Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
dass er sich dabei ertappte, wie er immer wieder zu Daisy hinüberschaute und sie beobachtete. Das liegt daran, dass du sie in dem Unterkleid gesehen hast, versuchte er sich an einer Erklärung. Also beschloss er, einfach in der Nähe von Caroline zu bleiben und sich in Erinnerung zu rufen, dass er auf schlanke, blonde Frauen in Designeranzügen und schwarzen Dessous stand. Und nicht auf kurvige, große Frauen in Secondhandklamotten und weißer Unterwäsche mit rosa Blümchen, Herrgott noch mal. Dann würde er nicht in Versuchung geraten, vollends in diese Geschichte hineinzuschlittern und darüber nachzudenken, Daisy zum Motel zu bringen und den neuen Job ausgiebig mit seiner Zukünftigen - die sie nicht war - zu feiern.
Merke: Erzähl nie wieder solche Geschichten, sagte er sich. Und als Caroline sich zu ihm gesellte, lenkte er all seine Aufmerksamkeit auf sie und die Realität.
Um Mitternacht fühlte sich Daisy, als würden ihr die Augen aus dem Kopf fallen und die Wangen platzen, wenn sie noch einmal lächelte. Dass sie jedes Mal Caroline entdeckte, wenn sie sich umdrehte, machte es nicht gerade besser.
»Linc.« Lächelnd ging sie auf ihn zu.
Er redete schon wieder mit Caroline und ignorierte sie.
»Linc?« Immer noch lächelnd zupfte sie an seinem Ärmel.
Mit einem herablassenden Grinsen blickte Caroline zu ihr auf. »Sie sind einfach zu entzückend für Worte.«
Wütend verengte Daisy die Augen. »Werden Sie nicht zickig, Schätzchen, das macht Sie alt.«
Schnell packte Linc sie beim Arm und zog sie weg von der überraschten Caroline. »Was soll das?«, flüsterte er ihr wütend zu.
Zur Antwort stemmte Daisy die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. »Ich gehe zurück zum Motel. Das hier trifft ziemlich genau meine Vorstellung von der Hölle, aber ich habe mich fünf Stunden lang durchgequält und mich benommen. Jetzt ist es Zeit, mich freizulassen. Bring mich zurück, Süßer, oder ich verwandle mich auf der Stelle in einen Kürbis. Und die Erste, der ich mein wahres Gesicht zeige, ist dieser gönnerhafte magersüchtige Hungerhaken mit den dilettantisch gebleichten Haaren.«
»Warte!« Ein bisschen hektisch klopfte Linc ihr auf die Schulter. »Ich bringe dich hier raus, versprochen. Aber es dauert ein bisschen. Wir müssen uns verabschieden. Kannst du noch eine Viertelstunde durchhalten?«
»Gerade so.«
Sie brauchten eine halbe Stunde, um allen Auf Wiedersehen zu sagen und sich von den Crawfords loszueisen. Daisy nahm an, dass Linc es geschafft hatte - außer er tat jetzt noch etwas irrsinnig Dämliches. Dann sah sie, wie er schon wieder bei Caroline stand, ihre Hand hielt und ihr zum Abschied in die Augen blickte. Offensichtlich arbeitete er gerade an der Grundlage, sie nächstes Jahr aufs Kreuz zu legen. Zum Teufel mit den beiden. Sie hatten einander verdient.
Doch als sie sich umsah, erkannte sie den Ausdruck in Chickies Augen, während sie die beiden beobachtete.
Chickie muss ihren Mann mit einer Menge Frauen gesehen haben, dachte Daisy. Und Chickie hat keine Verbindung zu Linc aufgebaut, sondern zu mir. Zur Tochter, die sie nie hatte.
Linc, du Idiot.
Also ging Daisy zu Chickie hinüber. »Es ist so traurig«, seufzte sie.
Verständnisvoll legte Chickie den Arm um Daisys Schultern und starrte zornig in Lincs Richtung. »Männer!«
»Oh, nein!«, gab Daisy sich überrascht. »Er interessiert sich nicht auf diese Art für Caroline. Es ist nur so, dass sie wie seine kleine Schwester aussieht. Wie die kleine… Gertrude.«
Chickie hielt überrascht inne. »Ach?«
»Weißt du…« Daisy beugte sich zu ihr, während sie ihrer Fantasie freien Lauf ließ. »Er hat sie vergöttert, aber sie starb sehr jung.«
»Oh, nein!«, stieß Chickie entsetzt hervor.
Ein verklärter Ausdruck trat in Daisys Augen. »Sie haben sich sehr geliebt. Er nannte sie sein kleines Zuckerschneckchen. Und sie nannte ihn…« Daisys wollte partout nichts einfallen. Wie, zum Teufel, hatte sie ihn genannt? »… den aufrechten Abe. Nach Präsident Lincoln, weißt du?«
Als sie Chickies Stirnrunzeln sah, ruderte sie etwas zurück. »Im Scherz. Sie nannte ihn so im Scherz. Sie hatten viel Spaß miteinander.«
Chickie nickte.
»Und dann, eines Tages…«, versuchte Daisy, den Faden ihrer Geschichte wieder aufzunehmen, und zögerte. Wie sollte sie dieses widerliche kleine Ekel um die Ecke bringen? Siechtum? Mord? Gottes Wille? Wie wollte sie Caroline loswerden? »Sie wurde von einem Lastwagen
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