Als sie auf der Party angekommen waren, hatte Crawford ihn beiseitegenommen und ihm die Stelle gemeinsam mit Booker offiziell angeboten. Linc hatte so schnell zugesagt, dass sie alle strahlten.
Dann wurden die Dinge merkwürdig. Es kann nicht an der Geschichte liegen, dachte er. Schließlich war es seine Story. Nein, es kam ihm eher so vor, als würde ihm die ganze Sache entgleiten. Zum Beispiel war da Caroline Honeycutt: rational, intelligent, mehr als interessiert an ihm und genau sein Typ. Und dann war da noch Daisy - überhaupt nicht sein Typ -, impulsiv und unberechenbar, die ihn böse anfunkelte, während sie alle anderen um den Finger wickelte. Dementsprechend verstörend war es,
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